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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Luft an! Daß du auf diesen Klatsch auch noch was gibst, ist ja die Höhe!»
    «Liebling, wenn das alles nur boshafter Klatsch wäre, dann hätte die Bank diesen Chisholm wohl kaum in eine andere Filiale versetzt.»
    Ich war den Tränen nahe.
    Wir waren inzwischen an unserer Einfahrt angelangt. Mutter blieb stehen. «Im Dorf ist man jedenfalls der Meinung, daß ihr eine Menage à trois geführt habt, Harry, und daß dieser Chisholm es mit der Angst bekam und sich mit unserer Viola verloben wollte, damit Gras über die Sache wächst.»
    «Also Clementine, nicht Persephone hat eine überhitzte Phantasie, sondern diese Dorftrottel hier, und du läßt dich von ihnen anstecken!»
    Ich fing an zu heulen. «Aber er liebt mich doch!» schrie ich und rannte fassungslos den Weg hinunter ins Dorf zurück. Ich rannte immer weiter und schlug dann die Richtung nach Shepherd’s Warning ein. Der Weg war voller Pfützen. Immer weiter lief ich. Schließlich sah ich in der Ferne eine Gestalt, die ein Fahrrad hügelaufwärts schob.
    Endlich war ich bei ihm. «Aber Viola, was ist denn mit dir, du bist ja völlig außer Atem», sagte Clifton. «Was hast du denn bloß?»
    «Mutter will ihre Einwilligung zu unserer Heirat nicht geben», sagte ich und fing wieder an zu weinen.
    Er sah mich hilflos an. «Nun, ich - wenn deine Mutter meint, daß... daß du noch zu jung bist... dann...»
    «Sie sagt nicht, daß ich zu jung bin, sondern sie behauptet, daß du Gloria liebst und nicht mich», sagte ich kühl.
    Er sah mich nicht an, sondern blickte ins Dorf hinunter.
    «Antworte doch», sagte ich. «Oder hast du mir den Ring wirklich nur deshalb gegeben, damit die Leute die Sache mit Gloria vergessen sollten?»
    Lange Zeit schwieg er. Dann sagte er langsam: «Nein, auch weil ich dich gern habe.»
    «Auch?» schrie ich empört, streifte den Ring ab und warf ihn in die braunschlammige Pfütze vor uns.
    Ich raste davon. Meine Tränen sollte er nicht sehen. Wie hatte ich mich nur so in ihm täuschen können.
     

20
     
    Ich mochte über meinen Kummer mit niemandem reden. Aber alle waren in diesen Tagen besonders lieb zu mir gewesen.
    Nun war Neujahrsmorgen, und wir saßen beim Frühstück.
    «So, meine Süßen», rief Mutter fröhlich, «heute ist Neujahrstag - da schlagen wir eine neue Seite auf, legen alte Gewohnheiten ab und nehmen neue an.» Strahlend sah sie sich in der Runde um.
    «Gott bewahre uns», sagte Vater und sah beunruhigt zu ihr hinüber.»
    Mutter schenkte Gloria eine Tasse Tee ein.
    «Ja, Gloria», sagte sie, «du vermißt sicher London sehr und wirst deine Angehörigen Wiedersehen wollen. Es war besonders nett von dir, daß du hier die Stellung gehalten hast.»
    «Ach, weißt du, im Grunde zieht es mich gar nicht so sehr nach London», sagte Gloria freundlich.
    «Nein? Ich habe dich immer beneidet. Wenn ich an die Läden, die Lichter, die Modenschauen, das Theater und die Konzerte dort denke... Und das alles wirst du nun wiederhaben!»
    «Sie wird das alles keineswegs jetzt wiederhaben, wenn sie nicht will», kläffte Vater.
    «Aber lieber Harry, ich hatte immer angenommen, daß Gloria hergekommen ist, um in meiner Abwesenheit den Haushalt zu führen. Nun bin ich ja aber wieder da!»
    Vater faltete die Zeitung zusammen und schlug sie heftig auf den Tisch, als wolle er eine lästige Fliege verjagen. «So, nun hör mal gut zu, Clementine. Jawohl, du bist wieder da, aber wir haben hier schließlich monatelang friedlich ohne dich gelebt, und du fängst schon nach einer Woche an, alles auf den Kopf zu stellen. Gloria bleibt bei uns, wenn sie bleiben möchte. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?»
     
    Später half ich Vater in seinem Arbeitszimmer beim Korrekturlesen, als Mutter hereinkam. Mit unschuldigem Lächeln fragte sie: «Oh - ich störe euch doch nicht?»
    «Doch», sagte Vater.
    «Ich werde dich nicht lange auf halten.» Sie setzte sich, strich sich den Rock zurecht und betrachtete befriedigt ihr linkes Bein. «Da ist mir noch eine Kleinigkeit eingefallen, Harry. Seit wann hat Gloria eigentlich hier den Haushalt geführt?»
    «Wie soll ich denn das jetzt noch wissen?» fragte Vater.
    «Nun, ich glaube, das solltest du mal ausrechnen, wie lange sie hier war, denn sicher kriegst du dann noch was zurück.»
    «Zurück — was denn?»
    «Einkommensteuer, meine ich.»
    Vater wurde blaß. Bei der bloßen Erwähnung von Finanzamt und Steuerdingen bekam er eine Gänsehaut.
    «Ich kann mir jetzt wirklich nicht den Kopf über solche

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