Als die Welt zum Stillstand kam
kaufen war danach erstaunlich einfach. Doch als Alex das Geschäft wieder verließ, klopfte sein Herz plötzlich wie ein wild gewordener Presslufthammer.
Er sagte sich, dass er ja immer noch entscheiden konnte, ob er Celie die Kette gab oder ob er sie für den Rest seines Lebens in seiner Hosentasche mit sich herumtrug. Aber das war loco. Nach diesem Abend würde nichts mehr so sein wie vorher. So oder so.
Bernie
Kaum hatte Alex aufgelegt, stürmte die chilenische Lichttechnikerin auf Bernie zu und überschüttete ihn mit einem spanischen Redeschwall. Kurz darauf kam der Bassist der Jazzcombo aus Guatemala ebenfalls herüber, um auf Bernie einzureden. Offenbar hielten sie ihn für den Organisator hier. Es wurde Zeit, dass Celie zurückkam!
Inmitten des spanischen Stimmengewirrs versuchte Bernie, logisch zu denken. Bevor er irgendetwas regeln konnte, mussten sie eine gemeinsame Sprache finden. Und das musste eine sein, die Bernie beherrschte. Er ging zur Jazzcombo hinüber und fragte, ob jemand von ihnen Englisch, Deutsch oder Hindi sprach.
»Yes, I can«, antwortete der korpulente Pianist strahlend.
Er erwies sich als eifriger, wenn auch nicht ganz zuverlässiger Dolmetscher, und zehn Minuten später hatte Bernie sowohl die Anlage der Musiker als auch die störrischen Scheinwerfer der Lichttechnikerin neu eingestellt.
»You is un mago!« Der dicke Pianist klopfte Bernie anerkennend auf die Nieren. Entweder machte man das in Guatemala so, oder es lag einfach daran, dass er nicht bis an Bernies Schulter reichte.
Der Pianist streckte sich und flüsterte: »The young lady, where is she? She wants to help me, you understand?« Er legte einen dicken Finger an seinen Nacken, wo der ID-Chip saß, und zwinkerte Bernie verschwörerisch zu.
»I don’t know«, murmelte Bernie und verzog sich hastig.
Celie hatte es also wieder getan. Wahrscheinlich hatte sie allen hier angeboten, ihnen zu helfen, von den Musikern bis zu den Kellnerinnen. Obwohl sie genau wusste, dass nicht einmal Jennas Einfluss ausreichen würde, um sie vor dem Gefängnis zu bewahren, wenn herauskam, dass sie Leuten mit zeitlich begrenzten Visa beim Untertauchen half …
Hoffentlich kam Alex bald. Er war der Einzige, der Celie dieses gefährliche Spiel ausreden konnte.
Gerade ließ Jenna einen Schwung neuer Menschen durch die Mauer herein, darunter die ersten Schülerinnen. Bernie beschloss, dass Celie ihn lange genug in diesem Chaos allein gelassen hatte. Er drehte sich um und lief zur Villa.
Celie
Celie hatte fast jeden Ort durchstöbert, an dem sie normalerweise geladene Akkus aufbewahrten. Wenn man bedachte, wie groß die Villa war und wie unordentlich ihre Bewohnerinnen, waren das ziemlich viele Orte. Natürlich war das alles Alex’ Schuld. Wegen ihm kroch sie jetzt in modrigen Kellerräumen herum. Und das auch noch vergeblich.
Sie war schon wieder auf dem Weg nach oben, als ihr einfiel, wo sie auf jeden Fall einen Akku finden konnte. Das war strengstens verboten, aber solange Jenna oben mit den Partyvorbereitungen beschäftigt war, war Celie sicher. Außerdem hatte sie sich früher schon ins Labor geschlichen.
Die Stahltür war fast zwanzig Zentimeter dick, ohne jeden Angriffspunkt für Einbrecher, feuerbeständig und selbst mit Sprengstoff kaum zu beschädigen. Der einzige Weg hinein führte über ein Tastenfeld, auf dem ein Code eingegeben werden musste.
Als Jenna noch den Bioscanner benutzt hatte, war es unmöglich für Celie gewesen, ins Labor zu gelangen. Aber der Scanner hatte nie richtig funktioniert, und als er Jenna selbst wieder einmal nicht ins Labor ließ, hatte sie ihn kurzerhand mit einem Hammer zerschmettert. Inzwischen gab es ein Tastenfeld. Simpel, aber dafür umso besser versteckt. Und den Code kannte nur eine einzige Person: Jenna.
So war zumindest die Theorie. Tatsächlich hatte Celie schon mit sieben Jahren herausgefunden, wo sich das Tastenfeld befand. Und zwei Wochen später kannte sie auch den Code – den Jenna nie änderte, weil sie sich Zahlen einfach nicht merken konnte.
Damals hatte Celie sich tatsächlich einmal ins Labor geschlichen. Sie wollte unbedingt wissen, was das für ein Ort war, an dem ihre Eltern so viel Zeit verbrachten. Später, als sie wusste, dass dort Geschichte geschrieben worden war, hatte sie das Labor noch einmal besucht. Aber beide Male war es der Mühe nicht wert gewesen: Anstelle von geheimnisvoll blinkenden Apparaten und intelligenten, sprechenden Computern gab es dort nur grüne
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