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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Kalle dem Mann, der ihn verarztet hatte, so dankbar, dass er ihn sein Funkgerät mal benutzen ließ? Und vielleicht – nur vielleicht – konnte Alex dann irgendwie herausfinden, ob es seinen Eltern gut ging. Und Celie. CB-Funk funktionierte ja ohne die Tore, aber Alex wusste nicht, ob er bei den Mobilen erlaubt war oder nicht.
    Als Kalle endlich aufwachte, war Alex zur Stelle. Er gab Kalle etwas zu trinken und klärte ihn über das auf, was mit ihm passiert war. Und als Kalle sagte: »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Junge«, da fragte Alex ihn nach dem Funkgerät. Kalles schmächtiger Freund Sunny sprang auf, aber Kalle hielt ihn zurück.
    »Der Junge hat so viel für mich getan, da revanchier ich mich gerne. Sunny, du weißt ja, wo die Funke ist. Hol sie, sobald’s dunkel wird, verzieh dich mit dem Jungen auf den nächsten Hügel und zeig ihm, wie’s geht.« Kalle lächelte. »Junge, lass dich bloß nicht verrückt machen. Da draußen sitzen ein paar seltsame Gestalten an den Funkgeräten, aber die meisten sind ganz okay.« Er nahm eine Birne von Sunny entgegen und verschlang sie mit zwei Bissen. »Vor ’ner Weile hab ich mit ’nem ziemlich schrägen Vogel gesprochen. Hat sein MoPad und ein Radio für CB-Funk umgebaut, als die Tore ausfielen. Ein technischer Wunderknabe, aber was Natur angeht, die totale Niete. Der irrte schon seit Tagen durch die Wildnis da oben an der Mecklenburgischen Seenplatte, wusste aber immer noch nicht, wie man ’nen Hasen fängt oder ’nen anständigen Unterstand baut. Und vom Breaken 6) hatte er auch keinen blassen Schimmer. Wollte unbedingt, dass ich ihn mit seinen Eltern in Indien verbinde.«
    6) breaken: Funkverkehr abwickeln (CB-Funk-Jargon)
    Sunny kicherte. »Bei unseren Reichweiten würd er dafür … na, jedenfalls total viele Stationen brauchen. Dafür sin’ die Breaker jetz aber viel zu beschäftigt. Datt wird nie watt. Der Jung …«
    Alex unterbrach Sunny. »Wann war das? Wie hieß er? Wo war er, als ihr gesprochen habt?«
    »Ganz ruhig, Junge«, sagte Kalle.
    Aber Alex konnte nicht ruhig bleiben. Nicht wenn Bernie vielleicht ganz in der Nähe war! »Sag schon!«, rief er.
    »Is ja gut«, sagte Kalle erstaunt. »Also, das war … ich denk mal, das ist vor zwei oder drei Tagen gewesen. Der Junge hieß Wernie oder so …«
    »Bernie?«, stieß Alex hervor.
    Kalle grinste. »Ganz genau! Und er war wohl gerade auf einem Fluss unterwegs, um aus der Wildnis rauszukommen. Aber wo er genau war …« Kalle kniff die Augen zusammen, so angestrengt dachte er nach. »Nee, keine Ahnung«, sagte er dann.
    Alex konnte es nicht erwarten, loszuziehen und das Funkgerät auszuprobieren. Endlich wieder eine vertraute Stimme hören! Endlich wieder mit jemandem sprechen, für den er nicht »der Doktor«, sondern einfach nur »Alex« war!
    Die Zeit zog sich endlos wie ein Kaugummi, das in ein schwarzes Loch gesaugt wird. Aber irgendwann wurde es doch noch dunkel und Sunny holte Kalles Funkgerät aus dem Versteck.
    Alex humpelte hinter Sunny her, einen Hügel hinauf, der etwa hundert Meter hinter der Raststätte begann. Obwohl er ununterbrochen an Bernie denken musste – hoffentlich lebte er noch, immerhin war es ja schon ein paar Tage her, dass Kalle mit ihm gesprochen hatte –, fiel ihm doch auf, dass sein Fuß kaum noch wehtat. Wenn er diesen Test überstand, ohne dass die Schmerzen wiederkamen, dann konnte er endlich darüber nachdenken, sich wieder auf den Weg zu machen. Zuerst zu Bernie, wenn er ihn denn tatsächlich erreichte. Und dann, so schnell es ging, zu Celie.
    Sunny stellte die Frequenz ein, auf der Kalle mit Bernie gesprochen hatte, und drückte eine Taste. »Hier ist Station Breitmaul, Bernie mit dem MoPad, bitte kommen.«
    »Breitmaul?« Alex grinste.
    »Willste jetzt mit deinem Freund sprechen oder nich?«, fragte Sunny beleidigt.
    »Klar. Sorry.«
    Sie lauschten eine Weile. Dann versuchte Sunny es noch mal. »Bernie mit dem MoPad, bitte kommen. Alex möchte mit dir sprechen.«
Mecklenburgische Seenplatte
    Am liebsten hätte Bernie immerzu über Funk mit jemandem gesprochen. Aber er musste mit den Akkus haushalten. Darum schaltete er das Gerät jeden Tag nur für eine halbe Stunde ein. Nach drei Tagen erhöhte er auf eine Stunde, weil er seiner Schätzung nach nicht mehr weit von Ferch entfernt war – dem Ort, an dem laut Karls Skizze der Weg übers Wasser endete. Von dort waren es nur wenige Kilometer bis zur A10 und danach würde er nur noch

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