Als Gott ein Kaninchen war
Was wir uns immer für unsere Familie gewünscht haben. Also haben wir sie gekauft.«
Sie schwieg einen Moment, damit uns die Absurdität dessen, was sie da soeben gesagt hatte, mitten ins Gesicht schlagen und uns aus unserer Lethargie reißen konnte. Aber es funktionierte nicht. Wir aßen einfach wie benommen weiter.
» Ihr müsst uns einfach vertrauen, das ist alles«, sagte sie. ( Die Leier wieder.)
Mein Bruder schob seinen Teller weg und sagte: » Gut, und wann?«
» In zwei Wochen«, sagte mein Vater kleinlaut.
» Okay«, sagte mein Bruder, erhob sich schwerfällig, ließ zwei geröstete Speckscheiben unberührt liegen und ging zur Treppe.
Mein Bruder lag auf dem Bett und ließ ein Gummiband an seinen Arm schnalzen, das rote Striemen auf seiner Haut hinterließ.
» Was denkst du?«, fragte ich ihn von der Tür aus.
» Gar nichts«, erwiderte er.
» Willst du hier weg?«, ich setzte mich neben ihn.
» Warum nicht? Hier ist doch eh alles scheiße für mich«, und er drehte sich zum offenen Fenster und blickte auf all das, was er hinter sich lassen würde. Der Himmel hatte sich seit dem Morgen zu einem dunklen Veilchengrau verfärbt. Die Luft war stickig und wurde immer schwerer.
» Was ist mit Jenny Penny?«, sagte ich zu ihm.
» Was soll mit ihr sein?«
» Glaubst du, sie kann mit uns mitkommen?«
» Was glaubst du denn?«, meinte er und ließ das Gummiband an mein Knie schnalzen.
» Autsch. Muss das sein?«
» Natürlich kann sie nicht mitkommen, Ell. Sie lebt hier, mit ihrer verspulten Kuh von Mutter«, und er wälzte sich wieder herum, um aus dem Fenster zu starren.
» Wie soll ich ihr das nur sagen?«, meinte ich, und plötzlich wurde mir bange und schlecht.
» Weißnich«, sagte er und zeichnete mit dem Finger eine Linie auf die beschlagene Scheibe. » Es bräuchte mal ein Gewitter. Um die Luft zu klären. Das würde die Dinge leichter machen«, und wie angespornt durch seine achtlosen Worte, polterte das erste Donnergrollen am Horizont los und scheuchte erschreckte Vögel und Picknickgesellschaften auf.
Es fing sofort an zu regnen. Dicke Tropfen– beinahe Graupeln– tränkten die ausgetrockneten Gärten, und schon bald liefen die Gullys über, und die staubige Brühe bahnte sich ihren Weg, sammelte sich in Kratern aus Schlamm. Der Himmel leuchtete auf, ein langer Blitz und dann noch einer stachen zwischen dem Zaun und den Pappeln hindurch auf den Horizont ein. Wir sahen Mr Harris zu seiner Wäscheleine hinauslaufen, zu spät, um seine bereits völlig durchnässte Jeans noch zu retten. Wir rannten die Treppe hinunter und durch die Hintertür hinaus, noch ein Blitz, das Geräusch eines ausrückenden Löschzugs. Mein Bruder griff in den Hasenstall und holte das zitternde Kaninchen heraus.
» Das wurde aber auch Zeit, verdammt«, sagte Gott, als ich ihn fest an mich drückte. » Ich hätte hier draußen draufgehen können.«
» Es tut mir leid«, sagte ich. » Ehrlich.«
» Was tut dir leid?«, rief mein Bruder verwundert.
Drei Häuser weiter bellten die Hunde, und Kinder tanzten kreischend durch die Gewitterattacke, lachend und erfüllt von freudigem Schrecken. Der Donner grollte und erschütterte die Erde. Mr Fisk stürzte hinaus, um eine Abdeckplane zu befestigen, deren aufmüpfige Ränder sich im Wind bauschten und davonfliegen wollten. Und wir standen inmitten unseres Gartens, ungeschützt, wehrlos und betrachteten die Turbulenzen, denen die Leben ausgesetzt waren, die an unseres grenzten. Neben denen wir wohnten, die Leben der Nachbarschaft, und es schüttelte endlich die Gleichgültigkeit von uns ab, und wir konnten wieder erkennen, was unser Leben hier ausgemacht hatte. Da war der Schlitten, den unser Vater für uns gebaut hatte, der, den wir mit in die Schule genommen hatten, um den uns alle beneidet hatten. Und die Geister der Schaukeln und Klettergerüste, die uns getragen und uns fallen gelassen hatten, das Geräusch unserer Tränen. Wir sahen all die Kricket- und Fußballspiele wieder vor uns, die den Rasen ausgetreten hatten. Und wir erinnerten uns an die Zelte, die wir gebaut, und die Nächte, die wir darin verbracht hatten; Fantasieländer, wir die Eroberer. Plötzlich war da so vieles, von dem wir uns verabschieden mussten. Und als der Sturm über uns hinweggefegt war, und die ersten Sonnenstrahlen unsere Ecke der Welt wieder erhellten, stand sie da. Ihr Gesicht klitschnass, spähte sie über den Zaun. Ohne zu lächeln. Als wüsste sie Bescheid.
» Geh zu ihr«, sagte
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