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Als ich unsichtbar war

Als ich unsichtbar war

Titel: Als ich unsichtbar war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pistorius Martin
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die Toastscheiben auf den Schoß und stieß mich ein letztes Mal in Richtung Tisch ab. Zwar konnte ich den Kaffee nicht mit heißem Wasser aufgießen, aber zumindest wollte ich die Toastscheiben schmieren. Ich legte ein Messer und eine Scheibe Toast auf den Tisch, und als ich nach dem anderen Messer griff und es festhalten wollte, begann ich wild damit in der Luft herumzufuchteln. Ich stieß die Klinge in Richtung Butter und sah, wie sie hineinfuhr und dann wieder herauskam. Ich starrte auf die riesige Gletscherspalte, die ich in die ehemals akkurat viereckige Portion gelber Masse gerissen hatte, bevor das Messer auf den Toast zuruckte. Ein glitschiges Stück Butter machte sich teilweise darauf breit.
    Jetzt noch die Marmelade – mein finaler Gipfelsturm. Ich zog das Glas zu mir heran und stieß mein Messer hinein. Es bewegte sich klappernd an den Innenseiten, schoss wieder heraus und schleuderte auf den Toast zu. Mit aller Kraft presste ich das Messer nach unten und versuchte es in meine Gewalt zu bekommen, doch es traf nur die Toastkante, bevor es über den Teller hinwegrutschte und eine glitzernde rote Schleimspur auf dem Tisch hinterließ. Entgeistert blickte ich auf den ramponierten Toast, um mir dann die Bescherung auf dem Fußboden anzuschauen, der mit Kaffeepulverkörnern und Zucker bedeckt war. Die Butter erweckte den Eindruck, als sei sie einmal genüsslich von einem Wildtier durchgekaut worden, und die Marmelade hatte sich großflächig über den Tisch ergossen.
    Ich war euphorisch. Ich hatte Toast gemacht, der Kaffee wartete in den Tassen, und das Wasser hatte gekocht – Joanna konnte sich an den fertigen Frühstückstisch setzen. Ich schlug mit dem Löffel auf die Tischplatte, um ihr mitzuteilen, alles sei bereit, und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie hereinkam.
    »Toll, so ein Frühstück vorgesetzt zu bekommen!«, sagte sie.
    Als sie Platz nahm, war ich so begeistert, dass ich mir vornahm, häufiger etwas für sie zu tun und meinen Körper besser in die Gewalt zu bekommen, damit ich mich künftig stärker um sie kümmern konnte.
    »Mein Liefie!«, sagte Joanna, als sie sich auf dem Tisch umschaute und dann mich anblickte. »Du brauchst kein Messer zu benutzen, das weißt du doch.«
    Fragend zog ich die Augenbrauen hoch.
    »Weshalb nimmst du beim nächsten Mal nicht einfach deine Hand?«, sagte sie. »Das wäre viel einfacher für dich. Es kommt doch nicht darauf an, wie du etwas machst, Hauptsache, du schaffst es. Findest du nicht?«
    Ohne noch ein Wort zu verlieren, aßen wir unseren Toast. Später hob ich eine Hand, um ihre Wange zu streicheln. Endlich war mir klar, was Liebe ist. Ich wusste, dass ich einer anderen Frau gegenüber niemals solche Gefühle entwickeln würde wie Joanna gegenüber. Sie war alles, was ich jemals brauchen würde.

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    55
Ich kann mich nicht entscheiden
    M artin?«
    Ich klammere mich an die Schachtel, die ich wie einen Schild vor mich halte, um mich gegen einen Angriff zu schützen.
    »Martin? Ist alles in Ordnung?«
    Ich kann sie nicht anschauen. Ich bin innerlich erstarrt. Lichter scheinen grell über mir, und aus den Lautsprechern dröhnt Musik. Halbwüchsige gehen kreischend an meinem Rollstuhl vorbei, und vor mir erhebt sich eine Wand mit Turnschuhen. Man erwartet von mir, dass ich aus dieser Galerie von in Reihen neben- und übereinandergestapelten Paaren eins herausgreife, doch ich kann es nicht. Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll.
    »Sollen sie weiß oder farbig sein?«
    »Nike oder Adidas?«
    »Klassisch, Hi-Tops oder Skate Shoes?«
    »Unter 50 Pfund oder über 100 Pfund?«
    Anfangs fand ich es noch toll, dass die Verkäufer hier in England mit mir redeten. Doch inzwischen ist alles, woran ich denken kann, das Paar brauner Lederstiefel in der Schachtel auf meinem Schoß, das Joanna gerade für mich gekauft hat. Sie hat bereits so viel Geld für mich ausgegeben, ich will nicht noch mehr haben.
    »Möchten Sie vielleicht etwas anprobieren?«, fragt die Verkäuferin. »Oder soll ich mal Ihre Schuhgröße messen?«
    Ich starre auf meine schwarzen klobigen Schuhe. Ich habe sie jetzt seit ungefähr acht Jahren, und sie sind an den Knöcheln verstärkt, um den Füßen mehr Halt zu geben. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, ein anderes Paar besitzen zu wollen. Dies sind meine Schuhe. Ich trage sie jeden Tag. Wenn ich sie nicht anhabe, benutze ich Pantoffeln. Aber als Joanna meinte, ich würde doch vielleicht gerne etwas Neues haben, stimmte ich

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