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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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– angesichts der Temperaturen hatte Karen heute nichts dagegen gehabt, dass sie barfuß war – über eine Wiese lief und die Grashalme unter ihren Sohlen kitzelten, vermittelte ihr das ein Gefühl von Lebendigkeit. Schon nach wenigen Schritten blieb sie jedoch wie angewurzelt stehen.
    Derweil hatte Karen den Stängel mit einer ärgerlichen Bewegung auf den Boden geworfen. „Als du noch alles geglaubt hast, was ich dir erzählt habe, hast du mir besser gefallen“, schmollte sie. Als sie jedoch feststellte, dass Livia ihr nicht antwortete und sich auch nicht mehr rührte, folgte sie ihr. „Ist was?“, fragte sie verwundert.
    „Da!“, flüsterte Livia und deutete auf die Gestalt eines Mannes, der sich zügig, aber nicht fluchtartig von ihnen entfernte. „Das ist er!“
    „Wer?“ Karen hatte keine Ahnung, worauf Livia hinauswollte. Der Mann hatte nichts Besonderes an sich. Er trug eine Jeans, ein rotes Poloshirt und eine dunkle Baseballkappe.
    „Dieser Mann da … den sehe ich in letzter Zeit andauernd!“, entgegnete Livia atemlos. „Andauernd.“
    Karen schüttelte verständnislos den Kopf. „Er wird Patient in diesem Krankenhaus sein“, mutmaßte sie. „Da ist es kein Wunder, wenn du ihm häufiger begegnest.“
    „Aber er sieht mich immer so seltsam an. So … ich weiß auch nicht … als würde er mich kennen!“
    „Vielleicht gefällst du ihm“, lächelte Karen.
    Aber Livia stieg nicht auf diese Bemerkung ein. „Und wenn er mich doch kennt? Wenn er mehr über mich weiß als ich selbst?“
    „Hat er dich denn niemals angesprochen?“
    Livia schüttelte den Kopf und sah der kleiner werdenden Gestalt noch immer ängstlich nach. Irgendetwas an diesem Mann war ihr unheimlich.
    „Dann bildest du dir das Interesse bestimmt ein“, war sich Karen sicher.
    Livia seufzte tief und wandte ihre Aufmerksamkeit endlich wieder Karen zu. „Ich finde es so gemein, dass uns die Polizei bei den Fingerabdrücken nicht helfen wollte“, sagte sie.
    Karen verzog das Gesicht. Auf Livias Drängen hatte sie sich an die Polizei gewandt und vorgeschlagen, dass diese in Arvins Haus Fingerabdrücke nehmen könnte, um sie mit Livias zu vergleichen. Dann wäre ihre Identität ein für alle Mal bestätigt worden und dieses unsägliche Thema hätte der Vergangenheit angehört. Aber das Gespräch mit dem zuständigen Beamten war äußerst unerfreulich verlaufen. Er hatte sie ausgelacht und irgendetwas in Richtung „Denken Sie nicht, dass die Polizei Wichtigeres zu tun hat?“ von sich gegeben.
    „Gibt es denn nichts anderes, was beweisen könnte, dass ich Livia bin? Irgendetwas, das man selbst nachprüfen kann?“
    „Die Zähne“, überlegte Karen. „Auf diese Weise identifiziert man auch Leichen …“
    „Wer war denn mein Zahnarzt?“ Livia war auf einmal Feuer und Flamme.
    Karen zog die Stirn in Falten. „Keine Ahnung … Du weißt ja, vor deinem Unfall hatten wir nicht den allerbesten Draht zueinander.“
    „Auch ein Grund, weshalb ich an meiner Identität zweifle“, seufzte Livia. „Weiß Arvin denn, zu welchem Zahnarzt ich gegangen bin?“
    „Höchstwahrscheinlich“, antwortete Karen, wirkte aber auf einmal ziemlich zurückhaltend. „Aber wenn du das wissen willst, musst du ihn schon selbst fragen. Du weißt ja, dass ihn dieses Thema nervt.“
    „Ihn nervt alles, was mit mir zu tun hat“, erklärte Livia und strich gedankenverloren über ihre Stirn. Rechts gab es noch eine Stelle, an der sie nach wie vor kein Gefühl hatte. „Ich würde zu gern wissen, ob er mich erst seit dem Unfall hasst oder ob er mich schon früher nicht leiden konnte“, murmelte sie. Sie streifte Karen mit einem vorsichtigen Blick. „Du hast nicht vor, mich darüber aufzuklären, oder?“
    „Nein!“, fauchte Karen ungewohnt scharf. „Ich bin es nämlich leid, immer zwischen dir und Arvin zu stehen. Das ist nicht meine Aufgabe.“
    „Aber er redet nicht mit mir“, beschwerte sich Livia. „Er besucht mich nur, wenn es gar nicht anders geht.“ Sie verschränkte frustriert die Arme vor der Brust. „Und ans Telefon krieg ich ihn auch nicht. Wenn ich ihn anrufe, ist entweder seine Sekretärin oder dieser Enno Dingsbums am Apparat.“ Sie warf Karen einen herausfordernden Blick zu. „Und findest du es in Ordnung, dass er mich nie zurückruft?“
    „Ich kann es doch nicht ändern“, antwortete Karen hilflos. Sie ärgerte sich ja selbst über Arvins Verhalten.
    „Du willst nicht“, behauptete Livia. „Du hältst dich aus allem

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