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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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wenige Tage nach Berlin brauchen.
    Bernie schaltete sich durch die Kanäle. Doch bevor er jemanden rufen konnte, hörte er plötzlich eine Stimme: »Bernie mit dem MoPad, bitte kommen. Alex möchte mit dir sprechen.«
Auf der A10
    Es rauschte, dann kam tatsächlich eine Antwort:
    »Hier ist zwar nicht Bernie, aber …«
    »99!«, brüllte Sunny. »Das heißt so viel wie ›Hau ab‹«, erklärte er Alex. »Tja, ich weiß nich, ob datt noch watt wird. Hat bestimmt kein’ Akku mehr, dieser Bernie. Tut mir echt …«
    »Alex? Bist du’s wirklich? Hier ist Bernie. Sag doch was!«
    Alex drückte hektisch auf irgendwelche Knöpfe, bis Sunny ihm das Gerät aus der Hand nahm. Er hantierte damit herum, dann hielt er es Alex vor den Mund. »Jetz kannze sprechen.«
    »Bernie, ja, ich bin’s! Wo bist du?«
    »Irgendwo an der Havel, wo genau, weiß ich nicht. Ich fahr in Richtung Süden.«
    »Du fährst? Womit denn?«
    »Mit einem Boot, ein Kajak, glaube ich. – Wo bist du?«
    »Auf der A 10, fünfzehn oder zwanzig Kilometer von der Avus entfernt Richtung Westen. Ich muss zu Celie.«
    Bernie antwortete so lange nicht, dass Alex schon dachte, die Verbindung sei abgerissen. Aber dann sagte Bernie: »Wir treffen uns morgen in Ferch, okay? Das kann nicht allzu weit von uns beiden entfernt sein, schätz ich.«
    »Okay.«
    »Alex, mein Akku hält nicht mehr lange. Also sieh zu, dass du es nach Ferch schaffst, ja?«
    Bernies Stimme hatte trotz des Rauschens etwas so Dringliches, dass es Alex den Hals zuschnürte.
    »Klar, ich werd da sein. Mach’s gut, Bernie.«
    »Mach’s gut, Alex.«
    »Na«, sagte Sunny missbilligend, »datt war alles total falsch, die Wörter und so. Die ganzen anderen Breaker lachen jetz über uns.«
    Aber als er sah, wie Alex strahlte, musste er doch schmunzeln.
    Alex wollte sofort los, aber Nuray und Agathe bestanden darauf, dass er erst noch mal ein ordentliches Mittagessen zu sich nahm. Während er Hühnertopf mit Korianderrahm in sich hineinschlang, packten sie Alex den Rucksack so voll, dass er ihn kaum noch tragen konnte. Dann erklärte Agathe ihm, wo Ferch lag, und Nuray erneuerte Alex’ Bandage. Sie zurrte sie so fest, dass er beinahe geschrien hätte. Aber so hielt sie sein Gelenk stabil und verhinderte, dass er wieder umknickte. Die beiden bestanden auch darauf, dass ihn zwei starke Männer begleiteten, die eine Abkürzung abseits der Autobahn nach Ferch kannten.
    Schließlich war nichts mehr zu tun. Agathe umarmte Alex mit Tränen in den Augen und wünschte ihm viel Glück. Nuray umarmte ihn nicht. Damit hatte Alex auch nicht gerechnet. Aber kurz bevor er sich zur Tür umdrehte, nickte sie ihm doch tatsächlich zu. Alex winkte den beiden, dann trat er hinaus auf die A 10.
    Der Weg querfeldein war kürzer, und der Fuß fühlte sich besser an, als Alex befürchtet hatte, und so erreichte er Ferch schon nach einem halben Tag. Seine Begleiter verließen ihn, als sie das Ortseingangsschild sahen.
    Doch als Alex in die Stadt gehen wollte, wurde er von drei Männern aufgehalten, die ihm mitteilten, Ferch sei wegen einer Epidemie gesperrt. Näheres wollten sie nicht dazu sagen, aber diese Auskunft reichte Alex. Er umging die Stadt weiträumig in Richtung Osten.
    Schon bevor er den Schwielowsee sah, an dem Ferch lag, roch er es: Entweder leitete die Stadt seit dem Torausfall ihre Abwässer einfach in den See – oder es waren mittlerweile ziemlich viele Menschen hier am Wasser versammelt.
    Tatsächlich war es teravoll, schon hundert Meter vor dem See. Überall standen Zelte, an offenen Feuern wurde gekocht, und es gab auch ein Zelt der Bundeswehr, an dem irgendwas ausgegeben wurde. Einige kleine, schmale Zelte waren am Rand der provisorischen Siedlung verteilt. Alex zog aus Neugier eine Plane beiseite. Shit, wie das stank! Kein Wunder, der Plastikbeutel auf dem Gestell mit der Klobrille war fast voll.
    Alex machte, dass er wegkam. Er schob sich durch die Menge, bis er das Wasser erreichte, suchte sich ein freies Plätzchen und schaute in seinem Rucksack nach, was Agathe und Nuray ihm zu essen eingepackt hatten.
    Kaum hatte er ein kaltes Kräuteromelett ausgepackt, da ließ sich ein Junge, vielleicht zwölf Jahre alt, neben ihm ins Gras fallen.
    »Gibste mir was ab?«
    Der Junge starrte das Omelett so hungrig an, dass Alex nicht anders konnte, als ihm ein Stück zu geben. Sie kauten und schauten dabei auf den See und die Segel- und Ruderboote, die unentwegt an den Stegen an- und ablegten und immer neue

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