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Als Gott ein Kaninchen war

Als Gott ein Kaninchen war

Titel: Als Gott ein Kaninchen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Winman
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Aufgaben zu erfüllen. Wichtige Aufgaben.«
    Mit der tatkräftigen Unterstützung durch den restlichen Inhalt seines Flachmanns und seiner Schiffshupe eröffnete Mr Harris das Fest um zwei Uhr an jenem Nachmittag schließlich offiziell. Er hielt eine mitreißende Rede über die Bedeutung der Monarchie und wie sie uns von der unzivilisierten Welt abhebe. Besonders von den Amerikanern. Meine Eltern sahen hinunter auf ihre Füße und murmelten etwas für sie untypisch Unhöfliches. Mr Harris sagte, die Queen sei ein wichtiger Teil des Erbes unseres Landes, was meinen Bruder und Charlie zum Lachen brachte. Mr Harris behauptete sogar, sollte die Monarchie stürzen, dann würde er sich aufhängen und damit zu Ende bringen, was seine erste Frau nur versprochen hatte.
    » Auf Ihre Majestät!«, rief er, erhob das Glas und ließ seine Hupe ertönen.
    *
    Nancy erschien als Elizabeth I. Sie hatte sich verkleidet, weil gerade ein neuer Film mit ihr in den Kinos lief und sie einem Paparazzo entkommen wollte, der ganz erpicht darauf war, sie in einer kompromittierenden Situation abzulichten.
    » Hey, meine Hübsche!«, rief sie, als sie mich sah.
    » Nancy«, sagte Penny und drängelte sich zu ihr durch, » darf ich dich was fragen?«
    » Natürlich, Liebes.«
    » Ist Shirley Bassey eine Lesbe?«
    » Ich glaube nicht«, sagte Nancy lachend. » Warum?«
    » Und Alice Cooper?«
    » Nein. Definitiv nicht.«
    » Was ist mit Vanessa Redgrave?«
    » Nein.«
    » Und was ist mit Abba?«
    » Wen von ihnen meinst du?«
    » Alle.«
    » Ich denke nicht.«
    » Also, keiner von denen?«
    » Nein. Warum willst du das denn wissen, Süße?«
    » Na ja, für mein Schulprojekt.«
    » Wirklich?«, fragte Nancy und sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie da redete. In meinem Schulprojekt ging es um Pandas und Elefanten. Unser Thema lautete » Bedrohte Tierarten«.
    Die Nacht brach schwer herein. Über den Tischen hing der Geruch von Würstchen und Zwiebeln und fadem Parfüm, aufgewärmt von Teelichtern und dem Atem der Plaudernden. Er verschmolz zu einem mächtigen Duft, der verebbte und aufwallte wie die Frühlingsgezeiten. Strickjäckchen wurden um Schultern gelegt, und Nachbarn– mal aufdringlich, mal schüchtern– lehnten sich an Schultern und flüsterten berauschte Geheimnisse in ungläubige Ohren. Nancy half Joe und Charlie am Getränketisch und verteilte alkoholfreie Bowle, genannt Silver Jubilee, und die sehr viel beliebtere alkoholische Variante, Silver Subilee. Die Leute tanzten und witzelten herum, und all das zur Feier einer Frau, die keiner von ihnen je persönlich getroffen hatte.
    Schließlich wurden auch wieder Autos durchgelassen, und sie kamen hupend, aber diesmal aus Sympathie, nicht vor Ärger. Sie fuhren mit zuckenden Warnblinkern vorbei und sorgten so für die Discobeleuchtung zu unseren Motown-Melodien, und durch ihre heruntergekurbelten Scheiben wurde das bereits bedudelte Geplänkel auf der Feier mit noch mehr Gelächter und Gesang angereichert.
    Mrs Penny war so betrunken, wie ich es noch nie zuvor bei jemandem erlebt hatte. Sie torkelte wie ein Sterbender von einer Tanzbewegung zur anderen und verschwand des Öfteren in der Seitengasse, um sich zu übergeben oder zu pinkeln, nur um dann in alter Frische und beinahe nüchtern wieder aufzutauchen. Wieder bereit für eine weitere Schöpfkelle der toxischen Bowle. Doch in dieser Nacht betrachteten die Nachbarn ihr Treiben eher mit Fürsorge, nicht mit Argwohn. Die Hände waren behutsam, wenn sie auf ihrem Rücken ruhten, um ihr sicheres Geleit zu einem Stuhl oder einer Wand oder manchmal sogar einem Schoß zu geben. Denn in jener Nacht hatten sie alle erfahren, dass ihr Freund weg war. Hatte eine Tasche voll mit seinen Sachen und einige von ihren mitgenommen. Sachen, deren Fehlen ihr erst viel später auffallen würde– Dinge wie die Pochierpfanne oder ein Glas voll Maraschino-Kirschen. Als ich durch ihren tanzenden Schatten lief, packte sie mich fest am Arm und lallte ein Wort, das ein bisschen so wie »einsam« klang.
    Als die letzte Platte gespielt und das letzte Würstchen im Schlafrock verputzt war, machten Jenny Penny und ich uns zusammen mit meiner Mutter auf die Suche nach Mrs Penny. Die Straße war so gut wie leer, jetzt, da die Tische für die morgendliche Runde der Stadtreinigung rasch auf dem Bürgersteig zusammengestellt worden waren.
    Wir gingen die Straße mehrmals auf und ab, für den Fall, dass sie Zuflucht in einem Busch

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