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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Sicherheit. Und dann war ich plötzlich da, genau vor Dads Haus, und ich dachte, »hurra hurra, du bist clever, Lawrence.«
    Ich hab in die Tüte geguckt, da war ein Päckchen mit weißen Tüchern drin und Streichhölzer und ein großer Plastiktrichter. Ich hab gedacht, »wie mach ich das jetzt?«, weil Mum das nämlich nie erklärt hat, weil sie es ja selber machen wollte. Ich hab gedacht, »au nein, jetzt steh ich hier und mach nichts, eine Sekunde nach der anderen vergeht, und bald kommt Mr. Andrews an, oder Dad kommt raus, das ist furchtbar, das ist eine Katastrophe.« Dann hab ich gedacht, »wahrscheinlich muss ich den Trichter in den Briefschlitz stecken«, und hab meine Hände dazu gezwungen, aber es war gar nicht so leicht, weil die Klappe einfach nicht oben bleiben wollte und mir auf die Finger gehauen hat. Ich dachte, »ich klemm den Trichter rein, das müsste funktionieren«, aber der Trichter hat seitlich rausgeguckt, und ich dachte »wie blöde«, und wie ich versucht hab, das Benzin reinzukippen, ist es überhaupt nicht reingegangen, sondern mir auf die Schuhe geschwappt. Ich dachte, »ach Mum, ich versteh das nicht, wie hat dein Plan ausgesehen? «
    Aber ich hab nicht aufgegeben. Ich habs noch mal probiert. Diesmal hab ich den Trichter mit der einen Hand ein bisschen höher gehalten und das Benzin mit der anderen reingekippt, ich hab gedacht, »ich mach es ganz langsam und vorsichtig«, und obwohl es nicht einfach war, weil der
Kanister so schwer war, ist ein bisschen was reingegangen, und ich hab gedacht, »au ja, hurra«, und dann hab ich das Benzin ganz langsam weiter reingeschüttet, immer mehr, das hat ewig gedauert, bis ich nichts mehr hatte, bis alles drin war. Das war herrlich. Dann hab ich den Kanister hingestellt, den Trichter wieder in die Tüte getan und eins von den Tüchern rausgeholt. Ich hab gedacht, »was mach ich damit? Ich glaube, ich stecke es an und schmeiße es rein.«
    Das hab ich dann also probiert, aber es war auch ganz schön schwierig. Und zwar, weil meine Finger ganz komisch und zitterig waren, und ich hab gedacht, »lasst das sein, Finger.« Von dem ersten Streichholz ist der Kopf abgebrochen, das zweite ging an und gleich wieder aus, das dritte ging an und wieder aus, wie ich das Tuch anstecken wollte, mit einem kleinen Rauchkringel. Plötzlich bin ich echt wütend geworden, ich hab gedacht, »jetzt stell dich nicht so an, Lawrence, du musst das schaffen, du hast keine Zeit«, und dann hab ich es ganz vorsichtig noch mal probiert. Ich hab das nächste Streichholz angezündet und es ganz ruhig gehalten, ich hab mich fast überhaupt nicht bewegt, ich hab bloß das Tuch drangehalten, und es hat funktioniert, es hat angefangen zu brennen. Und da hab ich gedacht, »hurra«, ich hab gedacht, »fertig«, und dann hab ich keine Sekunde mehr gewartet, das durfte ich nicht, ich hab den Briefschlitz ganz weit aufgemacht und es reingestopft.
    Und was soll ich sagen? Es ist überhaupt nichts passiert. Ich hab gewartet. Ich dachte, »jetzt gibts gleich einen lauten Knall«, aber es hat nicht geknallt. Also hab ich den Briefschlitz noch mal aufgemacht und reingeguckt, und dann hab ichs kapiert, weil Dad nämlich so was wie einen Korb aus Draht an der Tür hatte, in den die ganzen Briefe und Zeitungen reinfallen, damit sie nicht auf dem Boden landen und dreckig werden. Ich hab gedacht, »aber natürlich, wieso hab ich da nicht dran gedacht, den hab ich doch oft
genug gesehen, wenn ich übers Wochenende hier war.« Das Tuch hat nämlich einfach nur in dem Korb gelegen, es hat zwar noch ein bisschen gebrannt, aber es hing fest. Ich hab gedacht, »o nein, das ist übel«, ich hab gedacht, »wieso hast du da nicht dran gedacht, Mum?«, ich hab gedacht, »vielleicht nützt es was, wenn ich noch ein Tuch reinschmeiße«, was anderes ist mir, ehrlich gesagt, nicht eingefallen, und ich wollte grade noch ein Streichholz anzünden, da sind ganz viele Sachen passiert.
    Zuerst war da Mr. Andrews, der die Straße runter auf mich zugerannt kam, ich dachte, »wie sind Sie denn dahin gekommen, Sie sind doch den falschen Weg gerannt«, er war auf dem Bürgersteig und hat gerufen, »Lawrence, Lawrence.« Und dann war da ein Automotor, total laut, wie bei einem Autorennen, und ich dachte, »das ist bestimmt Mum«, und sie wars. Sie hat ganz feste gebremst und genau vor Dads Gartentor angehalten, und dann hat sie durch das Fenster gerufen, »steig ein, Lawrence.«
    Ich war so traurig, ich dachte, »es tut

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