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Als Gott ein Kaninchen war

Als Gott ein Kaninchen war

Titel: Als Gott ein Kaninchen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Winman
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Minuten, Elly«, sagte mein Vater, als er sich von schüttelnden Händen und guten Wünschen losriss und von den Neckereien, die ihre Verabschiedung begleiteten. Ich setzte Gott in seine Kiste auf dem Rücksitz, und bevor ich sie mit einem Tuch abdeckte, sah er zu mir hoch und sagte: » Lass etwas hier. Du musst etwas hier lassen, Elly.«
    » Aber was?«, fragte ich ihn.
    » Irgendetwas.«
    Ich packte meinen Bruder bei der Hand, und wir rannten noch einmal durch das leere Haus. Unsere Schritte hallten laut und aufdringlich auf den nackten Dielen. Wie leicht es war, nicht mehr zu existieren. Einfach zu gehen und das hier zu verlassen; das, was mein Zuhause gewesen war.
    » Komm schon«, rief mein Bruder, und ich rannte hinter ihm her.
    *
    Er schloss den Deckel der kleinen, roten Keksdose und vergrub sie am hinteren Lattenzaun im Schatten der Hauswand. Er bedeckte die Stelle noch mit Ziegelsteinen und einer Schicht aus Erde und Laub, zur Tarnung.
    » Glaubst du, dass jemand sie eines Tages finden wird?«
    » Nee, niemals«, sagte er. » Außer wenn sie wissen, wo sie suchen sollen… Was hast du hineingetan?«, fragte er.
    » Ein Foto«, sagte ich. » Und du?«
    » Ein Geheimnis«, meinte er.
    » Das ist unfair.«
    » Nein«, sagte er und sah mich komisch an. Ich dachte schon, er würde mich kitzeln oder mir sogar einen Klaps geben, aber er tat es nicht. Er nahm mich in den Arm und knuddelte mich, und es fühlte sich seltsam an. Als würde er sich auch von mir verabschieden.
    Ich hatte nicht erwartet, dass sie sich verabschieden würde– ich hatte diese Hoffnung irgendwo ganz hinten zwischen die Handtücher und das alte Bettzeug gepackt–, aber als ich den unverkennbaren Klang ihrer störrischen Schritte vernahm, machte mein Herz einen Sprung. Und als sie meinen Namen rief– ein Rufen, das an Schreien grenzte–, rannte ich mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
    » Tut mir leid, dass ich so spät bin«, sagte Jenny Penny heftig schnaufend. » Meine Haare mal wieder.«
    Wir standen schweigen da und sahen uns an. Wir hatten Angst, etwas zu sagen, für den Fall, dass unsere Worte die andere verletzen könnten.
    » Ich hab neue Schuhe«, sagte sie schließlich zwischen leisen Schluchzern.
    » Die sind aber schön«, sagte ich und hielt ihre Hand. Sie waren rot mit kleinen, weißen Gänseblümchen auf den Spitzen, und sie gefielen mir sehr. Es waren die besten Schuhe, die ich sie je hatte tragen sehen, und das sagte ich ihr auch.
    » Ich habe sie extra angezogen, um sie dir zu zeigen«, meinte sie.
    » Ich weiß. Danke«, sagte ich und fühlte mich plötzlich ganz elend.
    » Ich glaube nicht, dass wir uns jemals wiedersehen werden«, sagte sie und sah mich an, ihr Gesicht ganz rot und fleckig von den Tränen.
    » Natürlich werden wir das«, widersprach ich, legte meine Arme um sie und atmete den vertrauten Pommesgeruch ihrer Haare ein. » Wir sind miteinander verbunden«, erklärte ich. » Untrennbar verbunden.« (Etwas, das mein Bruder am Abend zuvor über uns gesagt hatte.)
    Und ich sollte recht behalten. Wir würden einander wiedersehen, aber nur einmal– zumindest als Kinder–, bevor unsere Leben auseinanderstrebten wie ein sich teilender Fluss, der sich seinen Weg durch neues Terrain bahnt. Aber das wusste ich noch nicht, als ich ihr aus dem Auto heraus zum Abschied zuwinkte und rief: » Du bist meine beste Freundin! Schreib mir!« Ich wusste nichts davon, als ich zurückblickte und sie und unsere Straße schwinden sah wie das Licht am Ende eines Tunnels, bis wir um die Kurve bogen und sie und die Straße aus meinem Blickfeld verschwanden. Ich spürte, wie die Luft aus meiner Lunge wich wie das Leben selbst.

Bäume umgaben uns, als wir von der Hauptstraße abfuhren und den Ferienverkehr dort weiter in der typischen Bank-Holiday-Formation vor sich hin tuckern ließen. Wir nahmen die einspurige Straße zum Fluss hinunter, bogen scharf links und dann rechts ab und folgten verwitterten Schildern, auf denen »Trehaven« stand.
    Die Spätnachmittagssonne hatte noch nichts von ihrer Kraft eingebüßt, und die Blätter an den ausladenden Ästen waren gesprenkelt von ihrem gebrochenen Licht und flimmerten wie der Abglanz zerbrochener Spiegel auf meinem Gesicht. Ich atmete diese neue Luft ein; sie war feucht, und hie und da meinte ich, das Meer riechen zu können, und konnte es wirklich, denn das kleine Flüsschen wurde vom Wasser der Gezeiten gespeist.
    » Wir sind fast da«, flüsterte ich meinem Bruder zu und lehnte

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