Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
finden.«
Unhinterfragte Rollen klären
»Wie bitte? Was soll ich machen?«
Oft genug hat man sogar Aufgaben, von denen man gar nichts weiß. Meist erfährt man ganz nebenbei, dass es da etwas gibt, das (angeblich) in den eigenen Bereich fällt, beispielsweise durch eine Kollegin, die zu einer Mutter sagt:
»Gehen Sie mal vor, zu Frau XY, die ist bei uns für diese Frage zuständig.«
Aha. Ist das so?
Und: Haben Sie das gewusst?
Viele Menschen, nicht nur im pädagogischen, sondern auch in anderen Berufsfeldern, haben angeblich bestimmte Aufgaben oder Verantwortungen, nur: Sie wissen gar nichts davon. Vielleicht war es in dieser Einrichtung schon immer so, dass die Kollegin der Gruppe auch für die Organisation des Weihnachtsbasars zuständig war oder man ging einfach davon aus, diese Tätigkeit sei Ihre besondere Fähigkeit oder Ihr Hobby und warum sollten Sie sich dann eigentlich nicht förmlich darum reißen …?
Undefinierte Rollen oder unausgesprochene Erwartungen erkennt man in Zuschreibungen und Gesprächsfetzen wie:
»Ich dachte, du machst das...«
»Ich? Wieso denn ich?«
»Na, weil es dein Job ist!«
»Mein Job? Wie kommst du denn darauf?«
»Das war doch schon immer so!«
»Nein, das war nie so.«
»Und wer soll das dann machen, wenn nicht du?«
»Na hör mal, das weiß ich doch nicht.«
Nun wird es spannend. Wo keine Rollen definiert sind oder seit längerer Zeit nicht mehr gemeinsam betrachtet und diskutiert wurden, ist der Fantasie Tür und Tor geöffnet. Jede kann nun von jeder etwas erwarten und sich entrüsten, wenn eine etwas nicht sieht oder nicht tut. Ein wunderbarer Nährboden für Missverständnisse und Konflikte!
Sabine fühlt sich ausgenutzt, weil immer nur sie in der Kindergartenküche für Ordnung sorgt. Ihre Kolleginnen stellen Teller, Becher und Gläser einfach ab. »Ich bin doch hier nicht zusätzlich als Küchenfee angestellt!«, platzt es in einer Teambesprechung wütend aus ihr heraus. Die anderen Kolleginnen blicken sich betroffen an. Von diesem Zusatzjob gingen sie aber offen gestanden aus. Schließlich macht Sabine diesen Job doch schon seit Jahren! Sie hat die Küche ausgesucht und eingerichtet. Wenn es an Töpfen, Kannen oder Tellern mangelt, dann laufen diese Einkäufe über Sabine. Räumt eine Kollegin einen Schrank falsch ein, wird Sabine sie zur Ordnung rufen. Und überhaupt, was soll denn dieses Murren jetzt! Sie will das doch so. »Jeder hat hier seine Verantwortung«, sagt die Leitung. »Du hast den Küchenbereich, wie Elke die Expertin für Frühförderung ist.« Nicht nur Sabine, auch Elke zuckt bei diesen Worten erschrocken zusammen. Sie interessiert sich zwar für Frühförderung, aber als Expertin würde sie sich noch lange nicht beschreiben!
Fähigkeiten und Aufgabenfelder über Jahre ungeprüft bestimmten Personen zuzuordnen, macht ein System starr. Junge Erzieherinnen haben dann z.B. kaum eine Chance, auch ihre Kompetenzen unter Beweis zu stellen, weil es immer schon eine Erzieherin gab, deren
erklärtes Fachgebiet das war. Das muss nun nicht, wie in Sabines Fall, die Küche sein. Wie steht es mit Öffentlichkeitsarbeit, Kontakt zu Sponsoren, Elternarbeit usw.? Oft liegen diese Bereiche fest in einer Hand und damit haben andere Erzieherinnen keine Chance sich ebenfalls zu erproben und zu beweisen. Oder es kann Ihnen ergehen wie bei dem alten Brötchenwitz.
Die Brötchenhälftengeschichte
Ein Paar feierte nach langen Ehejahren seine Goldene Hochzeit. Beim gemeinsamen Frühstück dachte die Frau: »Seit fünfzig Jahren nehme ich nun auf meinen Mann Rücksicht und habe ihm immer das knusprige Oberteil des Brötchens gegeben. Heute will ich es mir endlich einmal gönnen.« Sie schmierte sich die obere Hälfte des Brötchens und gab das andere Teil ihrem Mann. Entgegen ihrer Erwartung war dieser hocherfreut, küsste ihre Hand und sagte: »Schatz, du machst mir eine Riesenfreude. Über fünfzig Jahre habe ich die untere Hälfte nicht mehr gegessen, die ich vom Brötchen am allerliebsten mag. Ich dachte immer, du solltest es haben, weil es dir so gut schmeckt.«
Ungeklärte und unhinterfragte Rollen hemmen nicht nur Talente, sie unterbinden auch wirkliche Teamentwicklung. Aufgaben werden dann nicht regelmäßig besprochen und damit nicht immer wieder neu durchdacht. Zudem kann Rollenunklarheit zu handfesten Konflikten führen.
In einem Kindergarten, der mich bereits mit Supervision beauftragt hatte, kam es zu einem angeblichen Mobbingfall. Eine der
Weitere Kostenlose Bücher