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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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„Ich finde, du solltest solche Vorschläge erst mit mir besprechen, bevor du sie in Vanessas Gegenwart äußerst.“
    Livia errötete. Er hatte natürlich recht. Aber wie sollte sie ihm begreiflich machen, dass es auch zu seinem Besten war, wenn sie einen Weg fand, seinen Oberkörper unter die Lupe zu nehmen? Wenn es eine Verletzung gab, dann musste sie sich dort befinden. „Tut mir leid“, sagte sie schuldbewusst. „Aber die Idee ist nicht wirklich schlecht, oder?“
    „Bitte, Onkel Arvin“, bettelte Vanessa – nunmehr verständlich. „Da gibt es die tollste Rutsche der Welt!“
    „Ich muss heute noch mal ins Büro“, knurrte Arvin. „Gestern ist viel zu viel liegen geblieben.“
    Livia schlug enttäuscht die Augen nieder. War das seine Art, mit „gestern“ umzugehen? Sie hatten nicht wieder über den Vorfall im Flur gesprochen. Aber es war ja auch typisch für Arvin, dass er sich in seine Arbeit flüchtete, anstatt das Gespräch zu suchen. Sie hielt ihm zwar zugute, dass er wahrscheinlich gar nicht gemerkt hatte, was er mit seiner heftigen Bewegung angerichtet hatte. Aber eine Entschuldigung hätte trotzdem nicht geschadet. Oder war das Ganze ihre Schuld? Hatte er nur so heftig reagiert, weil sie ihn fortwährend zurückstieß?

Kapitel 40
    Drei Minuten stand sie jetzt schon bewegungslos vor der Tür zum Wohnzimmer und rang mit sich selbst. Es gab so vieles, das dagegen sprach!
    Andererseits konnte sie das Warten beim besten Willen nicht länger ertragen! Tag für Tag, zuletzt sogar mehrmals täglich hatte sie bei Kommissar Walther angerufen und förmlich um das Ergebnis der DNA-Analyse gebettelt. Inzwischen hatte er ihr sogar versprochen, das Labor mit Nachfragen zu bombardieren und sie umgehend anzurufen, wenn es etwas Neues gab. Aber wann würde das sein? Wann? Wann? Wann? Immer wieder hatte er auf die chronische Personalnot bei der Polizei und Analysestaus verwiesen, immer wieder zur Geduld gemahnt! Ach, er hatte gut reden! Er musste ja nicht mit einem Menschen zusammenleben, den er zugleich liebte und verdächtigte! Und ganz sicher konnte er nicht verstehen, was eine Übereinstimmung von Blut und Haar für sie bedeuten würde. Dass es ihr alles wegnehmen würde, was ihr momentanes Leben ausmachte!
    Nein, es ging nicht. Sie konnte diese Ungewissheit nicht länger ertragen! Sie konnte einfach nicht! Und so hob sie die Hand und klopfte.
    Aus dem Inneren des Raumes ertönte ein Grunzen, das mit viel Fantasie als „Herein“ gedeutet werden konnte. Und so drückte Livia die Klinke herunter und betrat mit zitternden Knien das Wohnzimmer.
    Arvin saß in seinem Lieblingssessel, hatte eine Zeitung in der Hand und schaute jetzt erstaunt zu ihr herüber. In den letzten Tagen hatte Funkstille zwischen ihnen geherrscht, kaum ein persönliches Wort war gewechselt worden. Und jetzt dieser Besuch?
    „Ist … Vanessa im Bett?“, fragte Arvin.
    Livia nickte und blieb im Abstand von mehreren Metern vor Arvin stehen. Dabei bedauerte sie ein weiteres Mal, dass all ihre Versuche, auf andere Weise Gewissheit zu erlangen, gescheitert waren. Weder ins Schwimmbad noch in die Sauna hatte er mitkommen wollen. Und auch als sie einen kleinen Fleck auf seinem Lieblingspullover platziert hatte, war sie nicht zum Ziel gekommen. Er hatte ihre Bitte, den Fleck „mal eben“ zu behandeln, einfach ignoriert und sich in seinem Schlafzimmer umgezogen.
    Livia trat unschlüssig von einem Bein aufs andere. Sie hatte sich schon früher wie eine Verräterin gefühlt. Aber das hier schlug dem Fass den Boden aus … „Ich … ähm …“ Sie musste sich erst räuspern, bevor sie weitersprechen konnte. „Ich finde, dass du zu viel arbeitest. Ich meine … du … du wirkst gestresst und verspannt. Da dachte ich …“
    Arvin runzelte die Stirn und schien sie mit seinem Blick zu durchbohren. Er ahnte doch nichts?
    „Da dachte ich“, wiederholte Livia mühsam, „dass du vielleicht … na ja … eine kleine Massage oder so was gebrauchen könntest.“
    Arvins Blick wurde noch eine Spur ungläubiger.
    „N-nur, wenn du willst“, stammelte Livia und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
    „Ja!“ Arvin sprang so plötzlich auf, als hätte er Angst, dass sie ihm wieder entfleuchen würde. „Sicher! Das ist eine … tolle Idee.“
    „Ja?“ Livia war sich da alles andere als sicher. Wenn er so positiv auf ihren Vorschlag reagierte, wog ihr Verrat umso schwerer.
    „Heißt das …“ Arvin zögerte, sah ihr dann aber geradewegs ins

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