Als wir eingeschneit waren
der war genauso bockig wie
Waldemar. Er sauste geradewegs durch die Himbeerhecke und über den
Kartoffelacker. Er war kohlrabenschwarz, als ich ihn endlich vor der Veranda
packen konnte. Arne kam heraus und half mir.
»Am besten bringen wir Wolfram
auch in den Kuhstall«, sagte Arne.
»Dann müssen wir ihn aber
vorher abspülen«, meinte ich. »Denn Papa hat den Kuhstall gerade erst sauber
gemacht. «
Jetzt regnete es wieder mit
aller Gewalt. Ich hatte es nicht bemerkt, solange ich hinter Wolfram herjagte.
Wie eine Brause stürzte es aus dem Abflußrohr der Regenrinne. Arne und ich
packten Wolfram und trugen ihn bis zur Hausecke. Dort hielten wir ihn eine gute
Weile unter das platschende Wasser aus dem Regenrohr. Wolfram schrie wie am
Spieß. Aber ich kann mir nicht denken, daß ein Schwein von einer kleinen Dusche
gleich stirbt.
Als wir ihn abgespült hatten,
waren wir beide, Arne und ich, auch schön sauber geworden. Wir nahmen Wolfram
wieder zwischen uns und schleppten ihn zum Kuhstall.
»Wenn Waldemar und Wolfram nun
bloß nicht anfangen, sich zu zanken!« befürchtete Arne.
Ich war deswegen auch schon
besorgt. Wir mußten sie wohl eine Weile beobachten. Aber als wir die Stalltür
öffneten, war Waldemar nirgends zu sehen. Wir sahen überall nach, in jedem
Winkel. Ich hielt Wolfram fest, während Arne herumkroch und suchte. Dann kam er
wieder zu mir, und da sah ich auch, daß die Hintertür offen war. Auf diese
Weise war uns Waldemar also entwischt. Und als er von der Landstraße zurückkam,
hatten wir geglaubt, es wäre ein anderes Schwein.
Wir machten die Hintertür
ordentlich zu. Und dann gingen wir im Stall rundherum, um zu sehen, ob sonst
noch irgend etwas offen war. Und dabei stritten wir, ob wir das
Schwein nun Wolfram oder
Waldemar nennen sollten. Ich fand, Wolfram sei ein sehr schöner Name. Arne
mochte Waldemar lieber. Schließlich einigten wir uns darauf, daß das Schwein
»Woldemar« heißen sollte. Das hört sich vielleicht komisch an, aber wir fanden,
es sei ein guter Name.
Als wir aus dem Stall traten,
kam uns alles so sonderbar vor. Etwas war anders geworden.
»Jedenfalls kommt das
vielleicht davon, weil es aufgehört hat zu regnen«, sagte Arne.
Tatsächlich hatte es aufgehört
zu regnen. Es regnete überhaupt nicht mehr. All die schwarzen Wolken waren
verschwunden. Hier und da sah man schon ein Stückchen blauen Himmel. Aber das
Wasser im Bach schäumte immer noch hoch. Um die Autos auf der Landstraße
spritzte das Regenwasser. Und auf dem Hofplatz waren große Pfützen.
Wir zogen noch einmal die
Stiefel aus. Dann versuchten wir, überall dort, wo das Schwein und die Kühe
gelaufen waren, wieder Ordnung zu machen. Sonst wäre Mama wohl sehr traurig
geworden, wenn sie nach Hause kam. Daß das Wasser immer weiter über den Hof
lief, konnten wir nicht ändern.
Gerade hatten wir im
Garten so einigermaßen Ordnung gemacht, da hörten wir einen Wagen heranrollen.
Es waren Mama und Papa und Leena und Ritva, die mit der Kutsche zurückkamen.
Sie hatten bei unserer Lehrerin gesessen, sich unterhalten und Kaffee
getrunken, während es regnete.
»Ihr wart doch nicht draußen
bei dem Regen?« fragte Mama.
»Doch!«
»Das habe ich mir gedacht!«
sagte Leena.
Papa, Arne und ich schaufelten
das Bachbett frei, so daß das Wasser schneller abfließen konnte. Es dauerte
auch nicht mehr lange, da war der Hof um unser Haus herum wieder ziemlich
trocken.
Die Sonne schien wieder, und es
wurde warm. Der Kartoffelacker dampfte. Das Gras und die Blumen dufteten.
Aber noch tagelang floß viel Wasser
den Bach hinunter. Arne und ich bauten uns darin ein Mühlrad, und Papa half uns
dabei.
Als die Hühner weggeweht wurden
Am Tag vor dem 17.
November hielt ein Auto vor unserer Pforte. Darin waren Arne, der aus Mölle
kam, und seine Eltern.
Arne ist vor kurzem in die
Schule gekommen. Aber dann wurde er krank. Der Doktor sagte, er brauche
Luftveränderung. Deshalb kam Arne zu uns nach Smaland.
Als er ankam, schien er gar
nicht mehr krank zu sein. Wir gingen sofort umher und sahen uns alles an.
Zuerst sagten wir den Kühen
guten Tag. Es sind dieselben alten Kühe, die wir schon mehrere Jahre haben:
Stjärna, Antje, Maj-Rose und Stine.
Rulle, unser Hund, war die
ganze Zeit bei uns. Er hatte Arne wiedererkannt. Sonst hätte er in einer Ecke
gestanden und wäre böse gewesen. Aber nun schoß er mit einem Satz hervor,
Rulle, meine ich. Arne beugte sich zu ihm nieder und umarmte ihn, und er zog
Rulle zum
Weitere Kostenlose Bücher