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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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diese … diese Kinder überfallen!« Die Frau klang erschüttert. »Der Älteste war höchstens zwölf, du meine Güte! Ich hab ihn gefragt, was sie denn mit den Medikamenten anfangen wollen, da hat er nur gelacht und mir mit seinem Messer vorm Gesicht rumgefuchtelt!«
    »Lass mal, Inger«, stieß der verletzte Mann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als er sich auf die Trage sinken ließ. »Irgendwann werden die hier auftauchen, weil sie nirgendwo anders mehr was zu essen finden. Und dann knöpf ich sie mir vor!«
    Karen führte das Trio ins Krankenhaus. Celie blieb zurück und ließ den Blick über die blühenden Bäume, die gepflegten Straßen und die bunten Häuserfassaden gleiten. Auf den ersten Blick sah alles aus wie immer. Aber die Idylle trog. Der Frieden bekam Risse. Kinderbanden, Angriffe auf offener Straße … Die Kämpfe um die letzten Ressourcen hatten begonnen. Was würde geschehen, wenn sie die Kommune erreichten?
    Aber es war ja schon so weit, wurde Celie schlagartig klar. Dieser Arzt – freiwillig hatte er seine Vorräte sicher nicht herausgerückt. Hatten die drei ihn bestohlen, als er nicht in seiner Praxis war, oder hatten sie mit ihm um die Medikamente gekämpft?
    Und war er noch am Leben?
    * * *
    Schweißgebadet und schreiend schreckte er hoch, griff nach der Pistole unter seinem Kopfkissen und zielte wild in die Dunkelheit, bevor er begriff, wo er war.
    Zitternd sank er zurück aufs Bett. Sein Bett, in seinem Haus. Keine kaputte Pritsche in einem zugigen alten Armee-Cube, auf einer schlammbedeckten Lichtung im Nirgendwo. Zwischen Mördern, Dieben und Verrückten, die einem jederzeit für eine Mahlzeit ein Messer in den Rücken rammen konnten.
    Sein Atem beruhigte sich. Das war eine Ewigkeit her. Er hatte es geschafft, aus dieser Hölle zu entkommen, und die, die ihm jede Nacht in seinen Albträumen erschienen, waren wahrscheinlich längst tot.
    Nicht dass er einen Groll gegen sie gehegt hätte – das hatte er auch damals nicht getan. Sie taten nur, was sie tun mussten. Aber er hasste diejenigen, die dafür verantwortlich waren. Die ihn und all die anderen aus der Welt ausgeschlossen hatten, wie Müll, den man wegwirft und vergisst. Sie waren es, die bestraft werden mussten.
    Er lächelte. Der Torausfall kam ihm da sehr gelegen. Noch ahnten die Menschen nicht, was das für sie bedeutete. Aber sie würden es erfahren.
    Schon bald.

Kapitel 6
    Aus Jennas Tagebuch:
    7. Februar 2023
    In den letzten Monaten ist so unglaublich viel passiert, dass ich gar nicht mehr dazu gekommen bin, Tagebuch zu schreiben.
    Unbemerkt von der Öffentlichkeit, hat die UNO es geschafft, eine kleine Stadt im Himalaja flächendeckend mit Transtorqs auszustatten. Felix und ich konnten nicht vor Ort sein, weil die mittlerweile vierhundert Mitarbeiter von T. O. R. Tag und Nacht mit der Produktion von Transtorq-Kabinen beschäftigt sind – ohne zu wissen, was sie da eigentlich herstellen. (Die Scrambler bauen Felix und ich mit einem Ingenieur namens Pierre Weiß, der über die UNO zu uns gekommen ist, immer noch im Alleingang zusammen. Die einzelnen Bestandteile lassen wir anfertigen und glücklicherweise laufen die letzten Produktionsschritte, die wir selbst ausführen, mittlerweile vollautomatisch ab, sodass wir pro Tag mehrere Tausend Scrambler bauen können.) Ich habe wirklich keine Ahnung, wie Gaia Tremante es geschafft hat, dass die UNO T. O. R. voll finanziert! Aber seit die Tore auf dem Merkur installiert sind und gewaltige Energiemengen zur Erde schicken, sind vermutlich auch die letzten Skeptiker überzeugt. Außerdem hat Tremante erreicht, dass wir zum Schutz unserer Scrambler-Produktion ein riesiges Anwesen bekommen, in dem wir seit zwei Monaten leben und arbeiten. Horden von Arbeitern haben es in Rekordzeit auf dem Land, nicht weit von Dublin entfernt, aus dem Boden gestampft.
    Im Himalaja wurden in den ersten Tagen nur unbelebte Dinge gebeamt, aber eben haben wir erfahren, dass jetzt auch Menschen die Transtorqs benutzen. Offenbar läuft alles ohne Störungen. Es ist also höchstens noch eine Frage von Wochen, bis die UNO die Bombe platzen lässt – oder bis etwas durchsickert. Wir werden in der nächsten Zeit jedenfalls – genau wie in den letzten Monaten – kaum zum Schlafen kommen, weil wir für den großen Run, der dann zweifellos einsetzen wird, so viel wie möglich vorproduzieren müssen.
    Dass Felix immer nervöser wird und sich ein Katastrophenszenario nach dem anderen ausmalt,

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