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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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gabelten, ging es vom Wasser weg.
    Bernie hatte das Thema »Tore« den ganzen Tag über vermieden, aber als sie am frühen Abend an einem Lagerfeuer kochten, das Karl entfacht hatte, fragte er ihn doch danach. Karl runzelte die ledrige Stirn und rührte schweigend in dem Hasen-Brennnessel-Eintopf. Schließlich sagte er: »Wie es aussieht, funktionieren die Tore nicht mehr.« Er machte eine Pause, doch Bernie sagte nichts. »Ich selbst habe in den letzten Tagen drei Tore besucht – alle tot. Außerdem habe ich wegen meiner Forschungen immer ein MoPad dabei und auch das bekommt keine Verbindung mehr zum Netz. – Du wirkst gar nicht überrascht«, fügte er hinzu.
    »Mmm«, sagte Bernie nur. Er war wirklich nicht so überrascht, wie er es erwartet hätte. In den letzten Tagen hatte er sich zwar selbst ständig davon zu überzeugen versucht, dass es keinen weltweiten Tor-Ausfall gab – aber der Sherlock Holmes in seinem Kopf hatte nicht lockergelassen und lautstark widersprochen.
    Bernie schob den Schock über diese Nachricht beiseite, dahin, wo die Bilder von Camille und dem Bären lagen. Was sollte er nun tun? Schwierig.
    Was wollte er tun? Das war einfacher: Er wollte so schnell wie möglich in eine große Stadt. Köln war zu weit weg, aber Berlin bot sich an. Das war die größte Stadt in der Nähe, außerdem fand er vielleicht sogar Alex dort. Bevor Bernie hierhergebeamt war, hatte er sich eine Karte angesehen, und darum wusste er, dass die Havel nach Süden fast bis zur A10 führte, auf der er dann direkt nach Berlin gelangen konnte. Bernie war zwar noch nie gepaddelt, aber das würde er schon lernen. Und auf dem Wasser würde er sich erheblich sicherer fühlen als an Land, wo jederzeit ein Bär aus dem Gebüsch brechen konnte.
    »Karl, wie komme ich am schnellsten zur Havel?«
    »Muss das sofort sein, oder essen wir vorher noch was?«, erwiderte Karl.
    Beim Essen erzählte er, dass er Gerüchte über den Ausfall der Tore bei den Outlaws aufgeschnappt hatte. Von metallzersetzenden Bakterien, die in geheimen Forschungslabors gezüchtet worden waren, bis zu einem Meteoriteneinschlag in Kanada reichten die Vermutungen. Aber da es nur wenige Informationen gab, wusste niemand etwas Genaues.
    »Die Outlaws in der Siedlung da hinten«, Karl deutete nach Osten, »haben zwar ein altes Radio, das noch läuft, aber im Rundfunk bringen sie auch nicht viel anderes als Aufrufe und Warnhinweise der offiziellen Stellen und natürlich Suchmeldungen. – Über die Suchmeldungen finden sich erstaunlich viele Leute. Wahrscheinlich wegen der CB-Funker. Die können sich als Einzige noch über größere Entfernungen unterhalten.«
    CB-Funker. Radios. In Bernie begann es zu arbeiten. Und als sie den Eintopf aufgegessen hatten, wusste er, was er zu tun hatte. Dafür brauchte er allerdings das Radio der Outlaws. Und das würden sie ihm nicht so einfach überlassen … Aber wenn er zum Wasser wollte, kam er sowieso an ihrer Siedlung vorbei. Da konnte er sich ja mal umschauen.
    In dieser Nacht schlief Bernie zum ersten Mal wieder gut, seit Camille … seit er hier war. Denn Karl hatte sich gleich neben dem Roachy in eine Mulde gelegt und Bernie war sicher, dass er wach werden würde, wenn Gefahr drohte.
    Als Bernie am nächsten Morgen aufwachte, war Karl schon weg. In einer »Hand« des Roachys fand Bernie eine Skizze mit der Siedlung der Outlaws, der Havel, Berlin und der A 10. Denk dran: Nicht zu viel Waldsauerklee essen , hatte Karl darunter geschrieben.
    Bernie konzentrierte sich auf seinen Plan. Als Erstes musste er das Radio der Outlaws stehlen. War bestimmt auch nicht schwieriger, als Ameisen zu essen. Er brauchte das Radio, und er würde es bekommen, irgendwie. Dann würde er es zu einem Empfänger für CB-Funk umbauen – wenn es ihm gelang, den Frequenzbereich entsprechend zu verändern – und sein MoPad zum Sender machen. Vor allem das mit der Hochfrequenztechnik war knifflig, aber es war seine einzige Chance.
    Denn er konnte nicht in die Zivilisation zurückkehren, ohne zu wissen, was ihn da erwartete. Eines war klar: Die Welt, wie er sie kannte, existierte nicht mehr. Und mit jedem weiteren Tag veränderte sie sich dramatisch. Das konnte sich jeder mit ein bisschen gesundem Menschenverstand ausrechnen.
    Mit dem Zusammenbruch des Tornetzes waren die Menschen an dem Ort gefangen, an dem sie sich gerade aufhielten – wer wusste das besser als Bernie! Aber viel problematischer war, dass damit auch das Internet

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