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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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schuldig zu sein.
    Evangeline blieb hartnäckig. »Ich habe gehört, dass sie ziemlich schwierig sein kann, aber glaube mir, in meinem Leben habe ich schon mehr als eine schwierige Frau in den Griff bekommen.«
    »Nun, jedenfalls bist du sehr zuversichtlich, das muss man dir lassen«, sagte Philip, und seine Miene dankbarer Erleichterung ließ erkennen, dass er mit dem Plan einverstanden war.
    Evangeline nahm einen Bissen von ihrem lauwarmen Scone
und presste ihre Worte zwischen den mehlverschmierten Lippen hindurch. »Nach allem, was du und Joan für mich getan habt, ist es mir eine Freude, mich revanchieren zu können und auszuhelfen.« Und mit einer Geste, die ihre neue Entschlossenheit demonstrierte, griff Evangeline nach der kleinen Handglocke aus Messing, die auf Philips Platz lag, und läutete.
    Kurz darauf steckte die Köchin den Kopf zur Tür herein.
    »Wären Sie so freundlich, Miss May zu suchen und sie zu bitten, für einen Moment hereinzukommen?«
    Kurz darauf entschuldigte sich Philip, er müsse sich für den Landsitz des Premierministers fertigmachen, und noch lange, nachdem er das Zimmer verlassen hatte, blieb ein Lächeln auf Evangelines Gesicht zurück. Wenn schon Wallis oder Julian ihr nichts abgewinnen konnten, so wusste doch wenigstens der gütige Mann ihrer armen Patentante ihren Wert zu schätzen.
     
    Am Tag von Lady Myrtles Ankunft waren die Dinge nicht ganz nach Plan verlaufen. Als May von der Fahrt zum Landsitz des Premierministers zurückkehrte, wohin sie Sir Philip gefahren hatte, wartete vor der Haustür ein Taxi, vollbepackt mit dem Feriengepäck von Mrs Cage und Florence, darunter der rote Eimer und Spaten, den May ein paar Tage zuvor an dem kleinen Stand im Postamt für Florence gekauft hatte.
    Evangeline hatte May begleitet, um eine Karte an ihren Bruder in Baltimore aufzugeben. Im Postamt traf sie zum ersten Mal auf Mrs Jenkins und war bestürzt über die Bemerkung der Postmeisterin, May habe schwarzes Blut. Diese Aussage ignorierend, versuchte May, Evangeline umgehend aus dem Postamt zu drängen, aber sie war nicht schnell genug, um Evangeline vor dem Kommentar zu bewahren, mit großen Sonnenhüten könnten Frauen ihr Übergewicht nicht kaschieren.
    Florence war schon die ganze Woche vor ihrer Abreise schlecht gelaunt gewesen, obwohl sie zum ersten Mal in diesem Sommer Shorts tragen durfte. Shorts waren ihre Lieblingskleidung;
dass sie aus der Kommode herausgenommen wurden, bewies, dass das Schuljahr endlich zu Ende war. Aber Florence verkündete, dass sie es hasste, Sandburgen zu bauen, wozu also der Eimer? Sandburgen waren etwas für Jungs oder für Jammerliesen. Außerdem gab es am Strand von Pagham überhaupt keinen ordentlichen Sand, denn alles war mit scheußlichen Kieseln übersät. Kiesel hatte sie schon letztes Jahr gehasst und würde sie bestimmt auch diesmal wieder hassen.
    Allen war aufgefallen, dass Florence sich in letzter Zeit häufig in der Küche herumtrieb und der Köchin dabei zusah, wie sie Quarkspeisen zubereitete. Florence hatte immer betont, wie sehr sie Quark verabscheute; die schleimige Konsistenz erinnerte sie daran, dass sie Quark immer dann hatte essen müssen, wenn sie krank war. Seit Lady Joans Erkrankung war eine frisch zubereitete Schale der pampigen Süßspeise ein vertrauter Anblick in der Küche von Cuckmere gewesen, und obwohl Lady Joan längst im Krankenhaus war, hatte die Köchin auch weiterhin große Mengen von dem Zeug vorrätig, für den Fall, dass Ihre Ladyschaft kurzfristig zurückkehrte. Am Tag vor ihrer Abreise in die Ferien hatte Florence aus der Rührschüssel der Köchin genascht. Es war, als wollte sie sich auf eine Weise benehmen, die ihrem wahren Ich so gegensätzlich wie nur irgend möglich war.
    Mrs Cage hatte ihre Tochter bereits gewarnt. Sollte sie sich nicht zusammenreißen, würde sie ihren Badeanzug wieder aus dem Koffer herausnehmen, dann könnte sie das Baden in Pagham vergessen. Es gebe Mädchen, die sich alle zehn Finger danach lecken würden, in die Ferien fahren zu dürfen, hatte Mrs Cage ihr schroff erklärt. Florence wisse nicht, was für ein Glück sie habe. Dieser Verweis hatte einen mürrischen Blick und einen scharfen Fußtritt gegen die mit grünem Wollstoff bezogene Tür zur Folge. Florences verdrießliche und rastlose Stimmung hielt bis zum Moment der Abfahrt an, als May neben dem Taxi stand, um die beiden zu verabschieden.
    »Amüsier dich schön, Liebling.« May bückte sich zu Florence, deren lockiges Haar

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