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Als ich vom Himmel fiel

Als ich vom Himmel fiel

Titel: Als ich vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Koepcke
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geworden, und als wir am anderen Ufer die betonierten Stufen zur Uferstraße hinaufsteigen, brennt uns die Sonne unbarmherzig auf die Köpfe. Das Liegenschaftsamt hat zwar noch nicht Mittagspause, aber der zuständige Beamte »ist gerade nicht da«. Ob er später wiederkommen wird? Das weiß der Sekretär nicht so genau. Wir können es ja nach 1 4 Uhr nochmals probieren. Also versuchen wir unser Glück auf dem Rathaus. Und hie r – ich bin ja davon überzeugt, dass es Zufälle nicht gib t – begegnen wir doch tatsächlich einem alten Bekannten: Don Marcio, der mich damals aus dem Urwald nach Tournavista brachte, steht auf einmal vor mir, gealtert wie wir alle, mit noch markanteren Zügen als früher. Er strahlt, als er mich sieht. Und für mich ist es, wie jedes Mal, eine sehr anrührende Begegnung. Es gehe ihm gut, sagt der alte Waldläufer, er sei sesshafter geworden, immerhin ist er dieses Jahr 7 3 Jahre alt geworden.
    »Damals«, sagt er, »das waren Zeiten. Was haben wir nicht alles erlebt.« Und dann fragt er mich, ob ich noch eine Kopie habe von »meinem« Spielfilm, er würde den Film gerne seinen Enkeln zeigen.
    Ja, der Absturz der LANSA und die sich anschließende Suchaktion waren sicherlich ein Höhepunkt in der Geschichte des Städtchens. Ein weiterer folgte, als jener italienische Filmregisseur Giuseppe Scotese die Story verfilmte, und das teilweise hier vor Ort.
    Schauplätze waren der Flughafen von Pucallpa, Yarinacocha, »La Cabaña « – das Bungalowhotel der Freunde meiner Elter n – und Puerto Inca. Meinen Part übernahm das junge englische Starlet Susan Penhaligon, von der die einen sagen, sie sähe mir zum Verwechseln ähnlich, und zwar so sehr, dass viele dachten, ich spielte mich selbst. Die anderen behaupten, sie habe nicht die geringste Ähnlichkeit mit mi r – so können die Meinungen auseinandergehen. Auch die Rollen meiner Eltern wurden mit Schauspielern besetzt, sonst arbeitete der Regisseur viel mit Laiendarstellern. So kam es, dass viele Leute sich selbst spielten, auch Don Marcio war dabei und übernahm im Film die Rolle meines Retters. Noch heute kursieren in dem Urwaldstädtchen lustige Geschichten von den Dreharbeiten. Besonders einen kurzen Auftritt von »Pampa Hualo«, wie ein echtes lokales Original nach einem Regenzeitfrosch genannt wurde, finden die Leute immer noch witzig.
    Der Regisseur Scotese besuchte auch meinen Vater in Panguana und erwog offenbar, die entsprechenden Szenen am Originalschauplatz zu drehen. Doch dann entschied er sich anders, und unsere Hütten wurden auf dem Gelände des Hotels »La Cabaña« in Yarinacocha nachgebau t – wie mein Vater fand, recht dürftig.
    Wie alle anderen Menschen bekam ich den Film erst 1974, als er in die deutschen Kinos kam, zu sehen. Der Besitzer eines Kieler Lichtspielhauses lud mich und meine Tante zur Premiere ein und fragte mich, ob er mich hinterher dem Publikum vorstellen dürfte. Ich nahm die Einladung gerne an, wollte jedoch lieber inkognito kommen und war sehr nervös. In unserer schönen Loge habe ich während der Vorführung regelrecht gezittert und gefroren. Vor allem die Darstellung des Absturzes hat mich sehr mitgenommen, und diese ist auch eine der besten Szenen des Films. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich hinter mir ein junges Pärchen unterhielt. Sie sagte zu ihm: »Wie unglaubwürdig! So was gibt es ja gar nicht!« Da hätte ich mich dann doch fast umgedreht und gesagt: »Doch! So was gibt es! Das ist mir tatsächlich passiert!« Aber natürlich war ich lieber still.
    Leider gab es aber eine Menge Szenen, die ziemlich kitschig waren. Einmal kauert jenes Mädchen, das ich sein sollte, an einem Abhang und ist völlig erschöpft. Es ist Nacht. Und plötzlich kommt eine Affenmutter mit ihrem Jungen daher, die von einem Jaguar verfolgt wird. Rasch wirft die Affenmutter ihr Kleines in den Arm des Mädchens, da wird sie auch schon von der Raubkatze fortgeschleppt. Und nun klammern sich Mädchen und Äffchen natürlich aneinander fest und schenken sich gegenseitig Trost. Als der kleine Affe am Morgen seiner Wege geht, ruft ihm das Mädchen verzweifelt nach: »Geh nicht fort! Lass mich nicht allein!«
    Was soll ich sagen, der Film wurde kein Meisterwerk. Wenn auch die Schauspielerin, die meinen Part verkörperte, sich wirklich sehr engagierte und keine Mühe scheute, sich in den Schlamm warf und in vielen Szenen vollen Einsatz zeigt e – der Film ist über weite Strecken einfach nur langweilig. Der

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