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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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könnten.«
    Pierre schnaubte. Er packte einen Schraubenzieher und schlug ihn auf seine Handfläche wie einen Trommelstock.
    Dafina setzte sich auf den Stuhl, der am weitesten von ihm entfernt war.
    »Dieses Tor ist, soweit wir das sagen können, völlig in Ordnung. Und wir haben weiß Gott alles Menschenmögliche getan, um eine Fehlfunktion zu finden oder irgendeinen Hinweis auf Sabotage. All das haben wir ausgeschlossen.«
    Pierre fuhr sich über die kurz geschorenen blonden Haare, als wollte er sie sich vom Kopf reiben. »Aber Jenna ist tot, verdammte Scheiße!«
    Und sie war ein verdammtes Genie, jaja, dachte Dafina.
    »Sie hat keine Fehler gemacht – sie war ein verdammtes Genie!« Pierre wandte sich ab. Seine Schultern zuckten.
    »Ja, das war sie«, sagte Dafina.
    Pierre war nach dem Tod von Jennas Mann ihr engster Mitarbeiter gewesen. Er hatte sie vergöttert und das konnte Dafina ihm nicht einmal verdenken. Schließlich hatte Jenna Kranen die Tore erfunden. Umso tragischer war es, dass sie durch ein Tor zu Tode gekommen war. Kein Wunder, dass Pierre fast verrückt wurde, weil sie keine technische Ursache dafür finden konnten.
    Dafina wog ihre nächsten Worte besonders sorgfältig ab.
    »Ich weiß, das macht es umso schwieriger, zu akzeptieren, dass Jenna tatsächlich einen Fehler … dass sie unvorsichtig war. Warum sie das Tor ohne Sicherheitskabine eingesetzt hat, werden wir wohl nie wissen. Und auch nicht, was sie abgelenkt hat, als sie beamen wollte.«
    Pierre ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen, wandte Dafina aber immer noch den Rücken zu.
    »Niemand ist schuld daran, Pierre. Es war ein Unfall. Und wenn wir noch jahrelang weitersuchen, das Ergebnis wird immer dasselbe sein.«
    Eine Weile schwiegen sie beide. Dann sagte Pierre: »Okay.«
    Dafina war überrascht, aber vor allem erleichtert. Sie stand auf. »Dann schalten wir das Tor jetzt ein für alle Mal ab, und ich schreibe den Abschlussbericht.« In der Tür blieb sie stehen. »Kommst du?«
    »Gleich.«
    Dafina begriff, dass er Zeit brauchte, um sich zu verabschieden. Leise zog sie die Tür hinter sich zu.
    Natürlich war es kein Unfall gewesen! Jenna war nie, nie unaufmerksam bei der Arbeit gewesen. Allein für diesen schwachsinnigen Gedanken hätte Pierre Dafina Bright schon umbringen können.
    Aber jetzt war sie weg, und er konnte endlich ungestört arbeiten.
    Dafina Bright hatte ja keine Ahnung, wie genial Jenna wirklich gewesen war. Und er würde es ihr auch sicher nicht verraten. Jenna hatte mit diesem Tor etwas völlig Neues versucht und es war ihr gelungen. Pierre konnte es immer noch nicht fassen: Sie hatte ein stabiles Beamfeld ohne Begrenzung durch eine Metallabschirmung hinbekommen, wusste der Teufel, wie. All ihre Versuche zeigten, dass das Feld absolut stabil war. Jenna war ganz kurz davor gewesen, das Tornetz zu revolutionieren und die Welt erneut von Grund auf zu verändern. Aber dann war etwas passiert. Das Feld hatte sich nicht destabilisiert, das schloss Pierre inzwischen aus. Was war es dann gewesen?
    Er musste noch mal von vorne anfangen. Und er wusste auch, wie. Er hatte nämlich längst noch nicht alles versucht. Und da ihn das Auge des Gesetzes in Gestalt von Dafina Bright nun nicht länger beobachtete, brauchte er sich auch nicht mehr an die Sicherheitsvorschriften zu halten, die für Tore ausnahmslos die Analyse in einem isolierten Netz vorschrieben.
    Pierre zögerte. Was er vorhatte, galt nicht umsonst als Hochverrat. Das Netz musste mit allen Mitteln gegen Sabotage geschützt werden. Außerdem würde man ihn sofort schnappen, wenn etwas schiefging. Nur eine Handvoll Menschen hatte ja überhaupt die Möglichkeit, das zu tun, was er jetzt vorhatte. Aber es ging um Jenna. Und um Celie. Er kannte sie, seit sie vier war, und der Anblick des verzweifelten Mädchens, das nun beide Eltern verloren hatte, hatte ihm auf der Beerdigung gestern das Herz gebrochen. Er würde alles tun, damit sie wenigstens wusste, was mit ihrer Mutter geschehen war. Vielleicht konnte sie dann irgendwann ihren Frieden finden.
    Es war ja auch extrem unwahrscheinlich, dass etwas passierte.
    Pierres Finger glitten über das Holo-Display wie die eines Pianisten über die Tasten seines Flügels, als er Jennas Tor an das weltweite Netz anschloss.
Irland, Mobilen-Kommune
    Celie flog auf ihrem getunten Grassboard den grünen Hügel hinunter. Hörte nichts als das Sirren der Gräser unter dem Board, die Stimme des Windes und das empörte Kreischen der

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