Als wir eingeschneit waren
auf den
Flur.
»Paß auf!« rief ich. »Paß auf,
daß er nicht in die Küche läuft!« Wir versuchten ihn zu greifen, aber es
glückte nicht, Waldemar rannte in die Küche, Arne und ich hinterher.
»Jedenfalls wäre es wohl
besser, wenn du mich nicht so boxen würdest«, maulte Arne.
»Ach was«, sagte ich. »Aber was
meinst du, was Mama sagt, wenn das Schwein in die gute Stube läuft!«
Gerade in dem Augenblick
schlüpfte Waldemar durch die Stubentür. Ich hoffte nur, daß Mama und Papa nicht
gerade jetzt nach Hause kämen. Vorsichtig schlichen wir Waldemar nach. Da stand
er friedlich unter dem Stubentisch und nagte ein bißchen an einem Stuhl. Von
beiden Seiten krochen Arne und ich an ihn heran. Aber Waldemar schlüpfte unters
Sofa. Nun wurde ich böse, packte ihn an einem Bein und zog ihn unter dem Sofa
hervor. Er quiekte, als ob ich ihn mit dem Messer gestochen hätte. Arne und ich
bekamen jeder ein Vorderbein zu fassen, und so zerrten wir ihn aus dem Zimmer
und schleppten ihn gleich weiter bis zum Schweinekoben.
Aber an der Schweinestalltür
hielten wir an; drinnen stand alles unter Wasser.
»Wenn Waldemar schwimmen kann,
dann macht es ihm jedenfalls nichts aus«, sagte Arne. Aber ich glaubte kaum,
daß Waldemar schwimmen konnte. Also trugen wir ihn wieder in die Veranda. Dann
gingen wir ums Haus herum und sahen nach, woher das viele Wasser kam.
Zwischen der Weide und unserem
Hofplatz fließt ein kleiner Bach. Er gluckert dort fast den ganzen Sommer über,
und manchmal baue ich darin einen Wasserfall. Aber jetzt war das Wasser in dem
Bach so hoch gestiegen, daß er fast einen Meter breit geworden war. Und mitten
darin lag unsere Hütte. Die Äste und die Büsche stauten das Wasser auf, so daß
der Bach nicht in seinem gewohnten Bett fließen konnte. Das Wasser strömte an
dem Hindernis vorbei. Ein Teil floß in den Schweinestall, ein Teil verschwand
neben der Pforte und sprudelte auf die Landstraße zu.
Das Bachwasser kam oben vom
Berg und aus dem Wald herunter. Und je länger es regnete, desto höher stieg das
Wasser im Bach. Wenn es nicht bald aufhörte zu regnen, würde aus dem Bach ein
breiter Fluß werden. Und dann würde der Schweinestall vielleicht noch ganz
vollaufen.
»Jedenfalls, wenn das ein Fluß
wird«, sagte Arne, »dann wird der ganze Hof mit weggespült und der Stall und
euer Wohnhaus. Und auch die Straße, die verschwindet dann auch. Und dann kommen
alle die Autos und dann... «
»So weit sind wir noch nicht!«
sagte ich.
»Aber wir könnten ja die Reste
von unserer Hütte da wegnehmen«, meinte Arne. »Dann fließt das Wasser
vielleicht so, wie es soll.«
Das taten wir sofort.
Es dauerte eine ganze Weile,
bis wir es geschafft hatten. Wir rissen uns an den Zweigen, und wir gaben es
nicht auf, bis auch der letzte Zweig herausgezogen war. Danach floß das meiste
Wasser wieder im richtigen Bett. Aber etwas lief immer noch über unseren Hof.
»Wir lassen das Schwein einfach
so lange in der Veranda«, sagte ich.
Inzwischen waren wir so hungrig
geworden, daß wir unbedingt ins Haus gehen und etwas essen mußten. Vorher sperrten
wir Waldemar in die Garderobe, damit er uns nicht weglief. Dann holten wir uns
Saft und Rosinenbrötchen. Wir aßen fast alle Brötchen auf, die da waren. Arne
meinte, wir wären bloß deshalb so hungrig, weil es regnete.
»Und wir haben ja auch tüchtig geschuftet«,
sagte ich.
Dann nahmen wir uns jeder ein
Handtuch und trockneten uns ab. Wir wischten auch den Fußboden in der Küche
auf, denn Waldemar hatte eine Menge Schmutz mit hereingebracht. Und im
Wohnzimmer wischten wir auch. Dann setzten wir uns an den Tisch und aßen jeder
noch ein Brötchen.
Der Regen klatschte an die
Fensterscheiben und rauschte in den Dachrinnen.
Auch auf das Verandadach
trommelte der Regen. Das war kein leises ruhiges Regnen, es klang, als ob
jemand mit einem Schlauch unser ganzes Haus abbrauste.
Plötzlich blitzte es wieder.
Dann kam ein scharfer Knall.
»Ich habe überhaupt keine
Angst«, sagte Arne. »Aber jedenfalls wäre es netter, wenn deine Mama und dein
Papa auch mal wieder nach Hause kämen.«
»Papa hat gesagt, es ist nicht
gefährlich«, antwortete ich.
Gerade in diesem Augenblick
zuckte wieder ein greller Blitz. Und dann polterte der Donner.
»Was Waldemar wohl macht?«
fragte Arne plötzlich.
»Dem geht es gut«, sagte ich.
»Der liegt in der Garderobe und hat es warm und gemütlich.«
»Ich glaube, ich sehe mal
nach«, sagte Arne. Er lief auf den
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