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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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nach allen Seiten aus, ob nicht der Vetter Jakob dahersteige. In die Stube zurückgekehrt, gab’s dort eine Überraschung. An die Namenstagstrauben hatte ich gar nicht gedacht. Die Mutter hatte sie mir heuer mit besonders viel Weinbeerlein ausgestattet; ich steckte sie in großen Brocken rasch in den Mund, um die Finger abgeschleckt zu haben und bereit zu sein, wenn der Vetter Jakob mit dem Taschenfeitel käme. Die Stubentür ging auf, der Vater trat herein, ging langsam auf mich zu: »Dem Namenstagsbuben muss man doch eine neue Kappen aufsetzen!«, und streifte mir eine bunt gestreifte Zipfelmütze mit einer schönen Quaste über die Ohren. Fast wollte er sie in guter Laune mir auch über die Augen ziehen, ich wehrte mit den Händen ab, die Augen müssen frei bleiben, wenn der Vetter Jakob kommt!
    Jetzt erschienen meine Geschwister. Der Jackerle brachte von seiner Henne, er besaß eine, drei Eier, die Plonele verehrte mir ein Sträußlein aus frischen Nelken und Reseden und einen Kreuzer dazu; die Mirzele schluchzte in ihr Schürzlein, weil sie nichts hatte, worauf ihr meine Mutter eine hölzerne Perlenschnur gab, damit sie mir dieselbe schenken konnte, und ich sollte damit nur fleißig rosenkranzbeten. »Der Hund bellt!«, rief ich und horchte erwartungsvoll, ob die schweren Schuhe des Vetters Jakob nicht draußen zu hören seien. Man hörte so was. Die Grablerin-Godel kam daher, ganz schüchtern kam sie zur Tür herein und stellte auf die Ofenbank einen großen Handkorb. »Für den braven Namenstagsbuben«, flüsterte sie und begann auszupacken. Zwei große Krapfen und ein braun glänzendes Honigtöpflein und etliche Kaiserbirnen; irgendwo auf der Welt mussten sie also schon reif sein. Und endlich ein Päcklein mit nagelneuem Herbstgewand: grün ausgeschlagenes Jöpplein, roter Brustfleck, braunseidenes Halstüchlein, schwarzes Lederhöslein; ich fuhr allsogleich mit der Hand in den Hosensack: »Da tu ich den Taschenfeitel hinein!« Ein paar Schuhe noch und ein Filzhütlein mit Hahnenfeder. »All’s z’viel ist’s, Schwägerin!«, rief meine Mutter aus. – »Da tu ich den Taschenfeitel hinein!«, wiederholte ich immer wieder.
    »Wenn er geistlich wird, soll er einmal eine Messe für mich lesen«, antwortete die Godel bescheiden.
    Während die Mutter der Spenderin eine Eierspeise buk, um sie zu ehren, und ich dann eingeladen wurde mitzuessen, kamen erst unsere Mägde daher. Die Kathel brachte mir ein kirschrotes Sacktüchlein, die Traudel ein Paar Wollsocken, die sie selber gestrickt hatte, die Rosel ein Lebkuchenherz mit Bildchen darauf, wo in einem güldenen Körblein zwischen Rosen ein Liebespaar saß. Der alte Steffel brachte mir ein Kränzlein Zithersaiten; die Zither selber bringe er später, wenn er sie selber erst bekommen hätte. Er habe einen Bruder, und wenn dieser einmal sterbe, dann erbe er die Zither und dann bekäme sie der Namenstagsbub und dieweilen möge der halt mit den Saiten fürlieb nehmen, die ja auch sehr schön wären. Der ganze Tisch war schon voller Sachen, als noch der Stallbub Michel mit einem Napf frisch gepflückter Kirschen daherkam.
    »Aber Bübel!«, schrie meine Mutter voller Glück. »Dich mauern sie heut in lauter gute Sach’ ein! Das ist doch aus der Weis’, da musst jetzt wohl recht zum Bravsein schauen.«
    Ich ging von einem Fenster zum andern. Draußen waren Torsäulen und die Bäume und die Büsche, und auf dem Anger die Schafe, der Vetter Jakob aber…Endlich wackelte über die Wiese etwas daher. Der dicke Vetter Martin kam und hatte ein hölzernes Trühlein bei sich. Während er es in der Stube langsam auftat, redete er zu mir: »Du, Peterl, wann du etwa doch nit Papst solltest werden, so rat ich dir, werd ein Zimmermann, da geht’s dir auch gut. Zimmerleut’ braucht man alleweil, und gibt’s Geld und gut’ Essen. Und deswegen hab ich gemeint, ich wollt dir mein altes Zimmermannswerkzeug schenken; ich brauch es nimmer, weil ich mir neues zugelegt hab. Sollt das Zeug zu rostig sein und Scharten haben, so tust es halt ein wenig schleifen, und ich wünsch dir einen glückseligen Namenstag.« Bohrer, Stemmeisen, Hobel, Reifmesser, das war schon was! Jetzt, wenn nur noch der Vetter Jakob mit dem Taschenfeitel tät kommen!
    Stattdessen kam der Firmpate, der gute Simon Miesebner, mit einem weißen Lämmlein, und als er das meckernde Tier vor mir auf die Bank stellte, schlug meine Mutter die Hände über dem Kopf zusammen: »Das Christkindel selbst könntest sein, Bub,

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