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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Alex.
    »Du musst mir alles erzählen«, sagte er.
    Was zum Teufel ist mit dir passiert? , wollte Alex fragen, aber etwas hielt ihn zurück. Später. Wenn sie dieses Schlachtfeld hinter sich gelassen hatten. Darum sagte er nur: »Du mir auch.«
    Mühsam kam Alex wieder auf die Beine und gemeinsam gingen sie zu Bernies Kajak, das er im Ufersand festgefahren hatte.
    Als sie das Boot entluden, sagte Bernie: »Und du willst nach Irland?«
    »Kommst du mit?«
    Bernie überlegte, aber nur kurz. »In Irland ist ja die Zentrale von T. O. R., da würde ich gern hin.«
    »Nicht zu T. O. R., Mann«, sagte Alex, »ich will zu Celie!«
    Bernie lächelte. Er wuchtete ein riesiges Metallteil aus dem Boot und Alex entdeckte verblüfft die Muskeln an seinen Armen.
    »Du hast dich echt verändert, Mann«, sagte er.
    Bernie grinste und klopfte dem Roachy gegen eines seiner intakten Beine.
    »Das findet mein Freund hier auch, stimmt’s, Roachy? – Jetzt guck nicht so«, fügte er nach einem Blick in Alex’ Gesicht hinzu, »war nur Spaß!«
    Alex nickte. Aber er schaffte es nicht, zu lächeln. »Was ist los, Bernie?«, fragte er. »Was ist passiert?«
    Bernie ließ sich am Ufer auf den Boden sinken und hieb in den Sand. »Tamade! Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    Und mehr war nicht aus ihm herauszubekommen.
    Sie tauschten Bernies Kajak im Lager vor der Stadt gegen vier leere Plastikflaschen für Wasser, eine Tube Waschmittel und zwei geladene Akkus für Bernies CB-Funk-Konstruktion. Dann machten sie sich auf den Weg zur A 10.
    In dieser Richtung waren sie fast allein unterwegs, aber von der Autobahn her kamen ihnen unzählige Menschen entgegen. Es war eine regelrechte Völkerwanderung.
    Bernie wurde immer stiller. Und Alex fragte sich, ob es nicht ein Fehler war, vom See wegzugehen. Sie hatten etwas Wasser und einige von Schwester Susmitas Wasseraufbereitungstabletten waren auch noch übrig. Aber wann sie an der alten Autobahn wieder auf Wasser stießen, wusste niemand.
    Doch jetzt waren sie bald da. Sie passierten den kleinen verlassenen Ort direkt an der Autobahn, durch den Alex schon auf dem Hinweg gekommen war.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte er.
    »Gut«, sagte Bernie, aber er klang nicht begeistert.
    Sie kletterten einen kleinen Hang hoch, dann standen sie vor der Leitplanke. Und warfen sich sofort zu Boden.
    »Shit!« Alex zog das Messer aus seinem Hosenbund.
    »Tamade!«, flüsterte Bernie und kramte im Roachy nach einer Waffe.
Auf der A10
    Die A10 hatte sich so sehr verändert, dass Alex sie kaum wiedererkannte. Es war, als wäre ein Hurrikan darüber hinweggefegt, der alles zerstört hatte – Häuser und Menschen. Aber der Hurrikan hatte auch etwas gebracht: mit Messern bewaffnete Krieger wie aus einem Horror-Vid; hagere gebückte Gestalten aus einer Parallelwelt, in der ewiger Krieg herrschte; Armeewagen, die sich rücksichtslos ihren Weg bahnten; und Soldaten, die auf jeden schossen, der sich ihren Wagen näherte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Bernie leise.
    Alex zuckte die Achseln.
    Sie krochen wieder ein Stück hoch und spähten unter der Leitplanke hindurch.
    Nach dem ersten Schock nahm Alex jetzt mehr Einzelheiten wahr. Es herrschte nicht etwa ein chaotisches Durcheinander, sondern die endlosen Menschenmassen folgten einer strikten Ordnung und die ausgezehrten Menschen waren den bewaffneten Schlägertypen keineswegs hilflos ausgeliefert.
    Die meisten von ihnen hatten sich zu größeren Gruppen zusammengeschlossen. In der Mitte gingen die Kinder, die Alten und solche, die wegen einer Verletzung oder Krankheit schwach und damit leichte Opfer waren. Sie trugen den Besitz der Gruppe in Rucksäcken oder schoben ihn auf Bollerwagen oder Bikes. Den äußeren Ring bildeten jeweils die größten und stärksten Männer und Frauen der Gruppe und die waren auch bewaffnet. Mit Messern, aber auch mit Skistöcken und anderen Dingen, die sich als Waffen eigneten. Alex sah sogar eine Frau mit einer Schleuder.
    Hin und wieder löste sich eine kleine Gruppe aus einer großen wie ein Ausläufer einer Amöbe. Auch diese Grüppchen bestanden aus mehreren bewaffneten Menschen, die zwei oder drei unbewaffnete in ihrer Mitte schützten. Der Kreis bewegte sich so schnell wie möglich auf den Rand der Autobahn zu, wo diejenigen in der Mitte etwas Essbares pflückten. Oder sie stürzten sich auf einen Gegenstand, den jemand hatte fallen lassen, bevor die Gruppe blitzschnell zu ihrer Amöbe zurückkehrte, die sie wieder

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