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Als ich vom Himmel fiel

Als ich vom Himmel fiel

Titel: Als ich vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Koepcke
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Regisseur hat sich bemüht, authentisch zu bleiben, die vielen Laiendarsteller gaben ihr Bestes, doch insgesamt konnte der Streifen nicht wirklich überzeugen. Das Spannendste, nämlich der Flugzeugabsturz, findet bereits im ersten Drittel statt, und von da an beschreibt der Film meinen Gang durch den Urwald als einen Hindernislauf von einer Gefahr zur nächsten.
    Hier in Deutschland lief der Film unter dem reißerischen Titel »Ein Mädchen kämpft sich durch die Grüne Hölle« immerhin zwölf Wochen lang, und in Peru und in anderen südamerikanischen Ländern als »Perdida en el Infierno Verde« noch länger. Auch in den USA kam er in die Kinos unter dem Titel »Miracles still happen«. Dennoch hieß es am Ende, der Film habe nur Verluste gemacht, und so erhielt ich aus den weltweiten Einnahmen keinen Pfennig. Auch im Fernsehen lief der Film unter den abenteuerlichsten Titeln. Leider erhielt ich nie eine offizielle Kopie des Films. Der Regisseur ist inzwischen verstorben, die Filmproduktion hat sich längst aufgelöst.
    Was meinen Vater sehr ärgerte, war, dass Susan Penhaligon auch Filme drehte, in der sie Nacktszenen hatte. In vielen Zeitungen erschienen dann Bilder von mir in Jeans und T-Shirt neben einem Nacktbild von ihr. Mir persönlich war das egal. Aber viele Leute haben mich gefragt, ob ich das sei und ob ich jetzt tatsächlich Nacktfilme drehen würde.
    Einer falschen Zeitungsnachricht zufolge sollte Susan Penhaligon übrigens in den 90er-Jahren bei einem Unfall in den Vereinigten Staaten ums Leben gekommen sein. Eine schöne Anekdote, wie falsche Medienberichte ein Eigenleben entwickeln können. Denn obwohl das überhaupt nicht stimmt und sich die Schauspielerin bis heute einer guten Gesundheit erfreut, hält sich das hartnäckige Gerücht, ich sei es, die damals verunglückte. Viele Menschen konnten auch in diesem Fall Realität und Fiktion nicht auseinanderhalten und dachten, ich habe mich selbst gespielt. Und so kam es in der Folge immer wieder zu amüsanten Situationen. Einmal fuhr ich mit Alwin Rahmel von Lima in Richtung Norden, und unterwegs nahmen wir einen Naturwissenschaftler mit, der mit seinem Wagen liegen geblieben war. Wie es der Zufall wollte, kannte er meine Mutter. Ich saß hinten im Wagen, und Alwin bestritt die Konversation. Der Mann sagte: »Das war ja so eine Tragödie, als Maria Koepcke damals ums Leben kam. Was mich aber besonders traurig macht, ist, dass ihre Tochter, die den Absturz so wundersam überlebt hatte, später in den USA verunglückte!«
    Da fragte Alwin, dem der Schalk recht oft im Nacken sitzt: »Sie meinen Juliane? Würden Sie gerne mit ihr sprechen wollen?«
    Der Wissenschaftler sah ihn bestürzt von der Seite an.
    »Ja«, insistierte Alwin, »Sie haben heute ganz besonderes Glück! Wenn Sie möchten, können Sie mit Juliane sprechen. Sie sitzt nämlich direkt hinter ihnen.«
    Da war der Mann wie vom Donner gerührt und konnte überhaupt nicht glauben, dass ich tatsächlich noch lebte und ausgerechnet mit ihm in einem Wagen saß.
    Solche Begegnungen hatte ich öfter. Einmal musste ich sogar meinen Pass vorzeigen, weil mir die Leute, die ich auf einem Empfang kennenlernte, partout nicht glauben wollten, dass ich wirklich Juliane Koepcke bin. Gerade erst bat mich eine Verwandte von Moro, ihr ein aktuelles Bild von mir zu geben, um ihre Lehrerin davon zu überzeugen, dass ich quicklebendig bin. Wie das so ist mit Gerüchten, am Ende kursierten die tollsten Versionen von meinem angeblichen Unfall in den USA. Einmal verunglückte ich mit dem Auto, ein anderes Mal mit dem Fahrrad. Und es ist unglaublich, wie hartnäckig die Menschen an diesen Geschichten festhalten. Selbst wenn ich vor ihnen stehe, vertrauen sie mitunter den Medienberichten mehr als dem Offensichtlichen.
    Auch die Menschen in Puerto Inca können es kaum glauben, dass ich nach einigen Jahren mal wieder den Weg zu ihnen finde. Im Rathaus treffe ich zwar auch niemanden an, der mir in Sachen Panguana weiterhelfen könnte, dafür laufen aber alle Sekretärinnen und Angestellten zusammen, und jede Einzelne möchte mit mir zusammen fotografiert werden. Inzwischen ist es Zeit zum Mittagessen geworden, und gerne folgen wir dem Hinweis einer jungen Frau, die uns ins Restaurant ihrer Mutter schickt.
    Es wundert mich überhaupt nicht, dass ich diese Frau tatsächlich von früher kenne, und zwar aus der Zeit vor meinem Unfall. Sie führte nämlich einst ein Hotel, dessen Namen ich mir gut merken konnte, es hieß »La

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