Als wir eingeschneit waren
wir später die
Stiefel unbedingt noch einmal mit Wasser füllen mußten.
Aber wir konnten Waldemar
fassen und trugen ihn zu zweit. Er sah so klein aus, war aber ziemlich schwer.
Ein paarmal mußten wir ihn absetzen und ausruhen, hielten ihn aber immer an den
Beinen fest.
»Jedenfalls können wir wohl so
nicht weitermachen und Waldemar den ganzen Tag tragen«, sagte Arne. »Lieber
lassen wir ihn wieder in die Garderobe.«
Ich guckte mir Waldemar an. Er
war fast schwarz von Lehm und Erde.
»Er paßt besser in den
Kuhstall«, antwortete ich.
Wir standen wieder auf und
trugen ihn zum Stall. Wir ließen ihn hinein und machten die Tür fest hinter ihm
zu.
Die Kühe standen immer noch am
Bach und glotzten dumm.
»Wenn du das Gatter ordentlich
geschlossen hättest, wäre das alles nicht passiert«, sagte ich.
»Jedenfalls warst du es ja, der
zuletzt durch das Gatter kam«, antwortete Arne.
Ich dachte nach. Und dann war
ich nicht mehr so sicher, wer von uns beiden zuerst oder zuletzt durch das
Gatter gegangen war.
»Auf jeden Fall müssen wir die
Kühe wieder auf die Weide bringen«, sagte ich.
»Wir könnten ja eine Brücke
über den Bach bauen«, meinte Arne. »Das ist ganz einfach.«
»Wie denn?« fragte ich.
»Erst schlägt man ein paar
Pfähle in den Boden. Dann legt man Baumstämme über die Pfähle. Und obenauf legt
man Bretter. Und dann macht man an beide Seiten ein Geländer. Das ist doch gar
nicht schwer!«
Eigentlich hörte sich das nicht
so schwierig an. Und irgendwie mußten wir die Kühe wieder auf die Weide
bekommen.
»Aber wir haben keine Nägel«,
sagte ich.
»Papa sagte gestern, wir hätten
keine Nägel mehr.«
»Vielleicht kann man auch
Bindfaden nehmen«, sagte Arne.
»Den letzten Bindfaden habe ich
vorhin bekommen, als wir die Hütte bauen wollten.«
Während wir dastanden und über
die Brücke redeten, stieg Stjärna langsam und vorsichtig ins Wasser. Und
genauso vorsichtig stieg sie auf der anderen Seite wieder ans Ufer. Dann ging
sie durch das offenstehende Gatter auf die Weide, und die anderen gingen
hinterher. Arne und ich machten das Gatter ordentlich hinter ihnen zu.
Was Papa und Mama wohl zu dem
großen Bach sagen würden! Und wie sie staunen würden über das viele Wasser, das
über unseren Hof strudelte! Das Wasser riß den Kies mit sich und auch etwas von
dem Kartoffelacker. Und dann strömte es unter der Pforte hindurch und floß
wieder in das Bachbett neben der Landstraße. Aber vielleicht konnte man den
Kies wieder heraufschaffen, wenn der Regen endlich vorüber war.
Arne und ich planschten ein
bißchen im Wasser herum. Die Stiefel und die Regenmäntel zogen wir aus; wir
waren ja doch am ganzen Körper klitschnaß. Dann versuchten wir, uns gegenseitig
das Schwimmen beizubringen. Auch einen Hafen bauten wir, und jeder suchte sich
ein Stück Holz, das wie ein Boot aussah, und brachte es hinein.
Schließlich wurde uns aber doch
kalt. Die Stiefel waren so naß, daß wir sie nicht wieder anziehen mochten. Wir
stellten sie einstweilen unter das Verandadach. Die Regenmäntel hängten wir an
einen Nagel. Der Regen war etwas schwächer geworden. Aber der Hofplatz war
immer noch ein einziger großer See. Ich holte ein Handtuch, und wir trockneten
uns kräftig ab.
Als wir gerade damit fertig
waren, kam ein Schwein die Landstraße entlanggerast. Es war ungefähr ebenso
groß wie Waldemar. Im selben Augenblick kam von der anderen Seite ein Lastauto.
Arne und ich schrien auf. Wir glaubten, das Lastauto würde das Schwein
überfahren. Aber das Schwein bog rechtzeitig ab und rannte unter der Pforte durch
bis zur Veranda.
»Vielleicht hat jemand das
Schwein aus seinem Auto verloren«, meinte Arne.
»Dann können wir auf dieses ja
auch noch achtgeben«, sagte ich.
»Aber das ist doch nicht unser
Schwein! Und jedenfalls bin ich jetzt trocken. «
»Paß auf, es läuft in unsere
Erdbeerbeete! « sagte ich. Und wahrhaftig rannte das Schwein mitten in unsere
Beete hinein.
»Ich möchte bloß mal wissen,
was Mama dazu sagt«, rief ich.
»Und ich möchte wissen, wie
dieses Schwein wohl heißt«, sagte Arne.
»Vielleicht auch Waldemar«,
sagte ich.
»Oder vielleicht Wolfram«,
sagte Arne.
Diesen Namen hatte ich noch nie
gehört. Aber als ich mir das Schwein näher besah, da sah es wirklich aus, als
hieße es Wolfram. Auf alle Fälle wollte ich nicht, daß Wolfram in unseren
Gemüse- und Erdbeerbeeten herumwühlte. Ich zog also meine Stiefel an und rannte
hinter Wolfram her.
Aber
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