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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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aber da war Jemima schon im Land der Träume, und ich hatte echt keine Lust mehr auf die Fahrerei, und deswegen haben Mum und ich nur ein kleines bisschen »hurra, wir sind in der Tosskana« gerufen.
    Danach hat Mum gesagt, »wir sind heute so fleißig gewesen. Was meint ihr? Wir hauen ein bisschen Geld auf den Kopf und gönnen uns was.« Was eigentlich ziemlich komisch war, weil, wenn Mum sonst über Geld redet, sagt sie immer, wir dürfen nichts ausgeben. Also sind wir von
der Autobahn runter, haben die Maut bezahlt und sind dem Schild für einen Agriturismo nachgefahren, das heißt, dass man auf einem Bauernhof übernachtet, hat Mum gesagt. Es war ein großes Haus mit einem Ehepaar, die uns geholfen haben, unsere Sachen aus dem Auto zu holen, und lachen mussten, wie sie Hermann in seinem Käfig gesehen haben. Hugh Prowse aus der Schule sagt immer, jeder Mensch ist wie ein Tier, und wenn man wissen will, was für ein Tier er ist, muss man an den Schwanz denken, und da bin ich da draufgekommen, dass die Frau eine Giraffe war, weil sie groß und dünn war und alles beobachtet hat, sie hätte einen ganz dünnen Bindfadenschwanz gehabt. Der Mann war langsam und dick, er war ein Bär und hatte einen runden, flauschigen Schwanz. In unserem Zimmer hingen Bilder von den Bergen, und Mum hat uns gebadet und gesagt, wir sollen uns beim Essen benehmen, sonst kriegen wir nichts.
    Natürlich hat sich Jemima überhaupt nicht benommen. Sie ist dauernd von ihrem Stuhl aufgestanden, obwohl Mum gesagt hat, sie soll das nicht, und warum? Bloß weil sie die Tigerkatze finden wollte, aber die ist immer sofort vor ihr weggelaufen, und ich dachte, »ich kann dich gut verstehen, Tigerkatze.« Aber zum Glück hat das keinen gestört, die Giraffenfrau hat nur gelacht und »kehbella« gesagt, das heißt »wie schön«, hat Mum gesagt. Ich war so müde, ich konnte kaum was essen, obwohl es sehr lecker war, aber hinterher war es komisch, weil ich nämlich vor lauter Müdigkeit nicht einschlafen konnte. Bestimmt, weil ich zu aufgeregt war nach dem spannenden Tag mit den Kroassongs zum Frühstück und den Alpen und der Kirmes. Und ich fand, dieses Abenteuer, diese Fahrt nach Rom, um von Dad wegzukommen, war das Beste, was ich je im Leben gemacht hab.

    Irgendwann sind die Wissenschaftler ganz aufgeregt geworden, weil sie einen Mond gefunden haben, der heißt Europa und dreht sich um den Planeten Jupiter. Europa ist blau und mit Eis bedeckt und hat viele Linien, wie Adern. Aber am aufgeregtesten waren die Wissenschaftler deswegen, weil unter dem Eis Wasser ist, ein ganzes Meer voll und schön warm, wie in einer Badewanne, weil es da Vulkane gibt. Die Wissenschaftler sagten, »da gibts garantiert Leben in dem Wasser. Da gibts garantiert Tiere.«
    Keiner weiß, wie diese Tiere aussehen. Sie könnten langweilige kleine Winzlinge sein wie Bakterien oder Monster, riesengroß wie Haifische oder Dinosaurier. Die Wissenschaftler wollen ein Raumschiff hinschicken und nachgucken, aber das ist nicht einfach, weil Europa so weit weg ist, und dann brauchen sie auch noch einen großen Bohrer, um durch das Eis durchzukommen, weil es nämlich meilendick ist.
    Es könnte aber auch ein blöder Fehler sein, da ein Raumschiff hinzuschicken. Wenn sie durch das Eis bohren, kommen womöglich die ganzen Monster raus und kapern das Raumschiff und fliegen zur Erde, und dann gibt es eine Katastrophe. Alle fühlen sich sicher, sitzen beim Mittagessen oder vor dem Fernseher wie immer, und plötzlich kommen die Monster raus und zerstören die ganzen Häuser und die Geschäfte und alles. Aber manchmal denke ich auch, »und wenn die Monster nun nett sind?«, ich denke, »dann müssen sie aber so schnell wie möglich ein Raumschiff hinschicken«, ich denke, »sonst müssen die ganzen Monster sterben.«
    Am nächsten Morgen ist was Schlimmes passiert. Ich bin aufgewacht, und die Sonne schien auf ein Stück von der Wand, richtig hell, wie im Sommer, und ich dachte, »hurra, heute fahren wir nach Rom.« Ich dachte, »Mum hat noch nicht gesagt, dass ich aufstehen soll, also bleib
ich noch ein bisschen liegen, es ist so schön gemütlich hier im Bett.« Dann hab ich ein lautes Poltern gehört, das war natürlich Jemima, und sie sagte, »Mummy, guck mal, was ich gefunden hab.« Was das war, weiß ich nicht, das hab ich nie rausgekriegt, aber am Abend vorher hatte sie mit den kleinen Shampoofläschchen aus dem Badezimmer gespielt, und Mum hat sie ihr weggenommen, nachdem sie eine

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