Als Spiel fing es an
Vater nicht ins Detail ging, aber seine glückliche, entspannte Miene war Daisy Beweis genug, dass er an Ethans Rat glaubte und ihm vertraute.
Die Würfel waren also gefallen. Nun kam eine Zeit des Wartens. Für Daisy war es seltsam, jeden Wochentag in Ethans Haus zu verbringen und zuzusehen, wie es allmählich zu seinem persönlichen Zuhause gestaltet wurde, ihm selber aber gar nicht zu begegnen. Er war stets fort, bevor sie eintraf, und sie war gegangen, bevor er zurückkam. Tatsächlich kommunizierten sie nur über die Notizen, die sie sich gegenseitig auf dem Schreibtisch hinterließen … und die sich ausschließlich auf die Umbauarbeiten bezogen.
Das Spielezimmer war schließlich fertig, und in den Regalen und Schränken stapelte sich eine unvorstellbare Anzahl an Gesellschaftsspielen, die Ethan irgendwo zwischengelagert haben musste. Eines Morgens fand Daisy am Fuß der Treppe verschiedene Teppichmuster in Grüntönen ausgelegt mit der Notiz: „Was würde dir am besten gefallen?“
Warum wollte er ihre Meinung dazu? Er hatte sie doch nicht eingeladen, zu ihm zu ziehen, sondern wollte ihr eine eigene Wohnung einrichten. Unschlüssig kümmerte sie sich zunächst um andere Dinge, kehrte aber im Lauf des Tages immer wieder zur Treppe zurück und versuchte sich vorzustellen, wie die verschiedenen Grüntöne wirken würden. Schließlich entschied sie sich für ein warmes Moosgrün, vielleicht weil es die Farbe seiner Augen war. Sie heftete eine Notiz daran: „Dieses.“ Auch wenn es ihr egal sein konnte, wie er sein Haus einrichtete.
Am Ende der Woche erschienen dann die Teppichleger und ersetzten den roten Teppich durch einen moosgrünen. Es war schon absurd, wie sehr sie sich darüber freute. Wahrscheinlich hatte Ethan in diesem Punkt einfach zufällig den gleichen Geschmack gehabt wie sie. Und sie ertappte sich dabei, wie sie insgeheim wünschte, Ethan würde erkennen, wie gut sie zueinander passten.
Ein gefährlicher Wunsch. Was Ethan wollte, war Sex mit ihr, wann immer ihm der Sinn danach stand. Anscheinend war er vom ersten Moment an darauf aus gewesen. Einerseits war es natürlich schmeichelhaft, dass er sich derartige Umstände machte, um sie in den Armen halten zu dürfen … andererseits war es vermutlich einfach seine Natur, dieses kompromisslose Bestreben, immer zu bekommen, was er wollte. Das sollte sie besser nicht vergessen.
Die freundlichen Notizen, das Einholen ihrer Meinung in der Teppichfrage, die vorübergehende Distanz … all das konnte Teil einer geschickten Taktik sein, um sie als Geliebte zugänglicher zu machen, weil sie sich nicht gedrängt fühlte.
Allmählich entwickelte sich das Haus zu dem, was Ethan sich vorgestellt hatte. Die Möbel wurden geliefert … ein prachtvoller Billardtisch, gemütliche Sofas in moosgrünem Samt für das Heimkino, Schlafzimmereinrichtungen für die Gästezimmer. Die Lampen wurden ausgetauscht, um zu der neuen Ausstattung zu passen, die nötige Elektrik für das Sound- und Videosystem installiert.
Daisy blieb nicht mehr viel zu beaufsichtigen. Sobald die Renovierung des alten Kutschenhauses abgeschlossen war, würde sie gar nicht mehr gebraucht werden, und einen neuen Job hatte sie noch nicht gefunden. Das alles bedrückte sie … die fehlende Arbeit, die nicht mehr rechtfertigte, dass Ethan sie bezahlte.
Jeden Abend verfolgte ihr Vater gebannt die Börsennachrichten im Fernsehen. Fast sechs Wochen vergingen, bevor die Nachricht, auf die er wartete, Schlagzeilen machte. Die Regierung hatte grünes Licht gegeben für die Beteiligung eines chinesischen Unternehmens an der Redback Mining Company, die zwar reiche Vorkommen an Eisenerzen besaß, aber zu verschuldet war, um diese zu fördern. Der Aktienkurs, der Monate zuvor bis auf fünf Cent abgestürzt war, explodierte nun und stand bereits auf einem Dollar.
Ihr Vater sprang jubelnd auf, packte sich ihre Mutter und tanzte mit ihr übermütig durch das Wohnzimmer. „Er hat es geschafft! Er hat es geschafft!“
Irgendwann hatte er sich wieder genug beruhigt, um Daisy zu erklären, dass er auf Ethans Rat hin seine gesamten Rücklagen in Redback Mining Aktien angelegt hatte. Gleich am nächsten Tag würde er den Großteil davon mit gewaltigem Profit verkaufen, davon die Hypothek ablösen, die Familie großzügig bedenken und noch genug für ein sorgenfreies Leben übrig behalten.
Das war es, dachte Daisy benommen. Ihre Eltern konnten ohne finanzielle Sorgen in die Zukunft blicken. Ethan hatte seinen
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