Als Flora zuviel Rotwein trank - Noch eine sehr romantische Komödie (Leckere Lords von Ruby Royce) (German Edition)
kein leichtes Unterfangen. Sie hatte keine Wahl, als zu bleiben wo sie war.
Der Mann hielt inne. Hatte er sie gesehen? Floras Herz raste. Wenn er sie sehen sollte, wäre das entsetzlich peinlich. Es würde das Beste sein, die Sache im Baum einfach auszusitzen und sich still zu verhalten.
Er erreichte das Ufer. Das Wasser war an der grasbewachsenen Kante immer noch tief. Er kreuzte seine Arme und legte seinen Kopf darauf ab, offensichtlich von seiner anstrengenden Überquerung des Sees erschöpft.
Auf einmal richtete er sich auf und sprang mit nur einer Bewegung aus dem Wasser.
Er stand jetzt direkt vor dem Baum.
Nackt.
Flora fiel.
Allen physikalischen Gesetzen zum Trotz nahm ihr Sturz eine nicht enden wollende Zeitspanne in Anspruch. Ja, die Welt schien sogar regelrecht stehen zu bleiben, als ihr Gesicht sich auf gleicher Höhe mit seinen Lenden befand.
Mit einem dumpfen Knall schlug sie zu guter Letzt dann doch noch auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Knöchel, aber Flora schrie nicht - sie lag einfach nur auf dem Rücken und sah hinauf in den Himmel, vor Schreck wie gelähmt. In ihrer Vorstellung war ihr gesamter Körper rot angelaufen und sie wartete darauf, dass ihr Gehirn explodierte.
"Signorina, si è fatta male?", fragte eine Stimme über ihr.
Flora hatte zwar damit begonnen, Italienisch zu lernen, aber soweit war sie in ihren Lektionen noch nicht vorgedrungen und gerade in ihrem momentanen Zustand war sie nicht in der Lage, ihre wenigen Brocken anzuwenden.
"Ich fürchte, ich muss es noch einmal versuchen. Sind sie verletzt, Miss?", sprach die Stimme erneut, völlig akzentfrei und so poliert, dass es Darlington oder Surrey nicht besser machen konnten.
Flora war blind vor Tränen der Scham.
Zum Glück.
Sie wollte gar nicht sehen, was da über ihrem Kopf baumelte.
Der Mann musste zu dem selben Schluss gekommen sein. "Darf ich Ihren Schal leihen, Miss? Ich vermute, wir kommen leichter ins Gespräch, wenn meine Familienjuwelen bedeckt sind."
Das hat er nicht gesagt! Das kann er doch nicht gesagt haben?!
Flora musste irgendwie zugestimmt haben - aber vielleicht auch nicht - jedenfalls spürte sie, wie ihre rosafarbene Stola unter ihr hervorgezogen wurde.
"So! Ich bin bedeckt! Sie können jetzt gucken."
Flora guckte.
Die Nachmittagssonne fiel in ihre tränenden Augen und sie erkannte nur eine Figur mit den Umrissen eines entblößten Olympioniken. Entblößt bis auf den dünnen Schal, den er um seine Mitte geschlungen hatte.
"Grundgütiger, der Schal gehört meiner Mutter", entfuhr es Flora und sofort hasste sie sich selbst für ihre Unfähigkeit, den Mund zu halten.
"Ihre Mutter hat Geschmack, das ist eine edle Seide… Wie dem auch sei, ich bin hoch erfreut, dass Sie ihre Sprache wieder gefunden haben, Miss. Hätten Sie nun die Güte, die Frage nach Ihrem Befinden zu beantworten? Können Sie aufstehen?"
Flora biss die Zähne zusammen und bewegte ihren Fuß. Es tat entsetzlich weh.
Sie schüttelte den Kopf. "Ich glaube leider nicht, Sir. Würden Sie bitte zum Haus hinüber gehen und ein paar Dienstboten alarmieren? Da sollten mindestens drei Kammerdiener herumlungern, die nichts zu tun haben. Am besten—"
Ohne Ankündigung beugte der Mann sich vor und hob sie hoch.
"Nein, das geht nicht!", kreischte Flora, wie jedes brave englische Mädchen kreischen sollte, wenn es von einem splitterfasernackten Mann gepackt wurde.
"Natürlich kann ich. Ich habe schon viel schwerere Dinge getragen. In Deutschland habe ich einmal ein Weinfass hoch gehoben, das doppelt so viel wog wie Sie. Sie sind ausgesprochen klein, Miss. Hat Ihnen das noch keiner gesagt?"
Floras Wange war gegen seinen Arm gequetscht und sie konnte seine harten Muskeln durch ihr Sommerkleid hindurch fühlen, das aus drei sehr sehr SEHR dünnen Stoffschichten bestand, die mit jedem Augenblick in Floras Vorstellung immer noch dünner wurden.
"Das muss mir niemand sagen, ich weiß, dass ich klein bin, aber warten Sie mal! Wo bringen Sie mich denn hin? Kennen Sie den Weg? Wir müssen Ihre Durchlaucht finden, die Duchess of Surrey! Sie wohnt hier. Ich meine, wir wohnen hier. Ich bin ihre Freundin. Sie wird sich um mich kümmen! Ich glaube, sie ist auf der Veranda mit—"
"IHRE Durchlauch? Kann das wahr sein. Nein… IHRE Durchlaucht? Tatsächlich?"
Er begann zu lachen.
Sie umrundeten eine Kurve. Flora sah Gigi und Clara auf der Veranda sitzen, wo Mariella, die Haushälterin, soeben den Tee servierte.
Gigi
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