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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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die Städte schon in der Hand plündernder und mordender Banden waren. Ob irgendjemand an der Wiederherstellung des Tornetzes arbeitete.
    Und ob Alex in Sicherheit war.
    * * *
    Es lief gut. Richtig gut. Nahezu perfekt. Die Arbeit der letzten Jahre begann sich endlich auszuzahlen.
    Für alle anderen mochte es so aussehen, als ginge alles den Bach runter. Aber das war nur eine Übergangsphase. Brutal, hässlich und für manche tödlich, das gehörte dazu. Aber in dieser Phase wurde der Grundstein für eine neue Welt gelegt. Eine Welt, deren Gesicht er bestimmen würde, niemand sonst.
    Er betrat den kleinen Kellerraum durch den Einbauschrank. Beim Bau seines Hauses hatte er dafür gesorgt, dass es keine Pläne von diesem Raum gab. Er schmunzelte. Hier gab es so einiges, was die braven Bürger der Stadt besser nicht wussten. Es hätte sie nur verwirrt.
    Da war zum Beispiel sein Computer. Natürlich hatte er von hier aus vor dem Torausfall direkten Zugang zum Internet gehabt. Und natürlich hatte er auch direkten Zugang zu sämtlichen Daten der Stadt, vom Rundfunksender bis zur Polizei. Und dann gab es da noch einige andere Datenquellen, über die er ganz allein verfügte. Vor allem seine Kameradrohnen, seine Augen und Ohren, die ihm jederzeit zeigten, was in der Stadt vorging. Sie begleiteten ihn jetzt seit zehn Jahren, und sie hatten ihm, dank ihrer tödlichen Sonderausstattung, schon mehr als einmal das Leben gerettet. Mit dem »Bee Man« legte man sich nicht an, das hatte schon der Abschaum im Sicherheitsknast gewusst.
Mecklenburgische Seenplatte
    Als Bernie schreiend auf ihn zurannte, gefolgt von einem humpelnden Roachy, wäre Alex seinem Freund am liebsten um den Hals gefallen. Aber dazu war keine Zeit. Die Wölfe hatten sich nur kurz von Bernies Geschrei und dem Roboter aufhalten lassen. Jetzt rückten sie wieder vor.
    »Komm her!«, schrie Bernie. Alex humpelte auf ihn zu, aber das ging nicht schnell genug. Bernie kam ihm entgegen, fuchtelte mit irgendetwas Großem vor dem Wolf herum, der ihnen am nächsten war, und zog Alex mit sich zu dem Roachy. Er drückte Alex runter, griff nach dem Joystick des Roachys und ließ ihn zwei Schritte machen, bis der Roboter direkt über Alex stand.
    »Nicht bewegen!« Bernie verschwand kurz aus Alex’ Blickfeld. Eine Sekunde später war er aber schon wieder da, breitete eine Plane über Alex und den Roachy und kroch dann selbst darunter.
    Alex gingen tausend Fragen durch den Kopf. Von Wo kommst du denn her? bis zu Ich glaube, Wölfe können ziemlich gut riechen; meinst du, die Plane nützt was? Aber er sagte nur: »Mann, bin ich froh, dich zu sehen!«
    Bernie warf ihm einen schnellen Blick zu. »Ich auch.«
    Ein Wolfsbein kam am Rand der Plane in Sicht. Bernie schlug mit einem scharfkantigen Ding danach und der Wolf zog sich jaulend zurück.
    »Was ist das?«, fragte Alex.
    »Das ist eigentlich ein Stück aus einer Torwand. Nanobeschichteter Kunststoff, leicht und terastabil …«
    »Du siehst zwar aus wie ein Survivalist«, sagte Alex, »aber du redest noch genauso wie der Bernie, den ich kenne.«
    »Red du lieber nicht so viel, sondern tu was!« Bernie drückte ihm ein bizarr geformtes Stück Torwand in die Hand. »Und lass dich bloß nicht beißen. Die Viecher haben die Tollwut.«
    Gemeinsam verteidigten sie ihr kleines Stück Sicherheit unter dem Roachy, hackten und stachen nach jedem Wolfsbein und jeder schaumbedeckten Schnauze, die sich unter der Plane zeigten. Alex’ Arme waren bald schwer wie Blei, aber die Wölfe gaben nicht auf, auch wenn sie verletzt waren. Die Tollwut ließ sie weitermachen. Aber gegen Bernie, der wie ein Wahnsinniger kämpfte, kamen sie nicht an.
    Und dann war auf einmal alles ruhig. Bernie zog die Plane von dem Roboter, kroch ins Freie und zog Alex hinter sich her, dessen Beine nicht aufhören wollten zu zittern. Die Wölfe lagen alle tot oder sterbend auf dem Waldboden.
    »Ich kann’s gar nicht glauben … dass du hier bist«, sagte Alex und hielt sich an Bernies Arm fest. Dann übergab er sich.
    »Wenn du damit nicht aufhörst, bin ich gleich wieder weg«, sagte Bernie tonlos. Alex sah hoch. Sein Freund betrachtete die toten Wölfe mit einem Blick, der Alex einen Schauder über den Rücken jagte. Als wäre Bernie ein Feldherr, der gerade seine Feinde abgeschlachtet hatte und dabei … nicht das Geringste empfand. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, verschwand der gleichgültige Ausdruck. Bernie drehte sich mit einem Lächeln zu

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