Als wir eingeschneit waren
ein Lastzug vorbei, aber
sonst ist es still. In dieser Nacht aber kamen von allen Seiten Geräusche.
Wir gingen umher und befühlten
die anderen Türen. Eines der Hühner gluckste, aber sonst waren die Tiere ruhig.
Alle Häuser auf unserem Hof
sind klein. Das Hühnerhaus ist klein, und es steht mehr für sich allein am
Bach. Der Pferdestall und der Kuhstall sind zusammengebaut. Darüber ist der
Heuboden. An dem einen Ende des Stalles ist der Holzschuppen, und da ist auch
das Klosett. Aber alles ist klein, denn unser Hof ist auch ziemlich klein. Aber
es reicht für uns, wie Mama immer sagt.
Es war eigenartig, in der
Dunkelheit und bei dem Sturm zusammen mit Papa umherzugehen. Als wir wieder
hineinkamen, ging ich ins Bett und schlief sofort ein.
Am Morgen, als ich aufwachte,
lag Arne noch da und schlief. Aber ich kitzelte ihn unter den Füßen, und da
wachte er auf.
»Oh«, sagte er und schüttelte
den Kopf, »bin ich hier? Ich dachte, ich wäre zu Hause in Mölle. Jedenfalls
donnert es hier wie am Meer.« Und er sah sich um.
»Hier donnert es dafür im
Wald«, antwortete Papa, der am Tisch saß und Kaffee trank.
Mama und er waren schon draußen
im Kuhstall gewesen und hatten die Kühe gemolken. Bald würde Papa in den Wald
gehen. Dann würde der Schulbus kommen. Aber da fiel mir ein, daß Andersson
nicht mit dem Schulbus zu kommen brauchte, weil unsere Lehrerin nicht da war.
Mama wurde unruhig, als Papa
sich anzog, um hinaus in den Wald zu gehen.
»Ich möchte nicht, daß du einen
Baum auf den Kopf bekommst«, sagte Mama. »Oder daß eine Kiefer auf Blesse
fällt. Du solltest jetzt lieber nicht gehen.«
»Ich gehe zuerst nur ein Stück
die Landstraße entlang«, sagte Papa. »Und ich sehe nach, ob ein Baum auf die
Fahrbahn gestürzt ist. Wenn ich zurückkomme, hat der Sturm wahrscheinlich
nachgelassen.«
»Meinst du?« fragte Mama und
wurde ein wenig froher. »Ja, dann bringe ich wohl doch das Bettzeug hinaus, wie
ich es vorhatte. Weil Leena und Ritva zu Hause sind und mir helfen können.«
»Tu das nur«, sagte Papa.
Währenddessen sprangen Arne und
ich auf und zogen uns an. Zum Frühjahr werden wir Ölfeuerung bekommen, aber bis
dahin müssen wir uns in kaltem Wasser waschen. Ich mag kein kaltes Wasser. Aber
Arne tauchte seinen ganzen Kopf tief in die
Waschschüssel, so daß es über
den Herd spritzte. Dann tranken wir Kakao und aßen einen ganzen Berg
Butterbrote, bevor wir nach draußen auf den Hof gingen.
Papa hatte recht; es wehte
längst nicht mehr so stark. Arne und ich kletterten in den großen Kirschbaum
und nahmen die blanken Blechstreifen ab. Wir hatten sie im Sommer angebracht,
weil die Vögel die Kirschen nicht fressen sollten. Und ich hatte Papa
versprochen, sie wegzunehmen, sobald ich schulfrei hatte.
Unser Kirschbaum ist gewiß der
beste Baum zum Klettern, den es gibt. Groß ist er auch. Man braucht nicht ganz
bis oben zu klettern, um über das Kuhstalldach sehen zu können. Und die Autos
scheinen weit unten vorbeizusausen.
Es ist beinah das schönste, was
ich mir denken kann, im Sommer in diesem Baum zu sitzen. Dann hat er Blätter,
und keiner kann mich sehen. Einmal saß ich hoch oben auf einem Ast und hörte
zu, als Leena und Ritva in der Laube Kaffeekränzchen mit ihren Puppen spielten.
Sie wußten nicht, daß ich genau über ihnen saß.
Als wir höher waren als das
Kuhstalldach, merkten wir, daß es doch noch recht stark wehte. Die Zweige
schaukelten so, daß man sich festhalten mußte. Ich fürchtete, Mama würde rufen,
daß wir wieder herunterkommen sollten. Aber sie war dabei, das Bettzeug
hinauszutragen. Leena und Ritva halfen ihr.
Arne kletterte fast bis in die
Spitze hinauf. Aber da blies der Wind viel heftiger, und der ganze Baum
schaukelte. Ich glaubte, Arne würde hinunterfallen. Und das glaubte Arne wohl
auch. Aber er schlang die Arme um den Baumstamm, und dann wagte er nicht
hinunterzuklettern.
»Der Ast ist weg, auf den ich
vorher getreten bin«, rief er und tastete vorsichtig mit dem Fuß.
»Du mußt herunterkommen«, rief
ich. »Du kannst doch nicht den ganzen Winter in unserem Baum sitzen.«
»Hilfe, ich werde
'runtergeweht!« rief Arne.
Ich kletterte vorsichtig hinauf
und half Arne hinunter.
Die ganze Zeit zerrte der Wind
an unseren Kleidern, so daß wir uns immerzu festhalten mußten. Aber unten auf
dem Hof war es ruhig. Als Leena und Ritva Mama geholfen hatten, alles Bettzeug
hinauszutragen, nahmen sie ihre Fahrräder und wollten zu ihren
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