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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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hätte.»
    Vater kam in die Küche.
    «Stell dir vor», begrüßte ihn Mutter. «Agnes Buttle -»
    «Ihrer sei das Himmelreich», sagte Vater und bekreuzigte sich. Er schrieb gerade an einer kritischen Studie über Tschechow. «Aber was ist denn mit der Buttle?»
    «Stell dir vor, sie hat Vi ihr ganzes Hab und Gut hinterlassen.»
    «Na so was. Das ist wirklich sehr anständig von ihr. Darf ich?» Er griff nach dem Brief. «Aha, Viola, du mußt also hinfahren zu den Anwälten und einiges unterschreiben und ihnen die nötigen Instruktionen geben. Eine recht heikle Aufgabe für so ein jungem Mädchen.»
    «Ach was», sagte Mutter lebhaft. «Selbstverständlich fahre ich mit. Wir gehen beide zum Anwalt, und dann kann ich auch gleich den Makler aufsuchen und mich erkundigen, wie weit er eigentlich mit dem Hausverkauf ist; da müssen wir ja auch mal zu einem Ende kommen. Und Perse können wir dann auch gleich im Internat besuchen.»
    Als erstes schrieb ich an Johnnie, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Es war ein atemloser, überschwenglicher Brief. Ich schrieb ihm, wie sehr ich ihn liebte und mich auf ein Wiedersehen freute. Aber es dauerte dann doch noch einige Zeit, bis die Anwaltsfirma mir zurückschrieb und einen Termin für die Besprechung nannte.
    Endlich war es soweit. Wir nahmen das Schiff nach Guernsey. Als wir schließlich im Flugzeug saßen, legte Mutter die Hand auf meine. «So, mein Herz, ich denke, wir gehen erst mal zum Anwalt, danach zum Hausmakler und dann zu Perse. Und dann willst du doch sicher auch irgendwann deinen Johnnie sehen.»
     
    Der Anwalt war ganz reizend zu uns. Er händigte mir den Erbschein aus und gab mir die Schlüssel zu Miss Buttles Wohnung. Er bat mich als alte Freundin der Verstorbenen, alle persönlichen Papiere, die ich in den Schubladen fände, zu vernichten und alle
    Gegenstände, die ich eventuell behalten wolle, zu kennzeichnen, bevor die Möbel zur Auktion abgeholt würden.
    Dann suchten wir den Hausmakler auf. «Nun, Mr. Bateson, was macht der Verkauf?» fragte Mutter erwartungsvoll.
    «Also, ob Sie es glauben oder nicht», sagte Mr. Bateson, «nicht ein einziger Interessent hat sich gemeldet.»
    Mutter setzte sich. «Aber, Mr. Bateson, das muß an Ihnen liegen.»
    «Bitte, glauben Sie mir, Mrs. Kemble, wir haben alles Menschenmögliche versucht. Wir haben sogar eine Anzeige in < Country Life> gehabt.»
    «Und niemand hat sich das Haus auch wenigstens nur mal ansehen wollen?»
    «Nein. Kein Mensch hat danach gefragt.»
    Mutter überlegte und sagte dann: «Mr. Bateson - was geschieht, wenn wir es nicht verkaufen können? Was geschieht zum Beispiel, wenn die Gartenmauer brüchig wird? Wenn sich Dachziegel lösen? Oder wenn Äste von den Ulmen auf die Straße herabstürzen?»
    «Die Gemeinde würde sich bei irgendwelchen Unfällen, die mit dem Haus Zusammenhängen, immer an Sie halten, Mrs. Kemble.»
    Auf dem Weg zum Hotel sagte Mutter nichts. Sie schien nachzudenken. Wir tranken noch eine Tasse Tee, aßen etwas Gebäck und machten uns dann auf den Weg zum Internat.
    Ich sagte nicht viel, denn ich war mit meinen Gedanken schon bei Johnnie.
     
    «Tag, Mutter. Tag, Vi», sagte Perse gleichgültig, als wir sie - es war gerade Pause — auf dem Schulhof entdeckten.
    «Tag, mein Liebling. Ich wußte, wie du dich freuen würdest», sagte Mutter. «Aber ich habe gar nicht viel Zeit. Ich bin mit der Direktorin verabredet. Viola, du wartest lieber nicht auf mich, denn ich will ja auch den Pfarrer noch besuchen. Wir treffen uns am besten gegen Abend im Hotel.»
    Sie ging ins Schulhaus. Ich gab Perse das mitgebrachte Paket. «Hier — ein Kuchen. Von Mutter gebacken.»
    «Habt ihr ’ne Feile reingetan?» fragte sie hoffnungsvoll.
    «Stell dir vor, Perse, Miss Buttle hat mir ihr ganzes Vermögen vermacht, was sagst du dazu?»
    «Daß du dann heiraten kannst!»
    «Das habe ich auch fest vor. Und ich hoffe, ich habe Mutter langsam rumgekriegt und sie allmählich davon überzeugt, daß Johnnie gar nicht so eine schlechte Partie ist.»
    Es läutete zur nächsten Stunde. Perse lief, ihren Kuchen vorsichtig vor sich hertragend, auf das alte Schulgebäude zu. Sich umwendend, rief sie: «Und ich werde deine Brautjungfer, vergiß das nicht!!»
     

30
     
    Wieder stieg ich die alte, steile Streppe zu Miss Buttles Wohnung hinauf, aber diesmal mit wehmütigen Gefühlen.
    Viel hatte ich hier nicht zu tun.
    Im Wohnzimmer stand ein kleiner, polierter Sekretär mit einer herausziehbaren Schreibplatte. Er

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