Als unser Kunde tot umfiel
ein Kartenhaus zusammen. Ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen und wegen des Drucks von oben habe ich meinen Mitarbeitern alles abverlangt. Dass sich da auch gleich das schlechte Gewissen gemeldet hat, kannst du dir sicher vorstellen.
H: Klar. Erst kam die Rezession, dann die beiden Finanzkrisen. Und immer weniger Leute müssen immer mehr Aufgaben bewältigen. Kein Wunder, wenn Mitarbeiter vor der Aufgabe kapitulieren. Wie man das Kind nennt, ist da fast egal, ob Burn-out oder Überforderung. Fakt ist: Der Ton ist schärfer geworden. Zu mir hat unlängst jemand gemeint, dass Überstunden für ihn ja ok wären, er sei ja noch jung. Aber dass er jetzt seit zehn Monaten jeden Tag 14 Stunden durchpowert, fände er etwas hart.
P: Und das ist kein Einzelfall. Neulich erzählte mir jemand aus der Finanzdienstleistung, dass es bei ihnen normal wäre, dass Mitarbeiter konzentrationssteigernde Mittel nehmen. Das muss man sich einmal vorstellen. Ohne wäre der Job nicht zu schaffen. Im Nachhinein frage ich mich, wieso ich dieses Spiel überhaupt mitgemacht habe.
H: Und? Hast du eine Antwort darauf gefunden?
P: Mehrere. Zum einen hieß es damals ganz klar: Hop oder top! Für die Firma ging es ums nackte Überleben. Ob einige Mitarbeiter da etwas härter angefasst wurden, war zweitrangig. Zum anderen war mir klar: Wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer. So hatte ich zumindest die Möglichkeit, das Ganze zu beeinflussen. Außerdem war ich so fokussiert auf das Problem Erlössteigerung, dass ich viele Warnzeichen einfach übersehen habe. Vielleicht wollte ich sie auch nicht sehen.
H: Das kann ich nachvollziehen. Aber auch ziemlich kurzsichtig vom Unternehmen, so ein Vorgehen von dir zu verlangen. Schließlich ist niemandem damit geholfen, wenn das Team Totalausfälle verkraften muss. Aber das erlebe ich immer wieder. Da wird kurzfristig ein Sondereinsatz verlangt. Fünf Monate später ist der Sonderfall dann zur Routine geworden. Manche Chefs haben dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil, sie genießen es richtig, wenn sich ihr Team gegenseitig beharkt. Frei nach dem Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft.
P: Genau. Aber ich kenne auch Unternehmen, die peinlich genau darauf achten, dass Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten einhalten. Als Chef wird man immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen man entscheiden muss, ob das jetzt noch tragbar ist oder nicht. Manche Teams wurden auch verwöhnt und wenn es dann hart auf hart geht, wird gejammert.
H: Stimmt. Aber wenn man die typischen Fallstricke kennt, kann man das Problem eigentlich recht leicht lösen.
Houston, wir haben ein Problem – So treiben Sie jeden Mitarbeiter ins Burn-out
Mitarbeiter kontinuierlich zu mehr Leistung motivieren – und wenn’s brennt, dafür sorgen, dass alle an einem Strang ziehen. Das ist die hohe Kunst einer guten Führungskraft. Wie Sie es nicht machen sollten:
„Einzug im Wolkenschloss.“ Obwohl den Mitarbeitern das Wasser schon bis zum Hals steht, sagt dieser Typ Vorgesetzter völlig unrealistische Abgabetermine zu, die nicht zu erreichen sind, und reißt sich zusätzliche Projekte unter den Nagel. Das Schlimme daran: Er glaubt wirklich, dass das zu schaffen ist, wenn nur alle mal ordentlich zupacken. Dass schon seit Monaten alle Alarmglocken schrillen, blendet er dabei aus.
„Zwietracht säen.“ Frei nach dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“ spielt dieser Chef gekonnt seine Teammitglieder gegeneinander aus. Dem einen Mitarbeiter reibt er unter die Nase, dass ein anderer, der ja ohnehin viel jünger ist und mehr Biss hat, ihn beim Verkauf mal wieder übertrumpft hat. Nur um seinem Gegenpart vorzuwerfen, dass der „alte Hase“ ihn mit seiner Erfahrung regelmäßig alt aussehen lässt. Gewinnen tut dabei nur der Chef, denn er hat seine Ruhe, während die Mitarbeiter sich anfeinden. Teamklima und langfristiger Erfolg bleiben dabei auf der Strecke.
„Zuckerbrot und Peitsche.“ Der Teil des Teams, der gerade die Ziele erfüllt, wird über den grünen Klee gelobt, die anderen, die Loser, die ihr Ziel nicht erreichen, werden mit Verachtung gestraft. Für die einen heißt es neuer Dienstwagen, für die anderen gibt es einen neuen Fahrradkorb – ohne Schleife. Idealerweise wird diese Diskrepanz bei jeder Gelegenheit herausgestellt und den betreffenden Mitarbeitern unter die Nase gerieben. So kann der Chef sicher sein, dass auch in seiner Abwesenheit der nötige Druck herrscht – die Mitarbeiter
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