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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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genommen, um damit eine bahnbrechende Modifikation zu testen: Ihr Leben lang hatte sie davon geträumt, mobile Tore zu schaffen, und jetzt schien der Erfolg endlich zum Greifen nah.
    Diese Modifikation – Bernie ersparte Celie und Alex die technischen Details, die er im Übrigen auch nicht völlig verstand – sollte es möglich machen, beim Beamen auf abgeschlossene Tor-Kabinen zu verzichten. Dafür war es notwendig, ein Beamfeld flexibler Größe herzustellen, das jederzeit auch ohne Begrenzung stabil war. Bislang war die Größe der beambaren Gegenstände durch die Größe der Kabinen begrenzt – diese Einschränkung würde es bei mobilen Toren nicht mehr geben.
    Mobile Tore hatten noch andere Vorteile. Jenna hatte zum Beispiel davon geträumt, mithilfe solcher Tore die letzten diktatorischen Länder ans Netz anzuschließen, wie ihr Mann es sein Leben lang versucht hatte. Mobile Tore brauchten nicht größer zu sein als ein MoPad, man könnte sie also einfach von einem Flugzeug aus abwerfen. Jenna war sich aber auch im Klaren darüber gewesen, dass mobile Tore neue Probleme bringen würden, darum hatte sie ihre Forschungen bis zum Schluss sogar vor ihrem Assistenten Pierre geheim gehalten.
    »Und offenbar hatte sie die Lösung ja auch noch nicht gefunden«, sagte Alex. »Sonst wäre sie nicht …«
    »Da bin ich nicht so sicher«, meinte Bernie. »Die Begrenzung muss schon irgendwie funktioniert haben, weil … soll ich lieber aufhören?«
    Celie liefen wieder Tränen übers Gesicht. »Nein«, sagte sie. »Ich will endlich wissen, was passiert ist.« Sie lehnte sich an Alex, der den Arm um sie legte.
    »Also, es ist so«, fuhr Bernie fort, »die Begrenzung hat einerseits funktioniert und andererseits nicht: Sie hat funktioniert, weil das Beamfeld sich offensichtlich nicht im ganzen Raum ausgebreitet hat. Und sie hat nicht funktioniert, weil Jenna teilweise aus dem Feld heraustreten konnte.«
    »Aber warum sollte sie das tun?«, rief Celie.
    Bernie zuckte die Achseln. »Das weiß ich noch nicht. Aber ich weiß zumindest, was passiert ist. Camille – meine Ausbilderin – hat mir erzählt, dass es Gerüchte gab. Über Beamversuche ohne Torkabinen.« Er räusperte sich. »Dabei soll es vorgekommen sein, dass Lebewesen aus dem Feld herausgerieten und nur teilweise gebeamt wurden. Die Folge soll eine Zellzersetzung sein. Man weiß nichts über die Ursachen, aber offenbar ist sie nicht zu stoppen. Sie setzt sich so lange fort, bis der Körper sich vollständig aufgelöst hat.«
    »Das stimmt!« Celie schrie so laut, dass Alex zusammenzuckte. »Genau das ist mit Mom passiert!«
    Im Krankenhaus hatten sie Celie nicht erlaubt, ihre Mom zu sehen. Erst nachdem die polizeiliche Untersuchung vorbei war und Celie eine Schweigevereinbarung unterschrieben hatte, hatte sie mit dem Chefarzt sprechen können. Er kam in Begleitung dreier Anwälte und die ganze Zeit knetete er seine Hände, schwitzte und druckste herum. Als Celie endlich verstand, was er ihr über Moms Tod erzählte, glaubte sie zuerst, sie hätte sich verhört. Oder der Arzt wäre verrückt. Aber die ernsten Mienen der Anwälte und der streng geheime Polizeibericht, den sie ihr zeigten, ließen ihr keine Wahl, als es wirklich und wahrhaftig zu glauben: dass ihre Mutter sich vor den Augen der Ärzte in Nichts aufgelöst hatte.
    Sie gaben ihr Moms Kleider und ihre Kette, einer der Anwälte wies sie noch einmal eindringlich auf ihre Schweigevereinbarung hin, dann ließen sie sie mit der furchtbaren Wahrheit allein.
    Dass Celie mit niemandem darüber sprechen durfte, machte alles noch schlimmer. Und dass sie sich schuldig fühlte und zugleich wütend auf ihre Mom war, war kaum zu ertragen. Aber Celie hatte durchgehalten, war nicht zusammengebrochen – bis zu dem Tag, an dem sie den leeren Sarg beerdigen musste …
    »Vielleicht sollten wir endlich mal im Einzelnen klären, was damals passiert ist«, schlug Bernie vor. Alex zögerte kurz, dann nickte er.
    Celie richtete sich auf. »Ich fang an.«
Der 20. Mai 2036
    Celie
    Sie hatte in der letzten Stunde x-mal bei Alex angerufen, aber nur seine MoBox erreicht. Als ihr MoPad endlich klingelte, ignorierte Celie es zunächst. Sollte er ruhig schmoren! Schließlich ging sie doch dran, aber es war gar nicht Alex, sondern der chinesische Partyservice. Sie waren bereit zum Beamen. Wan Tan, Dim Sun, frittierte Wollhandkrabben … Celie merkte plötzlich, dass sie Hunger hatte. Kein Wunder, bei der Zeugnisvergabe am

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