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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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ihn geschnitten. Darauf sei er umgekehrt, habe höflich den Hut gezogen und sie gefragt: «Erlauben Sie, Mrs. Barker-Symes, darf ich fragen, warum Sie soeben meinen Gruß nicht erwidert haben?»
    «Wenn Sie das nicht selbst wissen», hatte Mrs. Barker-Symes geantwortet, «dann brauchen Sie nur den Schlachter oder den Fischhändler zu fragen oder auch die Leute im Dorfgasthaus oder die Mitglieder des Kirchenvorstands. Einer davon wird es Ihnen ganz gewiß sagen können. Guten Tag, Mr. Kemble. »
    Vater war nach Hause geeilt und hatte sogleich den Pfarrer angerufen. «Also hör mal, Sam. Ich habe da eben Mrs. Barker-Symes getroffen, und sie hat meinen Gruß nicht erwidert. Sie sagt, du wüßtest warum.»
    «Zweites Buch Samuel 11,4, Harry», sagte der Pfarrer und legte den Hörer auf.
    «Ist das die Geschichte mit dem Weib Urias, des Hethiters?» fragte ich.
    «Genau», sagte Vater und dachte nach. «Den König David hätte sie wohl kaum geschnitten, diese Ziege.» Er kochte vor Wut.
    In der Diele klingelte wie wild das Telefon. «Vielleicht geht Gloria hin», sagte ich.
    «Sie ist nicht da», sagte Vater. «Chisholm hat sie zu einem Spaziergang abgeholt.»
    Mir stand das Herz wieder einmal still. Aber ich ließ mir nichts anmerken, ging in die Diele und nahm den Hörer auf: «Hier Shepherd’s Delight 4025.»
    «Viola? Hier ist Tante Clarissa. Was für einen Wagen hat dein Vater?»
    «Warum? Einen alten Lagonda.»
    «Das meine ich nicht. Ist es ein offener oder ein geschlossener Wagen?»
    «Ein Kabriolet.»
    «Das habe ich befürchtet. Hör mal zu, Kind. Nicholas hat die Masern gehabt.»
    «Der Ärmste.»
    «Nun, außer ein paar roten Flecken hat er nicht viel davon gemerkt.»
    «Und Perse?»
    «Hat sich nicht angesteckt.»
    «Gut - dann ist ja alles in Ordnung.»
    «Ja.» Das klang allerdings nicht sehr überzeugend. Dann rückte sie mit der Sprache heraus: «Offen gesagt, ist er im Augenblick hier etwas fehl am Platz. Er hat nämlich meine Enkelkinder angesteckt, alle drei, und sie hat es schlimmer gepackt als ihn.»
    «Oh, das tut mir aber schrecklich leid.»
    «Zu dumm. Sie wollten am Sonnabend alle zusammen nach St. Tropez fahren, und nun ist es fraglich geworden, ob sie überhaupt reisen können.»
    «Tante Clarissa, wir kommen auf der Stelle und holen ihn», sagte ich.
    «Nein. Das ist ja die Schwierigkeit. Er kann in diesem Zustand unmöglich im offenen Wagen fahren. Er sieht ja ganz wohl aus, aber der Arzt sagt, er muß sich noch warmhalten, Laß nur, wir bringen ihn und Persephone zurück.»
    «Vielen Dank, Tante Clarissa, dann bis morgen.»
    «Dann bis morgen», sagte Tante Clarissa und legte auf.
     
    Wir saßen beim Mittagessen, als sie ankamen. Sie marschierten herein, alle vier. Vater stand auf. «Hallo, Clarissa. Wollt ihr mitessen? Es gibt Gulasch.»
    «Nein, Harry, vielen Dank», sagte Tante Clarissa. «Wir haben unterwegs eine Kleinigkeit gegessen.»
    Ich stand auch auf und legte den Arm um Perse. «Tag, Süße. War’s schön?» Es war wunderbar, daß sie wieder da war. Wir hatten uns nie viel zu sagen, aber ich vermißte sie, wenn sie nicht da war.
    Trubshaw schleppte seinen Koffer herein. «Hallo, Trubshaw», begrüßte ihn Vater. «Brav gewesen?»
    Alle übergingen die Frage.
    «Du mußt unbedingt jetzt deinen Flieder beschneiden, Harry», sagte Onkel Walter.
    Tante Clarissa fragte: «Habt ihr was von Clementine gehört?»
    «Nein. Seit ihrer Karte aus Istanbul haben wir nichts mehr gehört.»
    «Schrecklich», sagte Onkel Walter.
    «Was sie sich bloß denkt. Komm», sagte Tante Clarissa zu ihm. «Wir können uns leider nicht lange aufhalten, denn wir wollen ja noch vor Abend zurück sein.»
    «Kann ich euch nicht wenigstens einen Drink anbieten», sagte Vater.
    «Nein, danke dir, Harry - Walter muß ja fahren. Übrigens, noch etwas», sagte sie wie beiläufig. «Auf Persephones Nachttisch fand ich das
    «Ja, sie hat einen nicht gerade alltäglichen Geschmack für ihr Alter.»
    «Es liegt mir fern, sie anzuschwärzen. Aber ich dachte doch, du solltest es wissen.»
    «Danke», sagte Vater. Wir brachten sie nach draußen. Ich küßte Tante Clarissa zum Abschied, und wir alle winkten ihnen nach.
    Ich brachte Perse hinauf in ihr Zimmer und fragte: «Na, wie war’s denn nun wirklich?»
    «Toll.»
    «Hast du denn deinen Harold gesehen?»
    «Nein, der war schon wieder in London. Aber sonst war es sehr aufregend. Das tollste waren die anonymen Briefe.» Sie wühlte sich tiefer in die

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