Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
Vom Netzwerk:
Speiseplan konnte ja nicht schaden.
    Als es dunkel wurde, sank Bernies Mut. Er hatte den See immer noch nicht erreicht. Und die Umgebung kam ihm völlig unbekannt vor. Auch wenn das nicht viel hieß – für ihn sah es hier überall gleich aus. Jedenfalls hatte er nicht die geringste Ahnung, wo er war. Er musste sich wohl oder übel auf eine weitere Nacht hier draußen in der Wildnis einstellen. Die Frage war nur: Wo sollte er schlafen?
    Bernie hielt an, der Roachy ebenfalls. Hätte Bernie es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, dass der Roachy ihn mit seinen Sensoren erwartungsvoll ansah.
    »Ich ess erst mal was«, sagte Bernie. Zu sich selbst, natürlich – nicht etwa zu dem Roachy. Das wäre ja verrückt gewesen.
    Er setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm. Der war zwar ekelhaft glitschig vom Regen und all dem grünen und braunen Zeug, das auf ihm wuchs, aber etwas Besseres gab es hier nicht.
    Bernie aß ein paar Cracker, etwas Käse und eine Handvoll von den Johannisbeeren, die er gesammelt hatte. Sie schmeckten gut, aber nicht ganz so, wie er sie in Erinnerung hatte. Das lag vermutlich daran, dass seine Sinne in dieser Umgebung besonders geschärft waren.
    Beim Kauen kamen Bernie oft die besten Ideen und das klappte auch diesmal. Als er mit Essen fertig war, wusste er, wo er schlafen konnte.
    Er musste einige Minuten suchen, aber dann hatte er einen Platz gefunden, der ideal für seine Zwecke war. Er benutzte den Joystick, um den Roachy in die Senke zu dirigieren. Als der Roboter unten war, ragte er nicht mehr als dreißig, vierzig Zentimeter daraus hervor. Bernie warf ihm die Tarnplane über, bevor er unter dem Roachy erst eine wasserdichte Plane und dann eine Decke ausbreitete. So hatte er es die Nacht über trocken und warm. Und was mindestens genauso wichtig war: Kein Mensch würde ihn hier so schnell entdecken. Und hoffentlich auch kein Bär.
    Drei Stunden später hätte ein Angreifer keinen besonderen Spürsinn gebraucht, um Bernie zu finden. Sogar ein Blinder hätte ihn problemlos ausmachen können. Bernies heftiges Würgen hätte ihm den Weg gewiesen.
    Offenbar waren die Johannisbeeren doch keine Johannisbeeren gewesen.
    Am nächsten Morgen fühlte Bernie sich furchtbar. Schwach und zittrig. Aber wenigstens war die Übelkeit verschwunden. Zusammen mit allem, was er in den letzten Tagen gegessen hatte. Bernie überlegte nicht lange, sondern verschlang fast seine gesamten Vorräte. Da er heute ja zweifellos den See erreichen würde, brauchte er nicht mehr sparsam zu sein.
    Zu dem Brot, dem Käse, der Salami, den Paprikas, Tomaten und verschiedenen Brotaufstrichen, zwei Äpfeln und einer halben Packung Schokokeksen gönnte Bernie sich eine Tasse weißen Tee. Der war sündhaft teuer und vielleicht sollte er ihn aufbewahren, um etwas zum Tauschen zu haben, wenn er jemanden in dieser verlassenen Wildnis traf. Aber der Duft erinnerte ihn an sonnige Tage auf der Teeplantage und an seine Eltern. Und Bernie konnte jetzt ein paar schöne Erinnerungen brauchen.
    Zumal die Sonne auch heute nicht zu sehen war. Wenn das den ganzen Tag lang so blieb, würde Bernie spätestens am nächsten Morgen die Akkus des Roachys austauschen müssen. Na, wenigstens würde er auf absehbare Zeit nicht frieren müssen. Die Nanobeschichtung seiner Kleidung brauchte so wenig Energie, dass die eingearbeiteten Solarfolien bei jedem Wetter ausreichten.
    Aber diese Gedanken waren natürlich vollkommen überflüssig. Schließlich würde er gar nicht lange genug hier sein, als dass ihm der Strom ausgehen konnte.
    Gestärkt stand Bernie auf, winkte dem Roachy und stapfte los. Immer nach Osten.
    Oder genauer: in die Richtung, die mit großer Wahrscheinlichkeit Osten war.
    Oder auch nicht.
Berlin, Geriatrische Klinik
am Sonnenplatz
    Die nächsten Tage kamen Alex vor wie eine Achterbahnfahrt durch ein Irrenhaus.
    Die Klinik quoll über vor Kranken und Verletzten. Die meisten waren in den Toren eingesperrt gewesen, viele waren aber auch bei Schlägereien verletzt worden, die draußen nun an der Tagesordnung zu sein schienen. Dazu kamen noch diejenigen, die aus den evakuierten Pflege- und Altenheimen in die Klinik gebracht wurden. Inzwischen hatten auch die meisten Ärzte ihre Praxen verlassen und viele von ihnen arbeiteten im Krankenhaus mit. Aber es reichte vorne und hinten nicht, zumal sich immer mehr Klinikmitarbeiter absetzten, um ihre Angehörigen zu suchen. Außerdem gab es zu wenig Nahrungsmittel, und die Medikamente waren

Weitere Kostenlose Bücher