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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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technisches Wissen an. Sondern darauf, die beteiligten Menschen richtig einzuschätzen.«
    Sie runzelte die Stirn und blickte an Bernie vorbei in die Ferne. »Und damit meine ich nicht nur solche wie mich, die dich nerven, weil sie sich anders verhalten, als du es erwartest. Ich meine verzweifelte Menschen. Brutale Schläger. Desillusionierte Soldaten. Psychopathen.«
    Ihre Stimme wurde leiser. »In Kriegsgebieten ist es besonders schlimm, und da, wo die Menschen hungern. Aber auch hier kann dir jederzeit ein Outlaw über den Weg laufen, der dich hasst, weil du für ihn die Welt repräsentierst, von der er ausgeschlossen ist. Und sogar Mobile werden manchmal gewalttätig, wenn du in der Nähe ihrer Kommune ein Tor errichten willst.«
    Bernie wusste nicht, was er sagen sollte. Camille stand auf und hielt ihm eine Hand hin. Sie fühlte sich rau und weich zugleich an. »Du kannst mir glauben: Es hat mir schon mehr als einmal den Hals gerettet, dass ich nicht so aussehe, wie man sich einen typischen Tortechniker vorstellt.« Sie grinste. Doch als sie seinen Gesichtsausdruck sah, wurde sie wieder ernst.
    »Ich weiß, das willst du alles nicht hören. Tortechniker ist dein Traumberuf, wahrscheinlich seit du denken kannst. Und du hast recht: Es ist der beste Beruf der Welt. Aber meine Aufgabe ist es, dir nicht nur die technischen Tricks beizubringen, sondern auch dafür zu sorgen, dass du deine Einsätze überlebst, körperlich und seelisch. – Und jetzt: Was wolltest du vorhin fragen?«
    Bernie war flau im Magen. Für einen Augenblick war er unsicher, ob er noch mehr wissen wollte. Ob er es überhaupt schaffen konnte, Tortechniker zu werden. Aber eines wusste er: Er würde seinen Traum nicht einfach aufgeben. Klar, er hatte so seine Schwierigkeiten, Menschen und ihre … Wackelkontakte zu verstehen. Aber er würde alles lernen, was nötig war. Und wie es aussah, hatte er dafür genau die richtige Ausbilderin erwischt.
    Als Bernie die Analyse seiner Situation so weit abgeschlossen hatte, konnte er sich wieder auf die Fragen konzentrieren, die ihn beschäftigten.
    »Erstens: Du hast also den Zweig in das Gelenk des Roachys gesteckt, um mich zu testen? Und zweitens: Was passiert, mal rein theoretisch, wenn jemand in einem Tor ohne Sicherheitskabine beamt und dabei teilweise aus dem Beambereich gerät?«
    Camille blieb stehen, drehte sich zu ihm um und strahlte.
    »Die erste Antwort ist: ja. Die zweite dauert etwas länger.«
    Sie hakte ihn unter und begann zu erklären.
    Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Trotz Insekten und Erdlöchern. Auch die feuchte Hitze spürte Bernie kaum noch, nachdem sich seine Kleidung an die Bedingungen angepasst hatte. Und selbst wenn er, klatschnass geschwitzt, in altertümlichen Jeans und T-Shirt aus Baumwolle unterwegs gewesen wäre – es hätte ihn nicht gestört. Was Camille erzählte, war so unglaublich, dass er alles um sich herum vergaß.
    Offiziell war es noch niemals vorgekommen, dass jemand nur teilweise gebeamt worden war. Auch das allererste Tor, das die Kranens in ihrem Labor gebaut hatten, hatte schon eine begrenzende Kabine gehabt. Allerdings gab es Gerüchte in Tortechnikerkreisen. Ob es sich dabei um Tatsachen oder um »Urban Legends« handelte, wusste niemand so genau. »Aber ich bin sicher«, sagte Camille, »dass es Experimente ohne Kabine gegeben hat. Schon allein, damit man weiß, was passiert, wenn man ein Lebewesen nur teilweise beamt. Wissenschaftler sind schließlich krankhaft neugierig.«
    »Jenna Kranen hätte so was nie getan«, protestierte Bernie. »Sie war …«
    Camille zog eine Augenbraue hoch. Ihr Lidtattoo glitzerte pink. »Du kanntest Jenna Kranen?«
    »Wir waren …«, begann Bernie, aber ein Kloß im Hals kam ihm in die Quere. Er räusperte sich. »Ich bin mit ihrer Tochter befreundet.«
    »Wow. Durftest du auch mal in ihr Labor?«
    Bernie nickte nur.
    »Na, dann weißt du wahrscheinlich mehr über Tore als ich.« Camille zwinkerte ihm zu. »Ich glaube, ich lass dich unser Tor allein aufbauen und lese in der Zeit ein gutes Buch.«
    Bernie stöhnte und Camille lachte. Ihre Halsketten klirrten.
    »Also, wie war das jetzt mit den geheimen Experimenten?«, wollte Bernie wissen.
    »Tja, auch wenn die Kranens sie nicht durchgeführt haben«, sagte Camille, »irgendjemand hat es bestimmt getan. Wenn ich nur daran denke, was man mit einem mobilen Tor ohne Kabine alles machen könnte: Energie quasi direkt aus der Sonne gewinnen, aber auch ganz neue

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