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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Entschuldigung“, entfuhr es Livia, die erst jetzt merkte, dass ihr Verhalten ziemlich unhöflich gewesen war.
    Herr Haubner fing an zu grinsen und schälte sich gemächlich aus seiner Position. „Frau Scholl, nehme ich an?“
    Livia nickte ein wenig betreten und sah sich im Büro um. Es hatte eine deutlich gehobene Ausstattung mit Aktenschränken aus Kirschbaumholz und einem sehr edlen, aber auch enorm wuchtigen Schreibtisch.
    „Kommen Sie einfach rein“, sagte Herr Haubner und winkte Livia und Arvin in den Raum hinein. Livia fand den Mann sofort sympathisch. Er hatte freundliche Augen mit tiefen Lachfalten an den Seiten. Und obwohl er schon deutlich über fünfzig und dem Anschein nach wahnsinnig erfolgreich war, merkte man an seiner Reaktion, dass er sich selbst nicht allzu wichtig nahm.
    „Es tut mir wirklich leid“, entschuldigte sich Livia ein zweites Mal.
    Herr Haubner zuckte die Achseln. „Jede Pause hat nun mal ein Ende.“ Er kam auf Livia und Arvin zu, streckte die Hand aus und begrüßte die beiden. Anschließend deutete er auf die beiden Stühle, die sich auf der anderen Seite seines Schreibtisches befanden. „Bitte schön.“
    Als alle saßen, sagte Herr Haubner: „Ich denke, wir wissen alle, weswegen wir hier sind.“ Arvin sagte kein Wort. „Die Verträge sind natürlich vorbereitet.“ Er öffnete eine Schreibtischschublade und holte einen Stapel Papiere daraus hervor. „Zuerst muss ich Sie bitten, sich auszuweisen.“
    Livia erblasste. Ihren eigenen Personalausweis hatte sie dabei, aber dass Arvin auch einen brauchte, hatte sie überhaupt nicht bedacht! Sie sah ihre ganzen Pläne bereits wie eine Seifenblase zerplatzen, als Arvin wie selbstverständlich in die Innentasche seines Blousons griff, sein Portemonnaie zückte und seinen Personalausweis daraus hervorkramte. Livia atmete auf.
    Herr Haubner trug jetzt die Ausweisnummern in seine Papiere ein. Dann händigte er die Personalausweise wieder aus und sagte: „Ich bin leider verpflichtet, Ihnen den Vertrag noch einmal vorzulesen. Wenn ich Ihnen zu schnell bin, müssen Sie Bescheid sagen.“
    Livia fragte sich noch, was denn wohl zu schnell sein könnte, als Herr Haubner auch schon loslegte und in einem unnachahmbaren Tempo Sätze herunterleierte, die auf diese Weise niemand verstehen konnte. Livia hörte nur „erschienen heute: … die Hausfrau Livia Scholl … deren Ehemann Arvin Scholl … baten mich um die Beurkundung eines Übertragungsvertrages … Grundbesitz Gemarkung … Flurstück … nachstehend Übernehmer genannt … geht mit Wirkung vom heutigen Tage auf den Übernehmer über … Eine Gegenleistung ist nicht zu erbringen … Die Beteiligten sind darüber belehrt …“ Als Herr Haubner geendet hatte, musste er erst einmal eine Zeit lang tief durchatmen. Dann sagte er: „Haben Sie dazu noch irgendwelche Fragen?“
    Livia sah dezent zu Arvin hinüber und meinte ein einziges riesiges Fragezeichen in seinem Gesicht zu entdecken.
    „Schön“, freute sich Herr Hauber. „Dann können wir ja zur Tat schreiten.“ Er sah Livia an. „Wenn Sie vielleicht zuerst unterschreiben wollen …?“
    Livia nickte, nahm die Papiere entgegen und setzte ihre Unterschrift ohne zu zögern an die dafür vorgesehene Stelle.
    „Und jetzt Sie, Herr Scholl“, sagte Herr Haubner und schob Arvin die Schriftstücke hinüber.
    Livia hielt gespannt den Atem an.
    „Darf ich?“, fragte Arvin. Es waren die ersten Worte, die er in diesem Büro gesprochen hatte.
    „Aber natürlich“, entgegnete Herr Haubner, wobei allerdings ein wenig Verwunderung in seinen Worten mitschwang.
    Arvin nahm die Papiere an sich und begann sie zu studieren.
    Derweil verwickelte Herr Haubner Livia in ein Gespräch über die Baumaßnahmen in der Stadt, die in letzter Zeit doch gravierende Ausmaße angenommen hatten.
    Arvin verzog inzwischen keine Miene, sondern las nur höchst vertieft in dem Vertrag.
    Da Livias Interesse im Grunde ihm und seinen Reaktionen galt, hatte sie äußerste Mühe, in dem Gespräch mit Herrn Haubner vernünftige Antworten zu geben. Und so war sie richtig erleichtert, als sich Arvin endlich zu Wort meldete. „Wäre es möglich, dass ich noch einmal kurz mit meiner Frau allein spreche?“
    Herr Haubner zog irritiert die Augenbrauen hoch. „Selbst-verständlich“, stammelte er und stand auf. „Ich … wollte mir sowieso gerade einen Kaffee holen. Möchten Sie vielleicht auch einen?“
    Arvin schüttelte stumm den Kopf. Livia tat es ihm gleich. Ihr

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