Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
Vom Netzwerk:
war jetzt nicht nach Nahrungsmitteln zumute. Sie wollte nur rasch diese Sitzung hinter sich bringen. Und dann das Büro möglichst bald wieder verlassen.
    Als Herr Haubner den Raum verlassen hatte, sagte Arvin heiser: „Ich verstehe das nicht, Livia.“
    Livia sah ihn nicht an, sondern blickte nur angestrengt geradeaus. „Was ist daran nicht zu verstehen? Ich gebe dir dein Haus zurück. Das ist alles.“
    „Zu welchen Bedingungen?“
    „Ich dachte, du hättest den Vertrag gelesen“, erwiderte Livia gereizt. „Eine Gegenleistung ist nicht zu erbringen, so steht es doch drin, oder nicht?“
    „Aber … warum ?“
    „Meine Motive haben dich nicht zu interessieren, Arvin. Willst du das Haus oder willst du es nicht?“
    „Ich … ich will es natürlich.“
    „Dann unterschreib den Vertrag!“
    Eine Weile reagierte er nicht, sondern saß nur bewegungslos da.
    Dann ging die Tür auf und Herr Haubner steckte seinen Kopf hindurch. „Brauchen Sie noch länger?“
    „Nein“, sagte Livia schnell. „Kommen Sie ruhig wieder.“
    Das ließ sich Herr Haubner nicht zweimal sagen. „Ist der Vertrag in Ordnung?“, fragte er, während er wieder auf seinen Schreibtischstuhl zusteuerte.
    „Er ist perfekt“, beeilte sich Livia zu versichern.
    Herr Haubner sah ein wenig skeptisch zu Arvin hinüber, entspannte sich aber, als er sah, dass dieser seine Unterschrift unter die Papiere setzte. „Super“, freute er sich und nahm die unterschriebene Ausfertigung von Arvin entgegen. „Wir machen dann alles fertig und schicken es Ihnen zu. Einverstanden?“
    Livia stand auf. „Einverstanden.“
    Arvin tat es ihr gleich, machte aber den Eindruck, als geschähe das etwas widerwillig. Und auch als er sich verabschiedete und mit Livia das Gebäude verließ, wirkte er nicht sehr dynamisch. Als sie auf der Straße angekommen waren, streckte ihm Livia die rechte Hand entgegen. „Leb wohl, Arvin.“
    Der Handschlag scheiterte daran, dass Arvin sich nicht beteiligte. Seine Hand wollte sich einfach nicht erheben. „Leb wohl?“, wiederholte er. Sein Blick fiel auf Livias Reisetasche. „Was ist denn da drin?“
    „Da ist drin, was mir gehört, Arvin. Ein bisschen Kleidung … ein paar Erinnerungsstücke … Papiere … ein bisschen Geld. Ich hab nicht viel genommen, nur den Fünfziger, den Karen mir vor Kurzem gegeben hat. Für die Fahrt und die ersten paar Tage …“
    Arvin sagte nichts darauf, doch blieb sein Blick so fassungslos, dass Livias Gedanken in eine andere Richtung trieben.
    „Willst du nachsehen, ob ich dir was gestohlen habe, Arvin?“ Sie öffnete mit einer ärgerlichen Bewegung den Reißverschluss und hielt ihm die Tasche hin. „Hier, tu dir keinen Zwang an. Das Geld kann ich dir zurückgeben, wenn du willst. Ich brauch es eigentlich gar nicht!“
    „Nein, nein, das meinte ich nicht“, beschwichtigte Arvin. „Ich wollte nur … Ich … ich …“
    Livia seufzte tief und verschloss die Reisetasche wieder. „Hör zu … ich möchte nicht, dass wir uns bei unserer letzten Begegnung streiten. Ich will eigentlich nur …“ Sie stockte, musste sich einen Moment lang sammeln und fuhr dann fort: „Ich will, dass du eines weißt, Arvin: Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid“ – sie sah ihn an – „wirklich leid. Ich wünsche dir, dass du darüber hinwegkommst. Nicht alle Menschen sind schlecht, weißt du? Auch nicht alle Frauen. Ich wünsche dir, dass du noch einmal eine triffst, der du vertrauen kannst.“ Sie schürzte die Lippen. „Mach’s gut, Arvin.“ Sie hob noch einmal die Hand zum Gruß, wandte sich ab und ging eilig davon.
    „Jetzt … jetzt warte doch mal“, rief Arvin hinter ihr her.
    Livia ging weiter, hörte aber an seinen Schritten, dass Arvin ihr folgte.
    „Hey … Livia“, sprach er sie erneut an. Er war direkt hinter ihr.
    Livia beschleunigte ihre Schritte.
    Arvin tat das Gleiche. „Warte bitte!“, rief Arvin eindringlich.
    Endlich blieb Livia stehen, drehte sich aber nicht zu ihm um.
    „Du kannst nicht einfach so gehen“, sagte Arvin und umrundete sie. „Du … du würdest niemals allein zurechtkommen. Du hast keine Arbeit …“
    „Ich werde mir eine suchen, Arvin. Ich bin nicht so nutzlos, wie du denkst.“
    „Das weiß ich. Es ist nur … dass ich für dich verantwortlich bin. Und ich will nicht, dass du unter die Räder kommst oder … oder unter Brücken schläfst.“
    „Wo ich schlafe, musst du schon mir überlassen“, antwortete Livia gereizt.
    „Wirst du es mir

Weitere Kostenlose Bücher