Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
Vom Netzwerk:
Wölfe rückten näher. Und dann waren sie so nah, dass Alex den weißen Schaum am Maul ihres Anführers sehen konnte.
Mecklenburgische Seenplatte
    Das Ufer bei Ferch wimmelte von Menschen, das konnte Bernie schon von Weitem sehen. Wie sollte er Alex in diesem Durcheinander bloß finden?
    Wenn er Alex wäre, würde er versuchen, von der Menschenmasse wegzukommen. Aber da sie hier verabredet waren, würde er wohl in Sichtweite des Sees bleiben und hoffen, dass Bernie ihn entdeckte.
    Bernie paddelte näher ans Ufer und holte sein MoPad hervor.
    Die integrierte Kamera war nicht besonders gut, aber er konnte damit die Uferstraße nah heranzoomen. Bernie ließ den Blick langsam die Straße entlanggleiten. Wenn er Alex hier nicht fand, würde er auch noch die andere Seite des Sees absuchen. Jetzt schwenkte er erst einmal in Richtung der Stadt.
    Rund um Ferch hatten unzählige Menschen ihr Lager aufgeschlagen. Bernie sah viele Zelte und Armee-Cubes, aber noch mehr Menschen, die unter freiem Himmel saßen und standen. Überall brannten Feuer, an Ständen unter olivgrünen Planen gaben Soldaten Essen aus, in einem großen weißen Zelt, das mit roten Kreuzen markiert war, wurden offenbar Kranke behandelt.
    Aber warum waren all diese Menschen hier am See und nicht in der Stadt? Hoffentlich war dort keine Seuche ausgebrochen! Dem Gestank nach zu urteilen, der über das Wasser heranwehte, war das durchaus möglich.
    Bernie wich einem Segelboot aus, dessen Kapitän ihn wüst beschimpfte. Als er die Kamera wieder aufs Ufer richtete, zeigte sie ihm einen Abschnitt, in dem weder die Zeltstadt noch die Uferstraße zu sehen waren. Offenbar führte die Straße hier oben vom See weg. Er wollte die Kamera gerade wieder in Richtung Ferch schwenken, als er eine Bewegung zwischen den Bäumen am Ufer wahrnahm. Bernie zoomte näher heran.
    Da stand ein Mann zwischen den Bäumen, umringt von mehreren Hunden. Der Mann wich zurück, doch die Hunde kamen immer näher.
    Noch mehr Zoom.
    Das waren keine Hunde. Das waren Wölfe.
    Und der Mann – war Alex!

Kapitel 7
    Aus Jennas Tagebuch:
    14. Mai 2024
    Felix meint, er hätte daran denken müssen. Aber das konnte er nicht. Das konnte niemand.
    Dabei haben wir schon weiter vorausgedacht, als es viele andere getan hätten. Zum Beispiel hat Felix den DNA-Analyser so entwickelt, dass er nicht nur blitzschnell (das heißt: innerhalb einer halben Stunde, beim ersten Beamen) ein vollständiges DNA-Profil erstellt, sondern auch gefährliche Viren und Bakterien erkennt und beim Beamen herausfiltert. Außerdem lässt sich über die DNA das Alter der beamenden Person bestimmen, sodass man das Alleinbeamen von Kindern zum Beispiel unter 12 Jahren verhindern kann. Und wir haben zusammen mit der UNO eine Registrierung für Begleitpersonen entwickelt, um Kindesentführungen von vornherein unmöglich zu machen.
    Felix und ich hatten natürlich auch mehr Zeit als alle anderen, um uns Gedanken darüber zu machen, was passiert, wenn die UNO mit den Transtorqs in die Öffentlichkeit tritt. Dass es enorme wirtschaftliche Turbulenzen geben würde, war klar. Dass die Automobilindustrie und die Transportunternehmen weltweit schnell untergehen würden, war ebenfalls vorherzusehen. Die UNO hat allerdings vorgesorgt und den entsprechenden Unternehmen Beteiligungen an den neuen Geschäftsbereichen zugesagt, die sich durch die Transtorqs ergeben.
    Ich sollte sie wohl allmählich auch »Tore« nennen, wie es alle Welt inzwischen tut.
    Und obwohl sich in vielen Ländern die Wirtschaft noch neu ordnet, mit allen Pleiten und Katastrophen, die dazugehören, zeichnet sich jetzt schon ein neuer, bislang undenkbarer Wohlstand für alle ab. Um nur drei Dinge zu nennen: Je mehr Tore aufgestellt werden, desto mehr kann der verlustfreie Transport billiger Energie aus den Wüsten und den Windparks an den Küsten – ja, auch vom Merkur, von überall her! – auf die Tore verlagert werden. Das Internet wird über kurz oder lang ebenfalls unabhängig von den schwer zu wartenden Seekabeln und überhaupt von allen Kabeln sein. Jeder wird wohnen und arbeiten können, wo er möchte, und trotzdem jederzeit direkten Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und allen anderen Annehmlichkeiten unserer modernen Welt haben.
    Sicher, wir haben auch gewusst, dass es erst einmal vielerorts Chaos und auch Elend geben würde, wenn die Wirtschaft zusammenbricht. Aber wir haben nicht vorhergesehen, dass das zu Verzweiflungstaten führen würde, die

Weitere Kostenlose Bücher