Als Spiel fing es an
Lieblingsspeise ihrer Familie, umwickelte Melonenbällchen mit Streifen von Parmaschinken, dekorierte eine Käseplatte mit Briestücken und entkernten Datteln und bereitete die Zuckererbsen und Broccoli-Röschen vor, um sie im letzten Moment in der Mikrowelle zu erwärmen.
Tatsächlich war sie so beschäftigt, dass sie ihre Nervosität erst einmal vergaß, bis die letzten Handwerker Feierabend machten. Plötzlich hatte sie es sehr eilig, sich für Ethan fertig zu machen. Rasch duschte sie in einem der luxuriösen Gästebäder und föhnte sich anschließend das lange braune Haar, sodass es in weichen, seidigen Wellen ihr Gesicht umschmeichelte. Mit dem Make-up nahm sie sich mehr Zeit als gewöhnlich.
Es war nicht ganz leicht, mit zittrigen Händen Lidstrich und Mascara aufzutragen, aber das Ergebnis war alle Mühe wert. Daisy wusste, dass ihre ausdrucksvollen samtbraunen Augen neben ihrem langen, glänzenden Haar ihr größtes Plus waren, und an diesem Abend war es ihr wichtig, Ethan damit zu überraschen, wie attraktiv sie aussehen konnte. Natürlich spielte da wieder die verbotene Hoffnung mit, er könne mehr in ihr sehen als nur ein vorübergehendes Abenteuer.
Sie hatte sich für ein betont feminines Kleid aus einer rot und weiß gemusterten Seide entschieden, das ihre zierliche, weibliche Figur reizvoll zur Geltung brachte. Angeschnittene Ärmel und ein tiefes Dekolleté verliehen dem über Kreuz drapierten, eng anliegenden Oberteil Eleganz, der knielange Rock umspielte verführerisch ihre schlanken Beine. Dazu trug sie hochhackige Riemchensandaletten, die sie sehr sexy wirken ließen. Sie fühlte sich gut in diesem Outfit, und das war es, was sie brauchte. Besonders an diesem Abend.
Trotzdem wurde sie von plötzlichen Selbstzweifeln geplagt, als sie sich kritisch im Spiegel begutachtete. Den reichen Society-Schönheiten, mit denen Ethan sich sonst umgab, konnte sie natürlich nicht das Wasser reichen. Dazu fehlten ihr die nötige Weltgewandtheit und das perfekte Styling. Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, war vielleicht gut genug für Carl Jamieson, aber Ethan Cartwright spielte in einer ganz anderen Liga.
Es war dumm von ihr gewesen, sich wie für ein echtes Date herauszuputzen. Sie hätte wie üblich Jeans und T-Shirt tragen sollen, weil das Aussehen sowieso nichts änderte. Ethan wollte sie einfach nur im Bett haben, warum auch immer. Da hätte sie ihn genauso gut splitternackt empfangen können, um ihm das Ausziehen zu ersparen. Was natürlich nicht ernsthaft für sie in Betracht kam. Stattdessen benötigte sie ihr sorgfältiges Make-up und das schicke Outfit wie eine Fassade, hinter der sie ihre wachsende Nervosität verstecken konnte.
Sie wusste nicht, wann Ethan kommen würde. Als ihr nichts mehr zu tun blieb, setzte sie sich ins Heimkino und sah sich zur Ablenkung eine Quiz-Show im Fernsehen an.
Sie war bereit für ihn. So bereit wie nur möglich.
10. KAPITEL
Nachdem die Aktienkurse für die Redback Mining Company so in die Höhe geschossen waren, war der Abschluss der Woche für Ethan sehr hektisch geworden, denn die Aktiendepots vieler Klienten mussten neu sortiert werden. So war er ziemlich erschöpft, als er am Freitagabend das Büro verließ … später, als er wollte, wo doch Daisy ihn zu Hause erwartete. Er setzte sich in sein Cabrio und schloss für einen Moment die Augen, um für die bevorstehende Nacht neue Energien zu schöpfen, eine Nacht, auf die er ungeduldig gewartet und sich gefreut hatte, seit Daisy damals gegangen war.
Damit ist es jetzt vorbei, dachte er befriedigt. Zwar wusste er immer noch nicht, warum sie sich so verdammt bemüht hatte, die natürliche Entwicklung ihrer Beziehung aufzuhalten, aber das war jetzt auch egal. Er hatte die gemeinsame Zeit mit ihr als Teil des Deals gewonnen, und ihrer kleinen Notiz nach zu urteilen, schien sie sich nicht davor drücken zu wollen, ihren Teil der Abmachung einzuhalten.
Die Macht des Geldes.
In diesem Fall hasste er sie. Aber er würde sich nehmen, was sie ihm eingebracht hatte … würde sich alles nehmen, was Daisy Donohue ihm geben konnte. Angefangen mit der heutigen Nacht.
Ethan atmete tief ein, schlug die Augen auf und startete den Motor, um nach Hause zu fahren.
Während der vergangenen Wochen hatte er sein normales Gesellschaftsleben wie gewöhnlich weitergeführt: ein paar exklusive Partys, einige Pferderennen mit Mickey, die regelmäßigen Spieleabende mit den Jungs sowie Tennispartys am
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