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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Peterson
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Vorplatz und zur Garderobe, ehe ich
antworten konnte. Er schloß die Tür hinter sich, vielleicht deshalb, damit
Waldemar vor den Blitzen nicht bange würde. Eine ganze Zeitlang hörte ich ihn
mit dem Schwein reden.
    Aber es war, als ob die Blitze
Löcher in die Wolken gerissen hätten. Aus dem Prasseln auf dem Dach wurde ein
richtiges Getöse. Es wurde fast dunkel im Haus, und draußen war alles grau von
Regen. Und mitten im Regen gingen unsere vier Kühe spazieren. Sie blieben auf
dem Hofplatz stehen, sahen sich um und trotteten weiter, in die Erdbeerbeete
hinein.
    »Arne!« schrie ich.
    »Was denn?« rief Arne.
    »Komm sofort raus aus der
Garderobe«, sagte ich.
    »Dann ist Waldemar so allein«,
antwortete er.
    »Kümmere dich nicht um
Waldemar. Die Kühe sind im Garten!«
    »Was ist los?« fragte Arne und
machte die Garderobentür auf. Gerade da blitzte es. Arne schlug die
Garderobentür so schnell zu, daß er fast Waldemars Schnauze eingeklemmt hätte.
Aber ich machte die Tür wieder auf.

    »Nun komm doch!« sagte ich.
»Die Kühe sind im Garten. Sie fressen die Erdbeeren auf. «
    Da kam Arne heraus und guckte.
Auch Waldemar kam heraus und stürzte sofort nach draußen in den Regen.
Wahrscheinlich mochte er nicht gern in einer dunklen Garderobe sitzen. Ich sah
nach, ob er da drinnen auch keinen Schmutz gemacht hatte, Waldemar, meine ich.
Dann holte ich meine neuen Gummistiefel heraus und die alten auch. Arne bekam
meinen Regenmantel, und ich zog Ritvas an. Dann gingen wir in den Regen hinaus.
    »Was ist denn das für eine neue
Mode?« rief ich Stjärna zu.
    Sie sah zur Seite, sie schämte
sich wohl. Aber Antje und Stine sahen mich stur an, gerade so, als ob sie es
gewohnt wären, zwischen Erdbeeren, Salatköpfen, Petersilie, Dill und Tomaten zu
grasen. Ganz abgesehen von den Kartoffeln, dem Rasen und all dem andern.
    Arne war ein wenig bange vor
den Kühen. Aber er ging doch wenigstens um die Erdbeerbeete herum und schwenkte
die Arme. Stjärna sah ihn an, als ob er ein dummes Kalb wäre. Dann nahm sie noch
ein Maul voll Erdbeeren mit Blättern.
    »Nein, so was habe ich noch
nicht erlebt!« rief ich und schob sie weg. Sie machte ein paar Schritte, dann
senkte sie den Kopf und schnaufte. Das galt entweder mir oder dem Regen. Arne
stand da und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Er rief mir zu, daß sich der
Regen im Gesicht anfühle wie eine Dusche. Aber ich hatte keine Zeit, das
auszuprobieren.
    Für gewöhnlich sind unsere Kühe
sehr brav. Aber als ich Stjärna vom Erdbeerbeet herunter hatte, fing Antje an,
den Spinat zu probieren. Arne hörte auf, im Regen zu duschen. Er sauste genauso
herum wie ich und versuchte, die Kühe wieder auf die Weide zu treiben. Um die
Stiefel herum spritzte es hoch auf, und bald waren die Regenmäntel von innen
genauso naß wie von außen. Aber das schadete nichts.
    Die ganze Zeit über hüpfte
Waldemar herum wie ein Hund. Nur daß er grunzte und schnaubte, statt zu bellen.
Zweimal
    stolperte ich über ihn und fiel
ins Wasser. Und beide Male mußte ich mich hinsetzen und das Wasser aus den
Stiefeln ausschütten.
    Aber es war, als ob der Regen
die Kühe verrückt gemacht hätte. Allmählich wurde Arne richtig mutig. Er
stemmte sich mit beiden Händen gegen Antjes Flanke und schob aus Leibeskräften.

    Aber Antje machte nur ein paar
Schritte seitwärts und schnappte gleichzeitig nach Mamas schönen Margeriten in
der Rabatte. Unsere Kühe sind sonst wirklich brav. Man kann mit ihnen fast
alles anstellen, was man will, ohne daß sie treten oder stoßen. Aber das konnte
Arne ja nicht wissen. Und darum fand ich ihn sehr mutig. Es gibt so viele, die
vor Kühen Angst haben.
    Endlich hatten wir die Kühe
näher an die Weide herangetrieben. Aber am Bach blieben sie stehen.
    »Wenn ihr schon einmal durch
den Bach gegangen seid, könnt ihr es auch zum zweitenmal!« schrie ich.
    »Achtung, jetzt kommt
Waldemar!« rief Arne. Und Waldemar kam angesaust. Als er den Bach sah, wollte
er bremsen, aber der Lehm war so glitschig, daß er geradewegs ins Wasser
hineinrutschte. Er machte die Schnauze auf, um zu schreien, doch statt dessen
lief Wasser hinein.
    »Er ertrinkt!« rief Arne.
    Ich glaubte auch, Waldemar
würde ertrinken. Wir stürzten uns beide zugleich ins Wasser, Arne und ich. Aber
das war inzwischen so tief geworden, daß es uns bis über die Knie reichte. Die
Stiefel liefen voll Wasser. Es spritzte bei jedem Schritt aus den
Stiefelschäften, und das fühlte sich sehr komisch an, so daß

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