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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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gut – der Roachy hatte ja noch drei funktionierende Beine. Aber wenn Bernie das kaputte Bein nicht ersetzen konnte, würde jede weitere Beschädigung an einem der übrigen Beine dazu führen, dass Bernie den Roboter zurücklassen musste. Zusammen mit einem Großteil des Werkzeugs und der anderen Dinge, die der Roachy transportierte. Und das kam nicht infrage. Denn der Roachy und das, was er trug, war vielleicht alles, was Bernie in der Welt ohne Tore noch besaß. Hier in der Wildnis half ihm das beim Überleben. Und draußen in der Zivilisation auch: Dort konnte jedes Stück Elektronik aus dem Tor und auch jeder Teil des Roachys selbst von unschätzbarem Wert sein.
    Bislang hatte Bernie vorgehabt, den Roboter in der Nähe der Outlaw-Siedlung zu verstecken und sich auf seiner Flucht von ihm tragen zu lassen. Der Roachy war in der Lage, bis zu vierzig Stundenkilometer schnell zu laufen, schneller als jeder Verfolger.
    Vielmehr: Er war dazu in der Lage gewesen. Wenn er jetzt fünf Kilometer in der Stunde schaffte, war das vermutlich schon gut.
    Okay, dann kam jetzt Plan B zum Einsatz. Mal überlegen …
    Er würde den Roachy am Fluss verstecken (wenn er den Fluss fand), sich ins Lager der Outlaws schleichen (wenn er es fand), das Radio stehlen (wenn er es fand) und unentdeckt wieder abhauen, am Fluss (wenn er ihn wiederfand) den Roachy in ein Kajak laden, selbst ins Kajak springen und nach Süden paddeln (wenn er das mit dem Paddeln schnell genug raushatte, bevor ihn die wütenden Outlaws fanden und zu Hackfleisch verarbeiteten).
    Ein packy Plan, das musste man schon sagen. Der alte Bernie hätte schon bei Punkt 2 des Plans entsetzt abgewunken und sich hinter seinem Computer verkrochen. Aber hier gab es keinen Computer und sein entsetztes Winken konnte auch niemand sehen. Deshalb sparte Bernie sich das alles und kam direkt zur Sache.
    »Dann wollen wir mal das Wasser suchen«, sagte Bernie zu dem Roachy. Er holte Karls gezeichnete Karte hervor und ging los. Der Roachy humpelte hinter ihm her.
    Es war schon früher Abend, als Bernie endlich den Fluss erreichte. Aber natürlich lag kein Kajak da und wartete auf ihn. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.
    Bernie trat ans Ufer und schaute den Fluss hinauf. Er entdeckte zwei Lagerfeuer. Aber wer wusste schon, was für Menschen das waren, die sie entzündet hatten? Sicher keine, die ihm ein Boot schenken wollten. Er blickte in die andere Richtung. Nicht weit entfernt war ein Steg, daneben sah Bernie noch zwei weitere und etwas vom Ufer entfernt eine Holzhütte. Zu sehen war niemand. Vielleicht hatte er Glück und fand dort ein Boot.
    Er führte den Roachy ein Stück zurück in den Wald. Vorsichtig gingen sie in Richtung der Stege. Kurz bevor sie sie erreicht hatten, wurde Bernie klar, dass sich ein silbern glänzender Roachy nicht zum unbemerkten Anschleichen eignete. Er wollte ihn schon zurücklassen, als ihm die Tarnplane wieder einfiel.
    Ja, sie passten beide darunter. Zwar bewegten sie sich nun alles andere als lautlos. Aber Bernie konnte nur hoffen, dass, wer immer sie hörte, seinen Ohren nicht trauen würde, weil er sie im Dämmerlicht nicht sehen konnte.
    Als sie die Holzhütte erreichten, wurde klar, dass Bernie sich umsonst Sorgen gemacht hatte. Die Hütte war in der Zeit vor den Toren das Empfangshäuschen eines Campingplatzes gewesen. Doch nun war sie verfallen und ebenso verwaist wie der Rest des Geländes. Zuerst hatte man den Platz aber noch ausgeschlachtet. Jedes Stück Metall und Holz hatte man weggeschleppt.
    Und sicher auch alle Boote, dachte Bernie. Trotzdem ging er am Ufer entlang, suchte im dämmrigen Abendlicht jede Bucht ab, spähte hinter jeden Baum und unter jeden Steg.
    Und am dritten Steg entdeckte er es. Gut verborgen unter einer grün-braunen Plane, halb im Wasser unter einer gewaltigen teilweise freigelegten Baumwurzel. Kein Wunder, dass es bisher niemand gefunden hatte. Auch Bernie hätte es übersehen, wenn er nicht auf einen losen Ast getreten wäre, wodurch er den kleinen Abhang zum Wasser hinunterrutschte. Bei dem Versuch, sich abzufangen, trat er mit einem Bein in das versteckte Boot.
    Schlammverschmiert krabbelte er wieder heraus. Der Roachy stand oben neben dem Baum.
    »Du brauchst gar nicht so zu gucken«, sagte Bernie. »Komm lieber runter.«
    Als der Roachy im Boot war, ließ Bernie ihn die verbliebenen Beine einklappen und deckte ihn mit einer Plastikplane zu. »Ich bin bald zurück«, sagte er.
    Es wurde Zeit, dass er wieder

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