Als Spiel fing es an
beraten, wie sie das verbliebene Geld am besten anlegen sollten. Aber ein solcher Expertenrat war sein Beruf, den er sich teuer bezahlen ließ. Und selbst wenn sie sich sein Honorar hätte leisten können, hätte es immer noch den Beigeschmack gehabt, ihr einen Gefallen zu tun, weil er sich normalerweise mit so „kleinen Fischen“ gar nicht abgab. Ein Gefallen verpflichtete aber zu einer Gegenleistung – und sie hatte Ethan Cartwright nichts anzubieten.
Außer … Nein, das durfte sie nicht einmal denken. Es war eine Sache, einem unwiderstehlichen Gefühl nachzugeben, etwas ganz anderes war es jedoch, sich davon finanzielle Vorteile zu versprechen.
Andererseits … er würde sie benutzen, warum sollte sie es nicht umgekehrt auch tun dürfen?
Seit Wochen stellte sie sich immer wieder vor, wie es wohl sein würde, in seinen Armen zu liegen. Ethan war der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war, und er weckte ein solch heißes Verlangen in ihr, dass sie sich immer wieder zur Vernunft rufen musste. Allerdings würde auch die schönste Liebesnacht niemals zu einer ernsthaften Beziehung führen …
Es war ein reines Glücksspiel, und sie spielte nicht.
Selbst wenn es die wundervollste Erfahrung ihres Leben sein würde, die Wahrscheinlichkeit, dass sie verlor, war viel größer … dass sie diesen Job verlor, bevor sie einen neuen finden konnte, dass sie ihre Selbstachtung verlor, ihr Gefühl für richtig und falsch. Und es war ganz gewiss falsch, Sex gegen einen finanziellen Rat einzutauschen. Schließlich war es nicht wirklich eine Frage des Überlebens. Sie kam ganz gut allein zurecht. Aber wie lange noch? Und welchen Preis zahlte sie dafür?
Seufzend nahm sie sich das Körbchen Kirschtomaten und begann, sie für den Salat zu halbieren. Ethan war damit beschäftigt, ein köstliches Dressing mit Olivenöl und Balsamico anzurühren. Als Daisy aufblickte, stippte er gerade einen Finger in die Soße und steckte ihn in den Mund, um zu probieren.
Natürlich war es keine bewusst erotische Geste, dennoch durchzuckte es Daisy heiß. Seine grünen Augen funkelten belustigt, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete.
„Wie kommt es, dass Sie so gern kochen?“, fragte sie rasch in dem Bestreben, ein möglichst unverfängliches Thema anzuschneiden.
„Ich esse gern gut. Sie etwa nicht?“
„Doch, natürlich. Aber Sie könnten es sich doch leisten, in den besten Restaurants zu essen, und müssen nicht selber kochen.“
„Ich finde es viel befriedigender, wenn man es genauso macht, dass es einem gut schmeckt. Meine Großmutter hat mir das beigebracht.“
„Ihre Großmutter?“
Er lächelte, erfreut, ihr Interesse geweckt zu haben. „Als ich noch ein kleiner Junge war und nach der Schule ständig bei ihr in der Küche herumlungerte. Sie liebte es zu kochen, und alles, was ich bei ihr aß, schmeckte so viel besser als die fertigen Sachen, die meine Eltern teuer einkauften, die beide nicht kochten. Essen war ihnen einfach nicht wichtig, weil sie so in ihrem wissenschaftlichen Elfenbeinturm gefangen waren.“
Es klang nach einer seltsamen Kindheit, so ganz anders, als Daisy es in ihrer großen Familie erlebt hatte. „Heißt das, Ihre Mutter ist also auch Akademikerin?“
Er nickte. „Ihr ganzes Leben dreht sich nur um die Rechtswissenschaften. Sie lehrt an der Universität und schreibt Bücher darüber.“
„Sind Sie ein Einzelkind?“
„Ein Kind war wirklich genug für meine Eltern“, meinte er trocken. „Nicht, dass sie mich nicht geliebt hätten. Auf ihre Weise haben sie das sicher getan. Dennoch war es das Beste, was sie je für mich getan haben, mich ins Internat zu schicken. In Riverview hatte ich eine tolle Zeit mit Mickey und Charlie und den anderen.“
Er schüttete das Dressing in eine Sauciere. „Wobei das Essen allerdings mit den Kochkünsten meiner Großmutter nicht mithalten konnte. Als ich schließlich auf eigenen Füßen stand, war ich deshalb ganz wild darauf, selbst zu kochen. Dieses Dressing ist übrigens eines der Rezepte meiner Großmutter. Probieren Sie mal.“
Daisy konnte nicht widerstehen, nun ihrerseits den Finger in die Sauce zu stippen und davon zu probieren, wobei ihr bewusst war, dass Ethan sie gespannt beobachtete. „Mm, lecker!“
Er lachte. „Es ist doch immer wieder schön, ein Vergnügen zu teilen.“ Sein neckender Blick war eine verführerische Einladung, noch vieles mehr mit ihm zu teilen.
Sofort zog Daisy sich hinter ihre Verteidigungsmauer zurück. Zu ihrem
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