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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Peterson
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Spaß am Schwanz.
    Dann kam Papa mit Blesse aus
dem Wald nach Hause. So spät im Herbst wie jetzt ist nicht mehr viel in der
Landwirtschaft zu tun. Deshalb arbeitet Papa dann im Wald und fällt Bäume. Und
er sorgt dafür, daß unser Holzschuppen voll Birkenholz ist, bevor der Winter
kommt.
    Arnes Mama und Papa wollten
nach Stockholm, daher fuhren sie schnell wieder ab. Danach gingen wir zum Bach,
der auf der anderen Seite des Hühnerhauses fließt. Dort bauten wir einen
Wasserfall. Arne und ich mögen beide gern an einem Wasserfall herumbasteln.
Manchmal stauen wir den Bach auf, bis sich ein richtiger See bildet. Wir hatten
Gummistiefel an, daher machte es nichts, daß wir im Wasser standen.
    Arne wollte große Steine den
Bach hinunterrollen lassen und einen richtigen Damm bauen.
    »Wir könnten ihn mit Laub und
Moos zustopfen«, sagte er. »Ihr würdet einen schönen See bekommen, ganz und gar
innerhalb des Hofes. Jedenfalls kann das Wasser, wenn wir einen Graben ziehen,
vielleicht in euren Kartoffelkeller hinunterfließen. Und dann werden euch alle
Kartoffeln gewaschen.«
    Wenn Arne bekäme, was er will,
würden wir Wasser im Keller haben und die Hühner auf dem Boden und die Kühe im
Zimmer. Und wir selber würden im Kuhstall schlafen. Das sagte ich ihm.
    »Jedenfalls riecht es viel
besser im Kuhstall als drinnen«, antwortete Arne. »Drinnen riecht es genau wie
gewöhnlich.«
    Aber ich glaubte auf jeden Fall,
daß Mama und Papa kein Wasser im Kartoffelkeller haben wollten.
    Wir hatten den Wasserfall
beinahe fertig, als Leena uns hereinrief. Es war schon dunkel. Wenigstens fast
dunkel. Aber wir hatten gar nicht gemerkt, daß es Abend geworden war.
    Als wir am Hühnerhaus
vorbeigingen, glucksten die Hühner dort drinnen. Das Hühnerhaus ist mächtig
alt, aber Papa hat Mama versprochen, daß er ein neues bauen wird, sobald er
Zeit findet. Aber er hat wohl nie Zeit, er hat so viel zu tun.
    Drinnen in der Küche war es warm
und schön und hell. Als Papa vom Kuhstall hereinkam, schüttelte er den Kopf.
    »Wir bekommen Sturm«, sagte er.
    Aber er wirkte nicht besonders
unruhig.
    Als wir gegessen hatten, sahen
wir eine Weile Fernsehen. Dann gingen wir ins Bett.
    Arne schlief in einem Extrabett
neben meinem Küchensofa.
    Mitten in der Nacht wachte ich
davon auf, daß Arne mich am Arm zog. Es war ganz dunkel.
    »Tiimo«, flüsterte er, »was ist
das, was man da hört? Jedenfalls ist es ganz dunkel.«
    Ich hörte an seiner Stimme, daß
er ein wenig ängstlich war. »Was denn?« flüsterte ich, denn ich wußte nicht,
was er meinte.
    »Das da«, antwortete er.
    Da begriff ich, was er meinte.
    »Es weht im Wald«, sagte ich.
»Es knirscht in der großen Birke neben dem Kuhstall.«
    »Ach so«, sagte Arne.
    Dann drehte er sich um, und
bald hörte ich, daß er wieder schlief. Aber ich lag eine Weile wach. Eigentlich
wehte es mächtig stark. So sehr tost es sonst nicht im Wald.
Plötzlich schlug irgendwo draußen eine Tür. Zuerst dachte ich, die Kellertür
sei aufgeweht worden. Aber die war es wohl nicht, es war wohl die Stalltür.
    Drinnen im Schlafzimmer regte
sich etwas, und Papa kam leise heraus. Als er seine Stiefel überzog, setzte ich
mich im Bett auf.
    Ich merkte, daß er zu mir
herüber sah, aber es war völlig dunkel.
    »Bist du wach, Tiimo?«
flüsterte er.
    »Ja«, antwortete ich und
schlich vom Küchensofa zu ihm. »Ich gehe mit dir. Das darf ich wohl?«
    »Zieh dir Hosen und einen
Pullover über den Schlafanzug«, flüsterte Papa. »Hier hast du Stiefel.«

    Gerade als wir hinauskamen,
krachte es irgendwo tief drinnen im Wald.
    »Was war das?« fragte ich.
    »Ein Baum«, antwortete Papa.
»Du weißt, daß die Kiefern auf dem Berg rechts vom See nicht viel Halt haben.
Hoch und ungeschützt stehen sie auch. Bestimmt ist dort oben eine Kiefer
umgestürzt.«
    Es war wirklich die Stalltür,
die auf- und zuschlug. Als wir versuchten, sie zu schließen, sahen wir, daß
sich ein Scharnier gelöst hatte. Aber dagegen konnten wir jetzt in der
Dunkelheit nichts tun.
    Es pfiff und sang in den
Telefondrähten. Das war fast gespenstisch. Und es heulte um die Ecken des
Kuhstalls. Hinten im Wald ist eine Schneise, und von dort weht es so sehr. Aus
dem Wald rauschte es noch viel heftiger. Papa und ich mußten ordentlich
schreien. Und die alte Birke zwischen dem Stall und dem Hühnerhaus knirschte
und knarrte und rasselte mit den langen Zweigen.
    Hier draußen im Wald ist es
sonst in den Nächten ganz still. Ja, mitunter donnert

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