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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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keinen Zweifel über den enormen Grad ihrer Verwunderung.
    Kurz darauf folgte Livia Arvin bereits durchs Treppenhaus und dann über den Parkplatz. Dabei musste sie fast rennen, so lang und schnell waren seine Schritte. Aber da es immer noch nieselte, war das vielleicht auch gut so.
    Als sie sich dem Wagen näherten, betätigte Arvin die Fernbedienung, um ihn zu entriegeln, machte sich aber nicht die Mühe, Livia die Tür zu öffnen. Stattdessen nahm er auf dem Fahrersitz Platz, wartete, bis auch Livia eingestiegen war, und fuhr dann schweigend los. Livia hatte ihre Reisetasche auf dem Schoß und fühlte sich nicht nur deshalb fürchterlich beengt. Es war schrecklich, sich auf so engem Raum mit ihrem Ehemann zu befinden und doch so weit von ihm entfernt zu sein, dass man kein einziges Wort miteinander wechseln konnte! Livia starrte angestrengt nach draußen und zählte die Sekunden. Eine Ewigkeit verging.
    „Wo ist Spike?“, fragte Arvin irgendwann.
    „Zu Hause.“
    Arvin gab sich mit dieser Antwort zufrieden und setzte das bisherige Schweigen fort.
    Erst als der Wagen nach einer Viertelstunde die Innenstadt erreichte, sprach Arvin wieder. „Wohin soll es gehen?“
    „Nimm bitte das Parkhaus an der Kirche“, erwiderte Livia knapp.
    Arvin leistete ihrer Bitte Folge und fand einen Parkplatz im dritten Stockwerk. Als sie ausstiegen, schlug Livia der Gestank von Abgasen entgegen und nahm ihr das letzte bisschen Wohlbefinden. Aber sie ließ sich nichts anmerken und folgte Arvin in Richtung Ausgang.
    „Jetzt bist du an der Reihe“, sagte Arvin, als sie die Straße erreicht hatten.
    Livia nickte und ging vor. Sie überquerten eine Straße, marschierten noch ein Stück und standen schließlich vor einem kleineren Bürogebäude. „Gravenhorst & Haubner, Rechtsanwälte und Notare“ stand auf einem Schild. Livia läutete und betrat dann mit Arvin das Gebäude.
    Der Empfang war fast so etwas wie ein kleiner Saal. Hinter einem riesigen Tresen wuselten mehrere Reno-Gehilfinnen durcheinander.
    „Scholl“, sagte Livia, als eine davon ihr Aufmerksamkeit schenkte. „Wir sind mit Herrn Haubner verabredet.“
    Die Reno-Gehilfin blickte in ihren Kalender, nickte freundlich und streckte den linken Arm aus. „Durch die Glastür, dann die Treppe hinauf, die zweite Tür links, bitte.“
    Livia und Arvin steuerten jetzt auf die entsprechende Tür zu, öffneten sie und erklommen eine Treppe. Im ersten Stock wurden sie durch Schilder auf einen Flur geleitet, der recht dunkel war und das wenige Licht von den Glastüren bezog, die davon abgingen. „Haubner, Rechtsanwalt und Notar, Fachanwalt für Familienrecht“, stand in großen schwarzen Lettern auf der zweiten Tür links. Als Arvin das sah, versteifte er sich. „Aha“, sagte er mit seltsamer Betonung.
    Livia runzelte die Stirn und sah ihn an. „Stimmt was nicht?“, fragte sie verunsichert.
    „Ich hätte mir denken können, dass das ein Scheidungstermin ist“, sagte Arvin. Seine Stimme klirrte vor Kälte. „Ich nehme an, das sind meine Sachen da in der Tasche?“ Er deutete auf die Reisetasche.
    Livias Blick wanderte fassungslos zwischen Arvin und ihrer Reisetasche hin und her. „Ich –“, begann sie, war den Tränen aber so nah, dass sie den Satz nicht vollenden konnte. Um nicht die Fassung zu verlieren, klopfte sie und stürmte durch die Glastür.
    Sie gelangte in ein kleineres Büro. Hinter einem Schreibtisch saß eine attraktive junge Frau.
    Livia räusperte sich. „Scholl“, stellte sie sich ein weiteres Mal vor. „Wir haben einen Termin bei Herrn Haubner.“
    „Oh, ja, er erwartet Sie bereits“, lächelte die junge Frau und warf einen etwas irritierten Blick auf Arvin. Livia konnte sich denken, womit das zusammenhing. Wenn er nur halb so griesgrämig guckte wie eben, war er die Abschreckung in Person. Sie streifte ihn kurz mit ihrem Blick. Und tatsächlich, die Wirklichkeit übertraf alle Befürchtungen. Arvin sah aus, als würde er jeden Moment umkehren und wieder in seine Firma flüchten. Es musste also schnell gehen!
    „Da lang, nicht wahr?“, fragte Livia und eilte auch schon auf die einzige Tür zu, die von dem Vorzimmer abging. Sie klopfte noch kurz, wartete aber nicht, bis eine Antwort kam, sondern platzte in den Raum hinein. Im nächsten Moment sah sie sich einem etwas verwundert dreinblickenden Herrn gegenüber, der ziemlich tief in einem riesigen Ledersessel versunken war und dafür seine Füße auf dem Schreibtisch abgelegt hatte.
    „Oh,

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