Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
meldete sich zornig zu Wort. »Gegen die Handelskammer ist nichts einzuwenden, Griffin. Nur weil Sie Pleite gemacht haben, kann man doch nicht …«
Griffin beachtete ihn nicht. »Die Zeit, in der alles möglich war, ist vorbei, meine Herren. Für immer. Mit Trompeten und Trara lässt sich heutzutage nichts mehr machen. Die Zeit, als man ›Weizen-Tage‹ oder ›Dollar-Tage‹ oder irgendeinen erfundenen Jahrestag feierte, die Straßen schmückte und viele Leute anlockte, die ihr Geld ausgaben, ist seit vielen Jahren vorbei. Ihr scheint es nur nicht zu bemerken. Der Erfolg solcher Unternehmungen beruhte auf Massenpsychologie und Anhänglichkeit an die Stadt. Aber es gibt keinen Gemeinsinn mehr, wenn eine Stadt stirbt. Und man kann Massenpsychologie nicht anwenden, wenn es keine Massen gibt – wenn jeder oder beinahe jeder von zehn Hektar umgeben ist.«
»Meine Herren«, flehte der Bürgermeister. »Meine Herren, das gehört wirklich nicht hierher.«
King hämmerte auf den Tisch. »Nein, ich möchte es jetzt wirklich wissen. Webster steht da drüben. Vielleicht kann er uns sagen, was er denkt.«
Webster rollte die Schultern. »Ich glaube kaum, dass ich etwas beizutragen habe«, sagte er.
»Ach, lassen wir's«, knurrte Griffin und setzte sich.
Aber King blieb stehen, mit zornrotem Gesicht und wutbebenden Lippen. »Webster!«, schrie er.
Webster schüttelte den Kopf.
»Sie sind doch sicher wieder mit einer Ihrer großartigen Ideen hierhergekommen«, brüllte King. »Sie wollten sie dem Rat vorlegen. Kommen Sie her, Mann, und reden Sie.«
Webster stand langsam auf, mit verkniffenem Mund. »Vielleicht sind Sie zu vernagelt, um einzusehen, warum ich Ihre Art nicht vertrage«, sagte er.
King riss die Augen auf. »Vernagelt! Das wagen Sie mir zu sagen? Wir haben zusammen gearbeitet, und ich habe Ihnen geholfen. So etwas haben Sie noch nie gesagt … Sie …«
»Das habe ich noch nie gesagt«, erwiderte Webster gleichmütig. »Natürlich nicht. Ich wollte ja auch meine Stellung behalten.«
»Sie haben keine Stellung mehr«, schrie King. »Von diesem Augenblick an nicht mehr.«
»Halten Sie den Mund«, sagte Webster.
King starrte ihn entgeistert an, als habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen.
»Und setzen Sie sich hin«, sagte Webster schneidend.
Kings Knie knickten ein, er setzte sich gehorsam. Die Stille wirkte brüchig.
»Ich habe tatsächlich etwas zu sagen«, fuhr Webster fort. »Etwas, das längst hätte gesagt werden müssen. Etwas, das für Sie alle bestimmt ist. Dass ich derjenige bin, der es Ihnen sagt, ist das Einzige, was mich verwundert. Immerhin, als jemand, der fast fünfzehn Jahre lang die Interessen dieser Stadt vertreten hat, ist es vielleicht nur logisch, dass ich die Wahrheit einmal ausspreche. Stadtrat Griffin sagte, die Stadt liege im Sterben, und das ist völlig richtig. Ich kann an dieser Feststellung nur eines bemängeln, und das ist ihre Untertreibung. Die Stadt … diese Stadt, jede beliebige Stadt … ist schon tot. Die Stadt ist ein Anachronismus. Sie hat sich überlebt. Hydroponik und Hubschrauber haben ihren Untergang endgültig besiegelt. Ganz zu Anfang war die Stadt ein Stammestreffplatz, ein Ort, an dem sich der Stamm zu gegenseitigem Schutz zusammenfand. Später wurde ringsherum zur zusätzlichen Abwehr eine Mauer gezogen. Die Mauer verschwand schließlich wieder, aber die Stadt lebte weiter, um der Annehm lichkeiten willen, die Handel und Verkehr boten. Sie lebte auch in der modernen Zeit, weil die Menschen gezwungen waren, in der Nähe ihrer Arbeitsstätten zu wohnen, die sich in der Stadt befanden. Aber heute trifft das längst nicht mehr zu. Durch das Familienflugzeug sind jetzt hundert Kilometer eine kürzere Entfernung als fünf Kilometer im Jahre 1930. Man kann mehrere Hundert Kilometer weit zu seiner Arbeit und wieder zurück nach Hause fliegen. Niemand braucht mehr in einer Großstadt zu wohnen. Das Auto eröffnete den Reigen der Mobilität, und das Familienflugzeug vollendete ihn. Schon im ersten Teil des Jahrhunderts ließ sich die Richtung erkennen – eine Bewegung Raus-aus-der-Stadt mit ihren Steuern, ihrer Enge, hinaus in die Vororte, auf das freie Land. Das Fehlen geeigneter Transportmittel, der Mangel an Geld hielt viele in der Stadt. Aber jetzt, da die Tankpflanzungen den Ackerboden ersetzen, kann man sich draußen für wenig Geld viel Land kaufen. Und mit atomgetriebenen Flugzeugen gibt es auch keine Transportprobleme mehr.«
Webster machte eine
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