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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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ein akkurater Mann.
    Evangeline glühte innerlich und äußerlich.
    »Und wenn Sie sich nicht an einer weiteren professionellen Bemerkung stoßen«, fuhr Sir John fort, »Sie haben eine Stimme, die darum bittet, man könnte sogar sagen: die danach verlangt , im Radio gehört zu werden.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann, Sir John«, erwiderte Evangeline angespannt.
    »Oh, lassen Sie mich erklären. Wir Briten sind sehr daran interessiert, zu erfahren, wie Sie die Dinge auf der anderen Seite des Atlantiks tun. Und das Publikum will die Wahrheit über Land und Leute wissen. Die Wahrheit. Die kommt im Leben ja nicht oft zum Zuge. Das Radio kann helfen, einige der Lücken zu füllen, die zu thematisieren die Zeitungen nicht fähig oder willens sind. Auch George V . war lange Zeit skeptisch, als ich ihm vorschlug, eine Weihnachtsansprache an die Nation zu halten, und es hat fast zehn Jahre gedauert, bis ich ihn dazu überreden konnte, sich vor ein Mikrofon zu setzen und dem Volk eine Weihnachtsbotschaft zukommen zu lassen. Und doch hielt er seine Radioansprachen dann mit größter Selbstverständlichkeit, ja, in den letzten vier Jahren seines Lebens hat er nicht eine Weihnachtsbotschaft ausgelassen. Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht Lust hätten, in die Rundfunkstudios zu kommen und etwas über Ihr wundervolles Land und all die aufregenden Dinge dort aufzunehmen.«
    Evangeline blinzelte ihn an. Einen Augenblick lang war sie sprachlos.
    »Nein, so etwas, Sir John«, sagte sie schließlich. »So ein Kompliment hat mir noch nie jemand gemacht.«
    »Ich versichere Ihnen, es ist mein voller Ernst«, antwortete Sir John. »Denken Sie darüber nach. Versprecher oder Aussetzer können mühelos behoben werden, bevor die Aufnahme über den Äther geht. Und ich warne Sie, ich bin ein ungeduldiger Mann. Ich würde mich also freuen, recht bald von Ihnen zu hören.«
    Derlei Gerede, beruhigte sich Evangeline, war nichts weiter als berufliche Schmeichelei, und dennoch – Schmeichelei war eine höchst angenehme Liebenswürdigkeit.
    »Gestern Abend hast du Sir John aber mächtig imponiert«, bemerkte Philip am Tag darauf. »Ich habe ihn selten so vergnügt gesehen. Er kann ein ziemlicher Prinzipienreiter sein. Bei ihm muss alles stimmen, nichts darf in Unordnung sein. Im Grunde
ist er ein alter Griesgram. Ich beglückwünsche dich dazu, dass du die Bestie gezähmt hast, meine Liebe. Jedenfalls hast du mehr Erfolg gehabt als ich mit der Bürgermeistersgattin. Hab kein Wort aus ihr herausgekriegt. Und erst die Frau des Bibliothekars! Da lobe ich mir doch Miss Dobbs. Sie war der strahlende Mittelpunkt der Runde. Außer dir natürlich, meine Liebe.«
     
    Die Scones waren noch ofenwarm, ihr Duft unwiderstehlich. Bislang war niemand sonst nach unten gekommen, also griff Evangeline beherzt zu und gab einen Klacks Butter darauf, der vom Teig aufgesogen wurde. Sie hatte noch den Mund voll, als Philip hereinkam und sie dabei ertappte, wie sie den Briefumschlag in ihren Händen drehte und genau beäugte.
    »Ist der für mich?«, fragte Philip und versuchte, seine Gereiztheit zu überspielen. Er wusste, dass Evangeline außer einem Exemplar des amerikanischen Magazins Good Housekeeping , das ihr nachgeschickt wurde, nur wenig Post bekam.
    »Oh, tut mir leid. Eigentlich ist er für Joan, aber natürlich kannst du ihn öffnen. Ich war nur von der ungewöhnlichen Farbe der Tinte beeindruckt«, nuschelte sie mit vollem Mund. Dabei fielen ihr zwei halb zerkaute Sultaninen aus dem Mund aufs Tischtuch.
    »Doch nicht etwa grüne Tinte?«, fragte Philip, der sich gerade aus der Kanne, die auf der elektrischen Warmhalteplatte stand, eine Tasse Tee einschenkte.
    »Eher smaragdfarben, könnte man sagen«, antwortete Evangeline und musterte den Umschlag eingehender.
    Philip kam zum Tisch, hob angesichts der Scones, die eingeschlagen in eine schneeweiße Leinenserviette auf dem Tisch standen, ratlos eine Augenbraue und nahm von Evangeline den Umschlag entgegen. Die Standuhr in der Ecke des Zimmers schlug neun Mal. Philip öffnete den Umschlag und las den Brief. Erst als er einen Mundvoll Tee hinuntergeschluckt hatte, begann er zu reden.
    »Verdammt, Myrtle. Ich habe mich schon gefragt, wann wir von ihr hören würden. Und gerade wenn die Dinge sich beruhigen und du da bist, um mich aufzuheitern.« Diese letzte Wendung schob er vorsichtshalber ein, falls er die Patentochter seiner Frau mit seiner vorherigen Schroffheit gekränkt

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