Als die Welt zum Stillstand kam
der Plantage seiner Eltern einiges gelernt hatte, was ihm jetzt weiterhalf. Zum Beispiel wusste er, wie man einen Roachy auf einen Menschen prägte. Er hatte das x-mal bei den Ernterobotern gemacht und bei diesem Roachy hier funktionierte es hoffentlich auch.
Zuerst machte Bernie mit der Holo-Kamera des Roachys eine Rundumaufnahme von sich selbst. Dann übertrug er die Aufnahme in das Analysesystem des Roboters. Der nächste Schritt war knifflig, weil Camilles Aufnahme gegen Überschreiben geschützt war. Aber den Schutz hatte er schnell geknackt.
Schließlich entfernte Bernie sich von dem Roachy. Erst zwei Schritte, dann noch zwei … Und endlich drehte sich der Roboter in Bernies Richtung und ging hinter ihm her.
Bernie führte ihn zurück und sah auf die Uhr in seinem MoPad. Schon zwei Uhr! Er musste sich beeilen, wenn er das nächste Tor erreichen wollte, bevor es dunkel wurde.
Er hoffte, dass das Tor funktionierte. Dass er unrecht hatte mit seiner Sherlock-Holmes-Folgerung vom letzten Abend.
Obwohl es schon spät war, nahm er sich Zeit, um alles zusammenzupacken – auch das Tor, das er wieder in seine Einzelteile zerlegte – und auf dem Roachy zu verstauen. Vielleicht brauchte er ja etwas davon noch mal.
Jetzt dachte er schon wie ein Outlaw! Die konnten auch nicht einfach irgendwohin beamen, wenn ihnen etwas fehlte. Sie mussten mit dem auskommen, was sie hatten oder was sie sich ohne Tore besorgen konnten.
Wilde Tiere, Outlaws, kaputte Tore …
Er ging los und der Roachy krabbelte wie ein riesiges silbernes Insekt hinter ihm her.
Kapitel 5
Aus Jennas Tagebuch:
8. April 2021
Die Ereignisse überschlagen sich. Wir haben ein Unternehmen gegründet, in dem wir das Transtorq bauen werden. Felix ist dafür auf den Namen T. O. R. gekommen, die Abkürzung von »Transtorq Operations and Research«. Ein kleiner Insider-Gag meines deutschen Ehemanns. Sollten wir uns mit der UNO einig werden, werden wir ihr T. O. R. schenken (aber den Bau der Scrambler natürlich weiterhin selbst in der Hand behalten).
Am 4. April habe ich Kontakt mit Gaia Tremante aufgenommen. Als Generalsekretärin der UNO ist sie auch für deren Finanzen verantwortlich, und sie war – nach einigen Stunden, in denen sie sich wohl über uns und unsere Forschungen informiert hat – sehr interessiert.
Felix ist noch in Hochstimmung. Ich hoffe, das hält an, bis wir Tremante persönlich treffen.
1. Mai 2021
Gaia Tremante ist vor drei Tagen mit mehreren UNO-Vertretern und Wissenschaftlern angereist. Bevor wir die Transtorqs vorgeführt haben, gab es einige Aufregung, als Felix darauf bestand, zunächst die Rahmenbedingungen zu verhandeln, weil nur bei einer Einigung eine Zusammenarbeit überhaupt infrage komme.
Nach einigem Hin und Her hat sich die Delegation darauf eingelassen und seitdem verhandeln wir. Tatsächlich hat Tremante es geschafft, sich vom Sicherheitsrat ein Mandat zur Verhandlung mit uns geben zu lassen. Unsere Vereinbarungen müssen dann natürlich noch der Generalversammlung vorgelegt werden. Felix meint aber, dass die wirtschaftlichen Aussichten für alle Staaten zu verlockend sind, als dass sie sich gegen unsere Bedingungen aussprechen würden.
Ich bin da nicht so sicher.
Mecklenburgische Seenplatte
Bernie brauchte nur nach Osten zu gehen, dann würde er wieder zum Langhäger See kommen. Im Osten ging die Sonne auf, das war also eigentlich ganz einfach. Nur dass Bernie die Sonne nicht sehen konnte. Die Baumkronen, die den Himmel die meiste Zeit verdeckten, waren dabei nicht das Problem, sondern der Himmel selbst. Er war durchgehend grau, und das Einzige, was er durchließ, war der ewige Regen, der Bernie immer mehr auf die Nerven ging. Seine Kleidung hatte sich auf den Regenmodus eingestellt, wasserdicht und klimatisiert, deshalb war Bernie nur bis zum Hals durchnässt. Aber der Regen verwischte alle Spuren, denen er hatte folgen wollen. Sosehr er sich auch bemühte, er entdeckte nichts, was darauf hindeutete, dass hier jemals irgendwer langgekommen war.
Der bedeckte Himmel brachte noch mehr Probleme. Die Solarzellen des Roachys bekamen zu wenig Sonne und konnten die Akkus nicht schnell genug aufladen. Aber das konnte Bernie im Grunde egal sein. Bevor die Akkus leer waren, saß er hoffentlich längst gemütlich in seiner Wohnung in Köln. Seine Vorräte reichten auch locker für drei Tage. Trotzdem pflückte Bernie einen ganzen Strauch Johannisbeeren leer, als er darauf stieß. Ein bisschen Abwechslung im
Weitere Kostenlose Bücher