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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Menschen brachten.
    Zum ersten Mal machte Alex sich Gedanken darüber, wie er das Meer überqueren sollte, wenn er es denn irgendwann erreichte. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Er würde noch genug Zeit haben, darüber nachzudenken.
    Alex bot dem Jungen einen halben Apfel an.
    »Danke, Mann! – Wo kommste denn so her?«
    »Berlin«, sagte Alex. »Ich wollte eigentlich in Ferch jemanden treffen. Weißt du, was da los ist?«
    »Tja, sie behaupten, dass da irgend so ’ne Seuche wütet. Viele hier glauben das aber nicht. Na ja. Es gibt Gerüchte.«
    Der Junge machte eine Pause und schaute so lange zu Alex’ Rucksack hinüber, bis Alex etwas Brot hervorholte.
    »Welche Gerüchte denn?«
    »Dass es da in Ferch irgendwas gibt, von dem sie niemandem was abgeben wollen. Ein Lager mit Millionen von Konservendosen oder jeder Menge Cola oder so. Oder vielleicht ein paar Autos von früher.«
    Der Junge beugte sich verschwörerisch vor.
    »Ich glaub ja, dass sich in der Stadt irgendwelche Oberbosse verkrochen haben, die es sich da gut gehen lassen. Bestimmt haben die sogar Eiscreme und so was …«
    »Ich hab jedenfalls keine«, stellte Alex klar, weil der Junge schon wieder sehnsüchtig auf seinen Rucksack blickte.
    Der Junge stand auf. »Na dann, danke Mann. Und pass gut auf deine Sachen auf. So ’n voller Rucksack, der zieht Diebe an, weißte?«
    In dieser Nacht schlief Alex so nah am Bundeswehrzelt wie möglich. Er benutzte den Rucksack als Kissen und hatte sich mehrere der Riemen um die Hand und den Körper geschlungen. So würde er merken, wenn jemand sich daran zu schaffen machte.
    Vorher hatte er noch einiges aus dem Rucksack in den Innentaschen seiner Jacke verteilt. Und dabei sah er zum ersten Mal, was ihm die beiden alten Frauen alles mitgegeben hatten. Neben den vielen leckeren Sachen hatten sie ihm auch von allen Kräuterarzneien etwas eingepackt. Außer den Salben und getrockneten Blättern und Wurzeln fand Alex noch einen Vorrat an Öl, mit dem er weitere Salben anrühren konnte, außerdem meterweise Bandagen aus Betttüchern und Hemden, die in Plastikbeutel verpackt und mit der Aufschrift »abgekocht« versehen waren. Dazu gab es noch zwei stabile scharfe Messer aus Agathes Küche und ein blaues Auge aus Glas, wie es Nuray gegen den bösen Blick trug.
    Alex lächelte, als er sich hinlegte. Zwar waren seine Eltern und Celie weit weg und er kannte hier keinen Menschen, aber er fühlte sich trotzdem nicht mehr ganz so allein. Und schon morgen würde er Bernie wiedersehen. Inmitten all des Lärms und Gestanks schlief Alex friedlich ein.
    Am nächsten Morgen wachte er mit Hummeln im Hintern auf. Er frühstückte und streifte eine Weile herum, aber er wurde immer aufgeregter. Hoffentlich hatte Bernie es geschafft! Hoffentlich kam er wirklich! Alex konnte einfach nicht still sitzen. Und weil sein Fuß sich gut anfühlte, beschloss er gegen Mittag, Bernie entgegenzugehen. Er vergewisserte sich bei mehreren Bewohnern der Zeltstadt, wo Norden war, dann zog er los. Immer am Ufer des Sees entlang, damit er Bernie auf keinen Fall verpasste.
    Zuerst hielt er sich an die alte Straße, die in Sichtweite des Sees von Ferch aus nach Norden führte. Aber sie entfernte sich immer weiter vom Wasser und so verließ er die Straße wieder. Um auf direktem Weg zum See zu gelangen, musste er sich durch einige Meter hohes Gras und Gestrüpp kämpfen. Kurz verlor er dabei den See ganz aus den Augen. Wenn gerade jetzt Bernie vorbeikam, würde er ihn verpassen! Alex sah sich nach einem leichten Durchgang durch die Brombeersträucher um und nach einer gefühlten Ewigkeit entdeckte er auch einen. Er kletterte hindurch, den Blick immer in Richtung See gerichtet. Deshalb sah er die umgestürzte Kiefer auch nicht. Alex fiel der Länge nach hin.
    Er sog scharf die Luft ein, aber der erwartete stechende Schmerz in seinem verletzten Fuß blieb aus. Vorsichtig bewegte er ihn. Der Fuß tat ein bisschen weh, aber es war nicht schlimmer als vorher. Erleichtert wollte Alex aufstehen, als er hinter sich ein Knurren hörte. Langsam drehte er sich um.
    Da stand ein großer grauer Hund und knurrte ihn mit gefletschten Zähnen an. Und hinter ihm kamen noch mehr aus dem Gebüsch. Zwei, drei, vier … Ein ganzes Rudel. Das waren keine Hunde. Das waren Wölfe!
    Ganz ruhig, sagte Alex zu sich selbst. Wölfe griffen keine Menschen an, das hatte er mal in einem Holo-Vid gesehen, nicht mal wenn sie hungrig waren. Außer sie hatten die Tollwut.
    Die

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