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Als Gott ein Kaninchen war

Als Gott ein Kaninchen war

Titel: Als Gott ein Kaninchen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Winman
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fuhr mit dem Finger die gerillte Spirale nach und drückte die Versteinerung dann fest an meine Brust.
    » Nichts bleibt lange vergessen, Elly. Manchmal müssen wir die Welt nur daran erinnern, dass wir etwas Besonderes sind und dass es uns noch gibt.«
    2. Mai 1979
    Liebe Jenny,
    ich freue mich, dass Du glücklich bist. Gordon klingt nett, und ich bin froh, dass Du jemanden zum Spielen hast. Du fehlst mir mehr denn je, und die Schule hier mag ich nicht. Ich habe noch immer keine Freunde gefunden, aber ich hatte sowieso nicht geglaubt, wieder so nette zu finden wie Dich. Dieses Fossil habe ich am Strand gefunden und musste an Dich denken. Nancy sagt, es ist selten und wertvoll. Und was Nancy sagt, stimmt. Ich hoffe, es gefällt Dir! Heb es gut für mich auf.
    Alles Liebe
    Deine beste Freundin Elly xx
    PS : Tut mir leid, dass Du Diabetes hast.

Unsere Eltern hatten uns nie von ihren Plänen, eine Frühstückspension zu eröffnen, erzählt, und nie hatten sie diesen unnatürlichen Wunsch zu erkennen gegeben, Menschen zu beherbergen, die sie normalerweise nicht ermuntern würden, unser Leben zu teilen. Und doch starrten wir nun, gerade rechtzeitig zur Sommersaison, auf die bunte Zeitschriftenanzeige.
    » Nun, was sagt ihr dazu?«, fragten sie.
    Wörter wie »idyllisch«, »einzigartig« und »friedlich« prangten neben einem halbseitigen Foto von unserem geliebten Zuhause. Ein Zuhause, das uns ein Jahr lang beinahe all unsere Kraft gekostet hatte, während wir es zu dem idyllischen, einzigartigen und friedlichen Ort gemacht hatten, das es durch unsere Hartnäckigkeit erst geworden war.
    » Brauchen wir das Geld?«, fragte mein Bruder leise.
    » Nein, natürlich nicht«, erwiderte mein Vater. » Wir machen das nicht des Geldes wegen. Wir machen es, weil wir die Möglichkeit haben, und weil es lustig wird. Ein A-ben-teuer.«
    Nur Vorschullehrer zerhackten Worte auf diese Art, dachte ich.
    » Denkt doch mal an all die wunderbaren Leute, die wir kennenlernen werden«, sagte meine Mutter und hielt sich an dem Stück Rosenquarz fest, das sie um den Hals trug, seit sie es in der Lehmgrube von St Austell gefunden hatte.
    Mein Bruder und ich blickten uns an und stellten uns Mr und Mrs Seltsam vor, wie sie unsere Anzeige in der Hand hielten und sagten: » Schau mal, Liebes, das sieht doch nett aus. Lass uns da hinfahren und nie wieder abreisen.«
    Ich wollte nach der Hand meines Bruders greifen, aber er hatte sie schon im Mund.
    Unsere ersten beiden Gäste kamen an, als der Kitt in ihrem Badezimmer noch am Trocknen war. Mr und Mrs Catt fuhren mit ihrem sandfarbenen Marina Saloon vor und wurden von meiner Mutter begrüßt, die eine Flasche Champagner schwenkte, als sei es die Axt meines Vaters.
    Sie wichen erschrocken zurück, als sie aufgekratzt » Willkommen! Sie sind unsere ersten Gäste!« kreischte, um sie dann ins Wohnzimmer zu führen, wo sie Joe und mich vorstellte. Ich grunzte bloß und hob die Hand, weil wir vorher beschlossen hatten, dass ich so tun würde, als sei ich taubstumm.
    » Alfie!«, rief meine Mutter unvermittelt in den Flur hinaus, und mein Vater joggte herein, in roten abgewetzten Laufshorts. Er hätte auch gleich nackt hereintänzeln können, das Unbehagen unserer Gäste wäre nicht größer gewesen. Er beugte sich mit ausgestrecktem Arm zu ihnen und sagte: » Hi«, mit langgezogenem i.
    » Champagner, Liebling?«, fragte meine Mutter meinen Vater und reichte ihm eine überdimensional große Sektflöte.
    » Logens«, sagte er.
    Mein Bruder und ich sahen uns an und formten mit den Lippen irritiert die Worte » logens« und » hi«.
    » Was für eine Scheiß -Farce, hä?«, sagte mein Vater und hielt den Guardian mit einem Foto von Margaret Thatcher hoch.
    » Schon zwei Monate dran und verflucht noch mal immer noch im Amt.«
    » Wir beide finden sie ja großartig«, sagte Mrs Catt in gestochenem Estuary-Englisch und rückte energisch ihren BH -Träger zurecht. » Sie macht ihre Sache ganz fantastisch.«
    » Und das ist sie sicher auch«, flötete meine Mutter und sah meinen Vater dabei eindringlich an.
    » Wenn Sie irgendetwas brauchen, bitte zögern Sie nicht, uns zu fragen«, sagte mein Vater und nahm einen großen Schluck von dem Mengenrabatt-Moët.
    » Alles, was wir jetzt wollen, ist ein Bad nehmen«, sagte Mr Catt, stellte sein noch immer volles Glas auf den Tisch und rieb sich erwartungsfroh die Hände, als wäre bereits Seife daran. Meine Eltern erstarrten.
    » Ein Bad?«, wiederholte mein Vater in

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