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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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vorbereitet.
    „Livia“, sagte er nur. Sein Blick fiel auf ihre Reisetasche und wurde noch eine Spur verwunderter.
    Livia nickte ihm zu. „Kann ich dich ein paar Minuten unter vier Augen sprechen?“
    „Sicher.“ Arvin hob einladend die Hand, woraufhin sich Livia in Bewegung setzte und hinter ihm ein großzügiges, helles Büro betrat.
    Als Arvin die Bürotür geschlossen hatte, standen beide ein paar Sekunden lang einfach nur so da und starrten einander an. Arvin schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Er bot ihr keinen Sitzplatz an und begann auch kein Gespräch. Er war wohl doch perplexer, als es den Anschein hatte.
    „Ich habe eine Bitte an dich“, sagte Livia schließlich.
    Arvin verschränkte die Arme vor der Brust. „Und zwar?“ Es waren nur zwei Worte, aber der Tonfall, in dem sie gesprochen wurden, enthielt alles Misstrauen dieser Welt.
    Livia trat unruhig von einem Bein aufs andere. Sie wusste nicht, wie Arvin reagieren würde. „Ich habe einen Termin gemacht, und ich möchte, dass du mich zu diesem Termin begleitest.“
    Arvin hob auf eine sehr arrogante Weise die Augenbrauen. „Und worum soll es bei diesem Termin gehen?“
    Livia musste schlucken. Sie wusste, dass es schwierig werden würde, Arvin irgendwohin zu locken, ohne ihm genauere Informationen zu geben. Aber sie hatte auch überhaupt keine Lust, ihre Absichten schon jetzt preiszugeben. Sie wollte das Ganze kurz und schmerzlos, ohne es begründen zu müssen und ohne dass Arvin im Vorfeld darauf reagieren konnte. Sonst bestand nämlich die Gefahr, dass sie es sich noch einmal anders überlegte … „Das wirst du rechtzeitig erfahren“, entgegnete Livia knapp. „Aber ich verspreche dir, dass es sich für dich lohnen wird.“ Sie hielt gespannt den Atem an. Neugier war eines der stärksten Lockmittel, das sie kannte. Ob es bei Arvin funktionieren würde?
    Arvin sah sie einen Moment lang durchdringend an. Dann fragte er: „Wann und wo soll dieser Termin stattfinden?“
    „Um halb elf in der Innenstadt.“
    Wieder schien Arvin zu überlegen. „Ich kann hier nicht weg“, sagte er schließlich. „Morgens glühen hier die Leitungen.“
    „Es wird nicht lange dauern“, versicherte ihm Livia. „Eine halbe Stunde, mehr nicht. Danach hast du noch genug Zeit, um deine Kunden zurückzurufen.“
    Arvin schlenderte jetzt langsam zu seinem Schreibtisch hinüber, nahm einen Zettel herunter und schien ihn zu studieren. Dann sagte er beiläufig: „Das Ganze kommt ein wenig plötzlich, Livia. Ich würde vorschlagen, du lässt dir einen neuen ‚Termin‘ geben und stimmst ihn vorher mit Frau Baumann ab. Dann kann ich mich darauf einstellen und werde deinen Wunsch gern erfüllen.“
    Livia atmete einmal tief durch. Das Gespräch verlief nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Sie spürte, wie sich die alte Wut auf Arvin neu aufbaute und ihre Entscheidung bedrohte. Wollte sie diesem Kotzbrocken wirklich etwas Gutes tun? Und noch darum betteln? Sie beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. „Es ist deine Sache, wie du reagierst, Arvin“, sagte sie kalt. „Wenn du nicht mitkommen möchtest, bitte. Aber glaub mir, es wird keinen zweiten Termin geben. Entweder jetzt – oder nie! Und du wirst niemals erfahren, was ich von dir wollte.“
    Wieder dauerte es einen Moment, bis Arvin reagierte. Obwohl er weiter auf seinen Zettel starrte, war Livia sicher, dass er überlegte. „Also gut“, sagte er schließlich und ließ das Blatt los. Es segelte aus einer Höhe von vielleicht zehn Zentimetern auf den Schreibtisch zurück, schien Arvin jetzt aber überhaupt nicht mehr zu interessieren. Er drehte sich um und sah Livia ins Gesicht. „Ich komme mit. Wie denkst du, in die Innenstadt zu kommen?“
    „Wir nehmen dein Auto“, entgegnete Livia und hoffte, dass diese Tatsache keine weiteren Diskussionen hervorrufen würde. Sie hatte nun einmal weder Auto noch Führerschein.
    Arvin hob kurz die Augenbrauen, sagte aber nichts dazu. Stattdessen ging er an einen Schrank, öffnete die Tür und holte einen dunklen Blouson heraus, in dessen Tasche ein paar Schlüssel klimperten.
    So weit, so gut , dachte Livia und verließ in Arvins Schlepptau das Büro. „Ich bin in einer guten Stunde wieder da, Frau Baumann“, sagte Arvin in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Noch während er ging, zog er sich den Blouson über. „Bitte vertrösten Sie die Kunden.“
    „In Ordnung“, sagte Frau Baumann, doch ließ die Art und Weise, in der sie es sagte,

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