Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
mit diesem Beruf verbinden. Im täglichen Sprachgebrauch drücken sich diese Erwartungen folgendermaßen aus:
• »Als Erzieherin muss man gerne mit Kindern spielen!«
• »Eine Erzieherin hat geduldig zu sein.«
• »Wer einen Kindergarten leitet, muss gute Elternarbeit machen.«
• »Erzieherinnen sind für Frühförderung zuständig.«
• »Eine Erzieherin muss Verhaltensauffälligkeiten sofort erkennen und Maßnahmen ergreifen.«
Sicher, das kann man alles so unterstreichen. Man könnte aber auch fragen: »Wieso?« oder »Wie kommen Sie darauf?«
Ich selbst z.B. habe nie gerne mit Kindern gespielt. Für die Puppenecke bin ich komplett ungeeignet, und ich bin untalentiert, wenn es darum geht, mit einer kleinen Plastikfigur in der Hand »Grrrr!« zu knurren und dabei mit einer anderen Plastikfigur zu
kämpfen. Zu meinem Selbstverständnis als Erzieherin gehört gerne zu spielen nicht dazu. Ich mag das nicht. Aber ich bin super, wenn es um basteln, malen und Geschichten erfinden geht. Ich bringe kleinen und großen Menschen Bücher näher. Für meine Rolle als Erzieherin war das wichtig. Meine Kolleginnen machten Sport mit den Kindern, spielten, bauten Baumhäuser und Regale, und ich war für die Kinder- und Elternbücherei verantwortlich. Für die sinnvollen Buchtipps im Bilderbuch und Eltern-/Erziehungsratgeber. Alle wussten das. Es war klar - aber nicht durch Gedankenübertragung, sondern weil wir darüber in einer Teambesprechung verhandelt hatten. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich gut zurückziehen, wenn ein Kind in mir eine Spielgefährtin suchte, und auf eine Kollegin verweisen. Wollte das Kind unbedingt mit mir spielen, dann konnte ich mit dem Kind Alternativen verhandeln oder eben doch mit ihm spielen, weil eine Rolle nichts Festgefahrenes ist und es gleichzeitig zu meinem Verständnis des Erzieherinnenbildes gehört, immer wieder die eigene Komfortzone zu verlassen, um wach und flexibel zu bleiben.
Frage
Können Sie erkennen, an welcher Stelle Ihres Rollenverständnisses als Erzieherin es Ihnen leicht fällt, flexibel zu sein? Wo können Sie über Ihren eigenen Schatten springen? Erkennen Sie auch Arbeitsbereiche, in denen für Sie Flexibilität schwierig ist oder gar unmöglich?
Manche Aspekte unseres beruflichen Selbstverständnisses sind verhandelbar und manche nicht, oder nur schwer. Es ist ein guter Schritt in die Klarheit, wenn Sie diese Punkte bei sich kennen. Mit dieser Klarheit werden sich auch Ihr Auftreten und Ihre Argumentation verändern, denn Sie haben dann wichtige Aspekte Ihres eigenen beruflichen Engagements durchdacht.
Egal ob Ihre berufliche Rolle bewusst, also klar, oder unbewusst und damit unklar ist, sie bestimmt Ihr berufliches Auftreten, Ihre Wirkung, Ihre Arbeit mit den Kindern und wie Sie den Eltern der Kinder gegenübertreten.
Rollenklarheit: sicheres, kompetentes Auftreten
Rollenunklarheit: eher unsicher, vage, nicht eindeutige Wirkung und damit die Annahme einer flachen Kompetenz
Solange für Sie selbst, Ihre Kolleginnen und die Eltern Ihre Aufgaben nicht transparent sind und Erwartungen nicht diskutiert werden, kann es immer wieder zu Kopfschütteln und heftigen Diskussionen kommen.
Letztendlich wird Ihr eigenes Rollenverständnis und ob Sie damit, wie Sie es umsetzen können, auch einverstanden sind, mit dafür ausschlaggebend sein, wie wohl Sie sich in Ihrem Beruf fühlen und wie die Zusammenarbeit mit Ihren Kolleginnen gelingt. Diese Zusammenarbeit ist wiederum davon geprägt, wie deutlich Ihre Kolleginnen die eigenen Rollen und Aufgaben durchblicken und welche Erwartungen sie an Sie haben. Viele Konflikte entstehen dadurch, dass Erwartungen nicht bekannt sind, nicht reflektiert werden oder Ihnen jemand eine Rolle unbewusst und stillschweigend »zuschiebt«.
Wer macht was warum?
Undefinierte Rollen und die damit verknüpften unausgesprochenen Erwartungen sind ein großer Nährboden für Unstimmigkeiten. Sie können ja einer Erwartung nur dann gerecht werden, wenn Sie diese kennen, erfüllen können und vor allen Dingen: erfüllen wollen. Rollen, die Sie nicht kennen, können Sie weder annehmen noch ablehnen. Sie wissen dann gar nicht, was man von Ihnen erwartet, sondern spüren vielleicht nur einen unterschwelligen Konflikt oder dass eine Erwartung im Raum schwebt.
Welche Möglichkeiten der Rollenklärung haben Sie?
• Welche Erwartung Ihre Einrichtung an Sie hat, können Sie beispielsweise in Ihrer Stellenbeschreibung nachlesen. (Aber Achtung:
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